Wienerberger-Chef: "Haben Krise sehr schnell bewältigt"
Konzern schüttet im Herbst erhöhte Dividende für 2019 von 60
Cent je Aktie aus - Ausblick für 2020 angehoben - Zum Halbjahr
noch mit Nettoverlust von 29,4 Mio. Euro - GRAFIK
Die behördlich verfügten Shutdowns zur Eindämmung
der Coronavirus-Pandemie haben auch bei Wienerberger eine ganze
Reihe von Werken vorübergehend zum Stillstand gebracht. Trotz eines
Nettoverlusts von 29,4 Mio. Euro in den ersten sechs Monaten ist CEO
Heimo Scheuch für das Gesamtjahr 2020 zuversichtlich. "Wir haben die
Krise sehr schnell bewältigt", sagte er am Mittwoch in einer
Pressekonferenz.
Das erste Halbjahr sei für den weltgrößten Ziegelproduzenten mit
über 200 Standorten weltweit "sehr schwierig mit Covid-19" gewesen,
räumte Scheuch ein. Der Konzern musste während des Ausbruchs der
Coronakrise das Verliefern von vielen Millionen Produkten und das
Funktionieren der Wertschöpfungskette sicherstellen. Im Vorjahr
hatte der Konzern in den ersten sechs Monaten noch einen Nettogewinn
von 126,9 Mio. Euro erzielt.
Heuer brach das operative Ergebnis (EBIT) im Jahresabstand um 89
Prozent von 181,5 auf 19,7 Mio. Euro ein. "Die letzten Monate waren
natürlich geprägt von unvorhersehbaren Ereignissen, die wir alle
vorher noch nie gekannt haben", betonte der Konzernchef.
"Natürlich hat die Krise im März begonnen - am meisten war es der
April, der dadurch beeinträchtigt war", berichtete Scheuch und
verwies auf einen Umsatzrückgang von 23 Prozent in dem Monat; im Mai
habe das Minus dann 18 Prozent betragen. "Das war ein richtiger
Rollercoaster", sagte Finanzvorstand Carlo Crosetto zur
Achterbahnfahrt der Verkaufserlöse während der ersten Monate der
Coronakrise. Der Markt sei, bedingt durch den Shutdown "stark
rückgängig" gewesen. "Im Juni konnten wir erfreulicherweise wieder
an allen Standorten produzieren", so Scheuch.
Im gesamten ersten Halbjahr gingen die Verkaufserlöse heuer
gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres letztlich nur um 5
Prozent auf 1,64 Mrd. Euro zurück.
"Aus heutiger Sicht im August sehen wir nach den Entwicklungen
des ersten Halbjahres und des Monats Juli, dass wir gestärkt aus
dieser Krise hervorgehen - wir haben sehr stark an der
Kostenstruktur gearbeitet und zusätzlich neue Produkte auf den Markt
gebracht", sagte der Konzernchef. In der Produktion seien "fast 50
Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr" eingespart worden. Das
konzerninterne Sparprogramm "Fast Forward 2020" habe im ersten
Halbjahr bereits 15 Mio. Euro gebracht, im Gesamtjahr sollen es nach
heutiger Schätzung etwa 30 Mio. Euro werden - weitere "20 Mio. Euro
könnten sich verzögern", ergänzte Crosetto.
Der Mitarbeiterstand war im ersten Halbjahr laut Scheuch "leicht
rückläufig". Durch Schließungen bedingt sei es in einigen Ländern zu
Kündigungen gekommen, in Summe seien davon etwa 400 Stellen
betroffen gewesen. Konkret sind in der gesamten Gruppe laut
Halbjahresbericht 4 Prozent der Arbeitsplätze weggefallen - der
Personalstand verringerte sich von 16.963 auf 16.360 Mitarbeiter
(Vollzeitäquivalente) weltweit. "Das wird sich über das Jahr wieder
einpendeln", meinte Scheuch. Kurzarbeit in Anspruch genommen habe
Wienerberger zum Beispiel auch in England und Frankreich, "wo wir ja
staatlich verordnet aus der Produktion gehen mussten". "Das war für
die gesamte Belegschaft."
Unter der Annahme, dass die Entwicklung so weitergehe und dass es
keinen zweiten Lockdown gebe, hob das Management den Ausblick für
das Gesamtjahr 2020 wieder etwas an: Das bereinigte Ergebnis vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll nun 480 bis 500
Mio. Euro erreichen, statt der zuletzt erwarteten 460 bis 480 Mio.
Euro. Gegenüber 2019 (587,5 Mio. Euro) bedeutete dies einen Rückgang
von rund 15 bis 18 Prozent. Bei der Bilanzpräsentation Ende Februar,
also vor Ausbruch der Coronakrise, hatte Wienerberger für heuer noch
ein bereinigtes EBITDA von 625 bis 645 Mio. Euro in Aussicht
gestellt.
Die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 wird trotz
Corona und Kurzarbeit wie ursprünglich geplant von 50 auf 60 Cent je
Aktie angehoben und im Herbst ausbezahlt, bekräftigten Scheuch und
Crosetto heute bei der Präsentation der Halbjahresergebnisse für
2020. "Die Dividende haben wir auf Ende Oktober verschoben", so der
Finanzvorstand. Insgesamt werden dem CFO zufolge etwa 67 Mio. Euro
ausgeschüttet, das entspreche 20 Prozent des Free Cashflows.
( 0931-20, Format 88 x 88 mm)
(Schluss) kre/phs
ISIN AT0000831706
WEB http://www.wienerberger.com