AT&S hält an Mittelfrist-Zielen fest, Coronakrise belastete 2019/20
Wachstumschancen durch zunehmende Digitalisierung - Gewinn im
abgelaufenen Geschäftsjahr gesunken - Dividende für 2019/20
bei 25 Cent nach 60 Cent
Der börsennotierte steirische
Leiterplattenhersteller AT&S wurde im vierten Quartal des
abgelaufenen Geschäftsjahres 2019/20 von der Coronakrise getroffen,
sieht aber künftig weiter intakte Wachstumschancen durch die
zunehmende Digitalisierung. An den mittelfristigen Zielen werde
festgehalten, sagte CEO Andreas Gerstenmayer heute in einer
virtuellen Pressekonferenz.
Demnach wird innerhalb der kommenden fünf Jahre weiter eine
Umsatzverdopplung auf 2 Mrd. Euro erwartet. Die EBITDA-Marge soll
mittelfristig bei 25 bis 30 Prozent liegen. Die Mittelfrist-Guidance
fuße auf konkreten Projekten, "die nicht irgendwann kommen, sondern
die in Umsetzung sind", sagte Gerstenmayer. Schwerpunktmäßig gingen
sie in den Markt für IC-Substrate, der eine sehr solide, robuste
Prognose zeige. Gestiegenes Kommunikationsverhalten, Big Data,
Internet der Dinge etwa seien Trends, die durch die Krise nicht
zwingend aufgelöst, sondern unter Umständen noch verstärkt würden,
und dorthin würden die Investitionen fließen. Kurzfristig werde es
aber das eine oder andere Tal geben.
Eine Prognose für das Gesamtjahr 2020/21 hat AT&S heute bei der
Präsentation der Jahreszahlen wegen der schwer vorhersehbaren
Auswirkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie und der daraus
resultierenden Prognoseunsicherheit nicht vorgelegt. Es gibt aber
eine für das erste Quartal (April bis Juni): Erwartet werden Umsatz
und operatives Ergebnis (EBITDA) auf Vorjahresniveau. Eine
Aktualisierung des Ausblicks werde man vornehmen, sobald die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen besser quantifizierbar seien,
hieß es heute. 2019/20 brach der Konzerngewinn um 76 Prozent auf
21,5 Mio. Euro ein, der Umsatz sank leicht auf knapp über 1 Mrd.
Euro.
Die künftigen Markt-und Digitalisierungstrends werden intakt
gesehen. Gerstenmayer verwies in der heutigen Pressekonferenz unter
anderem auf die großen Trends 5G, Big Data, Künstliche Intelligenz
und Internet der Dinge, die für die AT&S positive Impulse bringen
könnten. Das wahrscheinlich größte Fragezeichen werde der
Automotive-Bereich sein, hier werde man die Entwicklung in den
kommenden Monaten sehr genau beobachten müssen.
Für Basisinvestitionen wie Instandhaltung und
Technologie-Upgrades wird im laufenden Geschäftsjahr ein reduziertes
Budget von bis zu 80 Mio. Euro veranschlagt. Im Rahmen der
strategischen Projekte sind je nach Projektfortschritt für 2020/21
Investitionen bis zu 410 Mio. Euro vorgesehen.
Beim Projekt im chinesischen Chongqing - ein Ausbau um rund 1
Mrd. Euro - habe es bei einer Gesamtdauer von drei Jahren bisher
eine Verzögerung von sieben Wochen gegeben. Von dem Investment wird
auch das österreichische Werk Leoben-Hinterberg mit neuen
Technologien und zusätzlichen Kapazitäten profitieren.
Kurzarbeit gibt es in Österreich derzeit nicht. Gerstenmayer
wollte dies heute aber nicht grundsätzlich ausschließen. Ein
größeres Jobabbauprogramm sei nicht vorgesehen. Beschäftigt sind im
Konzern rund 10.000 Mitarbeiter, davon 7.000 in China.
Die Coronakrise habe sich im abgelaufenen Geschäftsjahr im
vierten Quartal (Jänner bis März 2020) ausgewirkt. Man habe nicht
wie geplant das umsatzstärkste Quartal erzielt, die Erlöse lagen bei
247 Mio. Euro, im umsatzstärksten Quartal 2019/20 waren es 267 Mio.
Euro. Die Werke laufen, die Coronakrise hat sich in einem
zweiwöchigen Stillstand in zwei Werken in China niedergeschlagen.
Zu möglichen kurzfristigen Auswirkungen auf die einzelnen
Bereiche meinte Gerstenmayer, es gebe keinen großen Einfluss im
Computerbereich mit Mikroprozessoren und Substraten. Am schnellsten
erholen werde sich wohl der Bereich der mobilen Endgeräte, in der
Medizintechnik geht er von einer stabilen Entwicklung aus. Etwa
länger bis ins kommende Jahr hinein könnte es in den Bereichen
Industrie und Automotive dauern.
Im abgelaufene Geschäftsjahr 2019/20 lag der Umsatz bei knapp
über 1 Mrd. Euro und damit um 2,7 Prozent unter Vorjahr. Das
Konzernergebnis ist um 76 Prozent auf 21,5 Mio. Euro eingebrochen.
Das EBITA sank um 22,2 Prozent auf 194,5 Mio. Euro. Die EBITDA-Marge
verringert sich auf 19,4 Prozent, nach 24,3 Prozent. Sie sei damit
aber im innerhalb des zum dritten Quartal angepassten Zielkorridors
von 18 bis 20 Prozent gelegen, so AT&S in der heutigen
Pressemitteilung. Die Dividende für 2019/20 wird auf 25 Cent je
Aktie gekürzt, nach 60 Cent.
Zum Thema Verlagerungen etwa von Schlüsseltechnologien nach
Europa verwies Gerstenmayer unter anderem auf fehlende Abnehmer für
Mikroelektronik und die Wettbewerbsfähigkeit sowie die Frage, ob
Konsumenten für in Europa produzierte Produkte sehr viel mehr zahlen
wollten.
(Schluss) itz/sp
ISIN AT0000969985
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