Für die Post war Corona-Zeit wie "elf Wochen Weihnachten"
Tagesspitze fast 800.000 transportierte Pakete -
Versorgungsauftrag entsprochen - Rückgang bei Briefen, Boom
bei Paketen - Halbjahr mit stabilem Umsatz, halbiertem Gewinn
- BILD GRAFIK
Die Österreichische Post AG blickt auf ein extremes
erstes Halbjahr 2020 zurück. Bedingt durch die Corona-Pandemie und
den Lockdown mit Schließung vieler Geschäfte hat sich das
Post-Geschäft sehr unterschiedlich entwickelt: Einem durch
Online-Einkäufe verursachten Paket-Boom standen Rückgänge bei Brief-
und Werbepost gegenüber. Insgesamt zieht Generaldirektor Georg Pölzl
eine positive Bilanz.
Der teilstaatliche und börsennotierte Konzern habe seinem
Versorgungsauftrag entsprochen, betonte Pölzl am Freitag in einer
Pressekonferenz: "Oberstes Ziel war die Aufrechterhaltung des
Dienstbetriebes". Die Post habe auch zum Höhepunkt der
Corona-Pandemie die Versorgung in allen Gebieten sichern können.
Sogar in den Quarantäne-Gebieten seien die Filialen immer offen
gewesen. Die Covid-19-Erkrankungen bei Mitarbeitern in den
Verteilzentren Hagenbrunn und Inzersdorf wurden durch die Schließung
und Wiedereröffnung mit Hilfe des Bundesheers, das mit Hunderten
Soldaten "Dienst am Packerl" machte, überstanden.
"Wir hatten elf Wochen Weihnachten, und das unter
Corona-Bedingungen", beschreibt der Post-Chef in der PK zum
Halbjahresergebnis die hohe Arbeitsbelastung der Beschäftigten
inmitten des Ausnahmezustands. Zum Höhepunkt wurden von der Post vor
Ostern fast 800.000 Pakete an einem Tag transportiert. Viele
Menschen hätten die Vorteile des e-commerce entdeckt, weil es
teilweise die einzige Möglichkeit gewesen sei, Dinge überhaupt zu
bekommen. Das habe auch der Onlinehandelsplattform shöpping.at
geholfen. Mittlerweile hat sich die Menge der beförderten Pakete auf
500.000 bis 600.000 pro Tag eingependelt. Nun rüste man sich schon
mit einem Ausbau der Kapazitäten für Weihnachten.
Dabei war Pölzl sogar selber im körperlichen Einsatz, wie er vor
Journalisten ausführte: "Auch ich hab Packerl geschupft". Das Team
der Zentrale habe "fast Schulter an Schulter" am Wochenende in
Verteilzentren freiwillig mitgeholfen. Dabei habe er mehr von der
Lebensrealität von Beschäftigten erfahren, mit denen er sonst nicht
so in Kontakt sei, räumte der Spitzenmanager ein. Der Corona-Einsatz
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter habe diesen auch Prämien
gebracht von "mindestens 100 Euro, teilweise deutlich mehr". Dabei
hält Pölzl die Wertschätzung für die Arbeitsleistung für wichtiger
als finanzielle Extra-Abgeltung.
Die Kritik am Einsatz von Leiharbeitern in den Verteilzentren
kann der Post-Chef nicht nachvollziehen. Man habe maximal zwei bis
drei Prozent der insgesamt rund 20.000 Mitarbeiter auf
Leiharbeitsbasis, das sei saisonabhängig. Hingegen gebe es andere
Anbieter, die fast 100 Prozent ihrer Mitarbeiter nicht angestellt
hätten, sagte Pölzl ohne Namen zu nennen. Gemeint ist wohl etwa der
US-Konzern Amazon, bei dem nach Gewerkschaftsangaben nur ein
Bruchteil der Mitarbeiter im Verteilzentrum Großebersdorf (NÖ)
direkt angestellt ist, mehr als 90 Prozent sind Leiharbeitskräfte.
Das Halbjahresergebnis der Post AG wurde dementsprechend von
Corona-Zusatzkosten und vom Aufbau der großteils posteigenen bank99
belastet. Trotzdem sei es gelungen, auch in dieser schwierigen Zeit
einen Gewinn zu erzielen, der aber nicht an die Rekordergebnisse der
vergangenen Jahre anschließen konnte, sagte Pölzl. "Wir sind gut
durch die erste Phase der Corona-Zeit gekommen, mit ein paar
Schrammen, aber wir hoffen, dass es jetzt bergauf geht."
Optimistisch sieht Pölzl auch die Entwicklung beim türkischen
Paketzusteller Aras Kargo, wo Mitte Juni das Signing der
Anteilserhöhung der Post auf 80 Prozent erfolgte. Der Umsatz habe
sich im ersten Halbjahr gut entwickelt.
Das Ergebnis der ersten sechs Monate der Post AG weist eine
stabile Umsatzentwicklung im Vorjahresvergleich auf, der Gewinn hat
sich halbiert. Der Umsatz blieb mit 981,9 Mio. Euro im Vergleich zur
Vorjahresperiode stabil (+0,1 Prozent), das Betriebsergebnis (EBIT)
des Konzerns ging um 55,2 Prozent auf 48,2 Mio. Euro zurück. Der
Gewinn halbierte sich auf 39,1 Mio. Euro (-50,7 Prozent). Das
Ergebnis je Aktie sank von 1,17 Euro auf 0,66 Euro.
In der Hauptversammlung am 17. Juni wurde die Ausschüttung einer
Dividende von 2,08 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2019
beschlossen und am 30. Juni ausgeschüttet (Dividendenzahltag 1. Juli
2020). Auch weiterhin sollen zumindest 75 Prozent des
Nettoergebnisses an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
( 0915-20, Format 88 x 100 mm)
(Schluss) gru/bel
ISIN AT0000APOST4
WEB http://www.post.at