Konjunktur
|
Datum/Zeit: 05.07.2020 11:36 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Abschwung in Deutschlands Industriesektor lässt
im Juni weiter nach
Der durch die Coronavirus-Pandemie ausgelöste massive
Produktionsrückgang in Deutschlands Industrie schwächte
sich im Juni weiter ab, wie die jüngsten Umfrageergebnisse
von IHS Markit zeigen. Da mehr und mehr Unternehmen ihre
Geschäftstätigkeit wieder aufnahmen, fielen die Rückgänge
bei Produktion und Auftragseingang so gering aus wie seit
Februar nicht mehr, womit sie sich weiter von den Allzeittiefs
im April entfernen. Beim Geschäftsausblick zeigten sich die
Hersteller erstmals wieder optimistisch, wenngleich sich der
Stellenabbau aufgrund der vielerorts geringen Auslastung
fortsetzte.
Der saisonbereinigte IHS Markit/BME Einkaufsmanagerindex
- eine Momentaufnahme des verarbeitenden Gewerbes in
Deutschland errechnet aus den Indizes für Auftragseingang,
Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormaterialbeständen - notierte im Juni bei 45,2 Punkten und machte
damit nach 36,6 im Vormonat einen kräftigen Sprung nach
oben. Nichtsdestotrotz blieb der Index immer noch unter
der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten, wie bereits seit
Anfang 2019.
Eine noch stärkere Erholung des Industriesektors
wurde durch das erneute Minus beim Auftragseingang
- insbesondere im Export - ausgebremst. Zahlreiche
Umfrageteilnehmer berichteten von Zurückhaltung der
Kunden. So wurden Aufträge aufgrund bereits hoher
Lagerbestände und Kurzarbeit oftmals verschoben oder
sogar storniert. Angesichts der Tatsache, dass immer mehr
Restriktionen gelockert oder gar aufgehoben werden,
spüren viele Hersteller eine allmähliche Belebung der
Nachfrage. Dementsprechend fiel der Rückgang bei den
Neuaufträgen so gering aus wie seit Februar nicht mehr. Im
Konsumgüterbereich wurde sogar schon ein leichtes Plus
verzeichnet.
Auch die Produktion schrumpfte im Juni ein weiteres
Mal. Allerdings schwächte sich der Rückgang wie bei den
Neuaufträgen auf den niedrigsten Wert seit Beginn der
Coronavirus-Pandemie im März ab.
Da viele Unternehmen nach wie vor deutlich unter ihrer
Kapazitätsgrenze arbeiteten - wie der abermalige starke
Abbau der Auftragsbestände signalisiert - setzte sich der
Beschäftigungsrückgang auch im Juni branchenweit fort.
Die Schrumpfungsrate verbesserte sich gegenüber dem
Vormonat etwas, blieb aber dennoch eine der kräftigsten seit
der globalen Finanzkrise.
Unterdessen reduzierten die Hersteller ihre Einkaufsmenge
erneut, wenngleich in geringerem Ausmaß. In erster Linie,
um die Vormateriallager möglichst klein zu halten, aber
auch, um die Liquidität zu erhöhen. Die Bestände an
Fertigwaren sanken im Vergleich zum Vormonat ebenfalls
leicht, nachdem hier zu Beginn des zweiten Quartals noch
ein Rekordzuwachs verbucht wurde.
Die durch die Corona-Krise verursachten Unterbrechungen
der Lieferketten lassen allmählich nach. So verkürzten sich die
Lieferzeiten erstmals seit Januar, wenn auch nur geringfügig.
Derweil verbilligten sich die Einkaufspreise bereits den
vierzehnten Monat in Folge. Der teils erbitterte Wettbewerb
um Neuaufträge führte dazu, dass Kosteneinsparungen
häufig in Form von niedrigeren Verkaufspreisen an die
Kunden weitergegeben wurde. Die Rückgangsrate blieb hier
unverändert zu Mai.
Schließlich zeigen die aktuellen Daten eine signifikante
Verbesserung der Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist.
Zum ersten Mal seit Februar notiert der entsprechende Index
wieder im positiven Bereich, vor allem, weil sich zahlreiche
Umfrageteilnehmer zuversichtlich zeigen, dass sich das
Produktionsniveau in der zweiten Jahreshälfte erholen wird.
Phil Smith, Principal Economist bei IHS Markit kommentiert
den finalen IHS Markit/BME Einkaufsmanagerindex:
“Den PMI-Daten vom Juni können wir sowohl positive als auch
negative Aspekte abgewinnen. Einerseits zeigen sie, dass
mehr und mehr Hersteller ihre Produktion weiter hochfahren
und dass der Optimismus, an dem es in den letzten Monaten
mangelte, wieder zurückgekehrt ist. Andererseits verharrt
die Nachfrage auf sehr niedrigem Niveau, was eine rasche
Erholung erschwert.
Das Fehlen von Neuaufträgen bedeutet, dass viele
Unternehmen ihre Produktion in erster Linie aus den
Auftragsbeständen speisen - diese schrumpfen jedoch stetig.
Solange also beim Auftragseingang kein Wachstum erkennbar
ist und die Fabriken unter ihrer Kapazitätsgrenze arbeiten,
muss weiter mit Stellenkürzungen gerechnet werden.
Schwierig sieht es nach wie vor zudem beim Exportgeschäft
aus und so wird es wahrscheinlich noch einige Zeit bleiben.
Aber es gibt einen ersten Lichtblick. Die Umsätze in Asien - und
insbesondere in China - stiegen jüngst wieder an."
|