SBO kämpft mit Auftragsrückgang wegen sinkender Ölnachfrage
Weniger Umsatz, aber mehr Gewinn im ersten Quartal -
Stellenabbau in den USA, Überstunden in Ternitz - CEO Grohmann
verweist auf geringe Verschuldung und dicken
Liquiditätspolster
Der weltweite Rückgang der Ölnachfrage
infolge der Coronakrise macht dem niederösterreichischen
Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann (SBO) zu schaffen: Umsatz und
Auftragseingänge gingen im ersten Quartal spürbar zurück und man hat
in den USA Personal abgebaut. 2020 sei ein hartes Jahr, sagt
Vorstandschef Gerald Grohmann, aber man sei mit einem dicken
Liquiditätspolster ausgestattet.
Der Auftragseingang der SBO ist in den ersten drei Monaten 2020
um gut ein Fünftel auf 101,2 Mio. Euro eingebrochen, der
Auftragsstand betrug Ende März 116,4 Mio. Euro, nach 123 Mio. Euro
zu Jahresbeginn. Der Umsatz war mit 108,9 Mio. Euro um ein Zehntel
geringer als im Erstquartal des Vorjahres.
In den USA habe man den Mitarbeiterstand bis zum Ende des ersten
Quartals bereits von 1.535 auf 1.406 Leute reduziert und man habe
dort im April und Mai weitere Stellen abgebaut, berichtete Grohmann
am Mittwoch im Gespräch mit der APA. "Die USA haben schon letztes
Jahr etwas geschwächelt, weil die Produktionsgesellschaften mehr auf
Returns geschaut und weniger in neue Bohrprojekte investiert haben.
Durch die Coronakrise und den drastischen Einbruch der Ölnachfrage
haben die USA ihre Aktivitäten weiter zurückgefahren und der Rig
Count ist letzte Woche erstmals unter 400 gefallen, und das ist
tiefer als er bei der letzten Krise war, und das spüren wir
natürlich."
Am Standort Ternitz in Niederösterreich hingegen seien weder
Kurzarbeit noch Stellenabbau ein Thema, sagte Grohmann. "Wir haben
im ersten Quartal in Ternitz sogar Leute aufgenommen und arbeiten in
vielen Bereichen im Dreischichtbetrieb und müssen Überstunden
machen."
Kurzfristig stehe eine sehr schwere Zeit bevor, sagte der
SBO-Chef. "Die ganze Industriewelt wurde durch Corona lahmgelegt.
Die Reise- und Flugtätigkeit und alles, was Energie verbraucht, ist
zurückgegangen." Die Nachfrage nach Rohöl werde heuer im Schnitt um
10 Mio. Barrel pro Tag zurückgehen und die Ölförderer in Nordamerika
dürften ihre Investitionen heuer um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr
zurückfahren, "und das Vorjahr war schon in den USA kein brüllendes
Jahr". Außerhalb von Nordamerika würden die Investitionen um 23
Prozent zurückgehen und global insgesamt um 28 Prozent, so die
Annahme.
Im zweiten Halbjahr sollte die Nachfrage dann langsam wieder
steigen, hofft Grohmann. Jedenfalls sei man aber für die
Durststrecke gut vorbereitet. Die Eigenkapitalquote verbesserte sich
im ersten Quartal von 42,3 Prozent auf 43,5 Prozent, die
Nettoverschuldung wurde gegenüber dem Jahresende 2019 auf 9,1
Prozent halbiert, der Verschuldungsgrad (Gearing) liegt bei 2,4
Prozent. Der Bestand an liquiden Mitteln betrug 247,5 Mio. Euro (31.
Dezember 2019: 265,2 Mio. Euro).
Der operative Cashflow betrug im ersten Quartal 14,3 Mio. Euro,
nach 36,8 Mio. Euro im Vergleichsquartal des Vorjahres. Die
Investitionen in Sachanlagevermögen und immaterielle Vermögenswerte
wurden im Jahresabstand von 10,1 Mio. auf 6,3 Mio. Euro
zurückgefahren.
Das Betriebsergebnis (EBIT) ging von 20,2 Mio. auf 12,1 Mio. Euro
zurück und das Ergebnis nach Steuern stieg von 7,7 Mio. auf 8,6 Mio.
Euro, weil der Steueraufwand geringer war als im Vorjahr.
Mittelfristig rechnet Grohmann mit einem sukzessiven Anstieg der
Ölnachfrage, wenn der Konsum und die Reisetätigkeit wieder zunehmen.
Weil die Ölproduktion inzwischen stark heruntergefahren wurde und
nicht auf Knopfdruck wieder hochfahren könne, werde dann der Ölpreis
wahrscheinlich einen Sprung nach oben machen.
Langfristig geht er nicht davon aus, dass der SBO die Arbeit
ausgehen wird: "Auch 2040 muss noch mehr als die Hälfte des
Primärenergiebedarfs durch Öl und Gas abgedeckt werden."
(Schluss) ivn/tsk
ISIN AT0000946652
WEB http://www.sbo.co.at