s Immo: Wegen Corona-Krise Immofinanz-Gespräche und Projekte auf Eis
Gespräche für Lösungen mit Mietern laufen - Mehr Eigenkapital
da - "2021 sollte das Geschäft wieder gut laufen" -
Fusions-Überlegungen ruhen: "Wir können uns nicht einmal
treffen"
Wegen der Corona-Krise sind bei der s Immo mehrere
noch nicht ausverhandelte Projekte auf Eis, aber auch die Gespräche
über eine mögliche Fusion mit der ebenfalls im ATX gelisteten
Immofinanz. Nach dem Rekordjahr 2019 ist die s Immo dank ihrer
Kapitalausstattung zuversichtlich, das Krisenjahr 2020 gut zu
meistern, man schaut schon nach vorn Richtung 2021: "Da sollte das
Geschäft wieder laufen."
"Derzeit haben wir wirklich alle miteinander andere Dinge zu tun,
als die Fusion zu beplaudern. Wir können uns nicht einmal treffen.
Die Aktionärsstruktur bietet aber Optionen", sagte CEO Ernst
Vejdovszky am Donnerstag in der Online-Bilanzpressekonferenz. Die s
Immo hält 12 Prozent an der Immofinanz, diese 29 Prozent an der s
Immo. Investor Ronny Pecik gehören (mit unterschiedlichen Partnern)
14,2 Prozent an der s Immo und 10,7 Prozent an der Immofinanz.
"Alle Optionen wird man prüfen und bewerten. Das geht erst, wenn
wir uns wieder öfter treffen können", so der CEO: "Jedes Unternehmen
hat ja auch sieben Berater an der Seite." Zum Zeitfaktor: "Sobald
als möglich." Man könne aber nicht in Gespräche eintreten, ehe man
nicht wisse, wie Ende 2020 die Bilanz aussehe. Ob die CA Immo, an
der s Immo 6,3 bis 6,4 Prozent hält, da mitgedacht wird? "Sinnvoll
schon, ist aber aufgrund der Aktionärsstruktur nicht denkbar."
Die Anteile der s Immo an der Immofinanz und der CA Immo hat sich
die s Immo zu 426 Mio. Euro angeschafft, Ende 2019 lag der Buchwert
bei 553 Mio. Euro. Trotz der massiven Aktienkursrückgänge durch die
Corona-Krise sei man per 31. März noch immer mit 19 Mio. Euro im
Plus gelegen, nach über 200 Mio. Euro im Februar, so Vejdovszky.
Insgesamt erhielt man aus den Beteiligungen bisher 36 Mio. Euro
Dividende, davon allein 17 Mio. Euro im Jahr 2019.
Die Coronavirus-Krise wird die s-Immo "sehr deutlich treffen",
betonte Vejdovszky, 2020 werde "definitiv kein Rekordjahr mehr
werden". Am stärksten werde der Einfluss im Hotel- und
Retail-Bereich sein, erinnerte der CEO an die bereits am 18. März
vom Unternehmen getätigten Aussagen. Um das Ausmaß der Krise absehen
zu können, sei es noch zu früh - es hänge unter anderem von der
Dauer der gesundheitspolitisch verhängten Restriktionen und auch den
Hilfsprogrammen der Regierungen in verschiedenen Ländern ab.
Mit liquiden Mitteln von 112 Mio. Euro Ende 2019 sowie heuer im
Jänner per Kapitalerhöhung aufgebrachten 149 Mio. Euro - wodurch die
Eigenkapitalquote von 43 auf etwa 46 Prozent gestiegen ist -, sieht
sich die s Immo gut gerüstet für das Krisenjahr. Zum Ultimo verfügte
die s Immo über 2,94 Mrd. Euro langfristiges Vermögen (davon 2,19
Mrd. Euro vermietete Immobilien) plus 200 Mio. Euro kurzfristiges
Vermögen. Bei Bonds habe man heuer überhaupt keine Fälligkeiten,
2021 müsse man nur 28,5 Mio. Euro bedienen - bis 2024 gibt es dann
wieder überhaupt keine Fälligkeiten", so der CEO: "Wir sind in der
Krise von der Liquidität her sehr sehr entspannt." Bei den
Cost-of-Funding liege man inklusive Zinsabsicherungen bei 2,26
Prozent, die Langfrist-Kredite würden im Schnitt 5,6 Jahre laufen.
Zudem verfüge man über 83 Mio. Euro nicht ausgenutzte freie
Kreditlinien, "das kann jetzt auch wichtig sein". Aktienrückkäufe
wolle man nicht einstellen: Das würde absolut keinen Sinn machen,
die würden ja auch einen Wert für die Aktionäre schaffen.
Das Immo-Vermögen laut IFRS lag bei 2,37 Mrd. Euro; die 1,2 Mio.
m2 Nutzfläche waren zu 95,5 Prozent ausgelastet, im Schnitt wurden
5,4 Prozent Rendite erwirtschaftet. Das Bestandsportfolio - zu zwei
Drittel in Österreich und Deutschland (mit 453 Mio. bzw. 1,15 Mrd.
Buchwert), zu einem Drittel in CEE (mit 769 Mio. Euro Buchwert) -
besteht zu 71 Prozent aus Gewerbeimmobilien (Büro, Geschäft, Hotel),
zu 29 Prozent aus Wohnobjekten.
2019 hat man etwa 54 Mio. Euro in Bestandsobjekte in Deutschland
investiert, weitere 34 Mio. in CEE. Die Projektentwicklungen in CEE
lägen "einmal auf Eis, wir müssen erst die Krise abwarten", so
Vorstandsdirektor Friedrich Wachernig. Langfristig fokussiert sich
die s Immo wie bekannt auf den "Speckgürtel" Berlins. Dort hat man
schon mehr als 2 Mio. m2 Grundstücksfläche erworben - für im Schnitt
knapp 14 Euro pro m2 - und 28 Projekt fixiert. Ganz selektiv wolle
man Bestands-Immos kaufen, mittelfristig auch wieder
Entwicklungsprojekte (etwa Büros in CEE) starten. Zur Zeit würden
Akquisitionen auf Eis liegen seien aber nicht abgesagt. Man warte,
bis sich die Nebel lichten, so der CEO.
Mit den Retail-Mietern müsse man jetzt Einzelvereinbarungen
treffen, je nach Größe und Branche unterschiedlich, so Wachernig.
Infrage kämen kurzfristige Stundungen, Moratorien oder andere
Kooperationsformen, "damit nicht wir am Ende übrig bleiben". Im März
hätten noch alle Mieter gezahlt, zuletzt hätten sich Inhaber kleiner
Geschäfte mit Zahlungsproblemen gemeldet, große Mieter würden auch
einmal "sieben Tage später" zahlen, so der CEO: "Wir wollen eine für
beide Seiten faire Lösung. Wir wollen unsere Mieter ja halten." Bei
den Hotels drossle man natürlich die Betriebskosten, das Marriott
Wien und das Marriott Budapest seien aber nur at quo in den Büchern,
hier gebe es keine Bilanzauswirkung. Bei Büros seien die
"Auswirkungen eher überschaubar". Hoffnung macht Wachernig, dass in
Wuhan in China, dem mutmaßlichen Ursprung der Virus-Ausbreitung, der
Geschäftsbetrieb schon nach zwei Monaten wieder aufgenommen werden
konnte.
Auf die Zeit nach der Krise blickt der s-Immo-Vorstand
hoffnungsvoll. "Es wird Bereiche geben, die werden sogar
profitieren", meinte der CEO: "Es werden sich Chancen ergeben -
nicht in zwei Monaten, aber vielleicht in den nächsten sechs Monaten
oder bis Jahresende." Es werde noch länger ein sehr sehr niedriges
Zinsniveau geben - und Investoren, die relativ sichere Immobilien
kaufen wollten. Es werde institutionelle Anleger geben, die an
Wohnimmo-Portfolios und an Wohnimmo-Gesellschaften interessiert
sind. Player mit hohen Shopping-Center-Anteilen hätten es da
schwerer. "Immobilien sind weiter ein sicherer Hafen", meinte
Wachernig: Auch im CEE-Raum habe es keine Überhitzung geben. "Es ist
definitiv Potenzial gegeben, dass es nach der Krise wieder nach oben
geht."
2019 hatte die s Immo bei Nettogewinn und der Cash-Generierung
(FFO 1) neue Höchststände erzielt. Der Jahresüberschuss stieg von
204,2 auf 213,3 Mio. Euro - der auf die Anteilseigner entfallende
Betrag legte auf das Rekordniveau von 212,8 (203,7) Mio. Euro zu.
Das Ergebnis je Aktie betrug damit 3,21 (nach 3,08) Euro.
Als Dividende sollen erneut 0,70 Euro je Anteilsschein
ausgeschüttet werden. Dieser Betrag sei derzeit in Überlegung, den
wolle man der Hauptversammlung vorschlagen, so der CEO am
Donnerstag. In sechs Wochen werde man sich das eventuell aber noch
einmal ansehen. Grundsätzlich wolle man so rasch wie möglich die
Hauptversammlung abhalten, nach der die Auszahlung erfolgen könnte.
Konkret will man laut Vejdovszky noch die angekündigte Verordnung
abwarten, die regeln soll, wie Aktionärsversammlungen in Zeiten wie
diesen stattfinden können.
Die s-Immo-Aktie lag heute Mittag mit 1,95 Prozent im Plus, die
Immofinanz mit 0,13 Prozent, der ATX mit 2,15 Prozent.
(Schluss) sp/itz
ISIN AT0000652250
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