RHI Magnesita steuert in Coronakrise auf Sicht
Dividende sistiert, um Liquidität zu sichern - Nachfrage noch
stark, Einbruch befürchtet - Kurzarbeit in Überlegung - Umsatz
und Gewinn im Vorjahr verringert
Der börsennotierte österreichisch-brasilianische
Feuerfestkonzern RHI Magnesita hat 2019 weniger Umsatz und Gewinn
gemacht. Eine Guidance für 2020 gibt es angesichts der Coronakrise
nicht, das Kennzeichen der Zeit sei eine "unglaublich große
Unsicherheit", so Firmenchef Stefan Borgas. "Wir wissen nicht, wie
es finanziell weitergeht", die Dividende für 2020 bleibt vorerst
offen.
Bisher laufe die Produktion bei RHI-Magnesita weiter, dabei gelte
"die oberste Priorität" der Gesundheit der Mitarbeiter und der
Zulieferer. Im Zweifel würden man lieber Abteilungen schließen als
jemanden zu gefährden. Danach komme der Erhalt der Kundenbeziehungen
und der Lieferketten, als drittes gehe es um "Liquidität,
Liquidität, Liquidität, damit wir die Firma am Laufen erhalten",
schildert Borgas. Dazu soll beitragen, dass vorerst keine Dividende
ausgeschüttet wird. Vorstand und Aufsichtsrat verzichten auf 10
Prozent ihres Gehalts bzw. ihrer Tantiemen, Borgas selber und sein
Finanzchef auf 20 Prozent. "Das rettet nicht die Firma, aber bringt
zumindest einen Beitrag". Die Mitarbeiter werden Urlaubsguthaben
abbauen und eventuell Sonderurlaub nehmen.
"Wir bereiten uns auf Kurzarbeit vor", noch sei diese aber
nirgendwo beantragt worden, sagte Borgas im Gespräch mit der APA. Es
sei toll, wie die Mitarbeiter in der Krise zusammenhalten, um den
Betrieb am Laufen zu halten. Sie kämen jeden Tag zur Arbeit und
hielten dabei die Schutzbestimmungen ein.
Bis Ende März habe RHI Magnesita "noch relativ wenig Einbruch"
bei den Aufträgen registriert, aber für April bis Juni erwartet
Borgas eine deutliche Reduktion im Absatz in Europa, "im
Stahlgeschäft kann das bis zu 40, 50 Prozent sein". Das sei
zumindest das worst-case-Szenario, auf das sich RHI Magnesita
vorbereite. Klar sei aber, dass sich die Auftragslage von Woche zu
Woche, manchmal von einem Tag auf den anderen ändere.
In China hingegen, wo die Coronakrise früher begann und die
Normalisierung wieder eingesetzt hat, sei sein Unternehmen "sehr gut
durchgekommen". Kein Werk musste stillgelegt werden, der Februar war
ein Rekordmonat, die Aufträge gehen nach oben. Aber Borgas geht
davon aus, dass die westlichen Märkte nicht so gut durchkommen wie
die chinesischen, "weil die Maßnahmen nicht so rigoros sind, später
anfahren und nicht ganz so koordiniert sind".
RHI Magnesita hat zwar im Lichte der reduzierten Nachfrage ihre
Investitionen erheblich reduziert, dabei aber die strategischen
Projekte nicht angetastet. Das heißt konkret, dass in Österreich die
Investitionen in Hochfilzen und Radenthein unverändert weitergeführt
werden.
Die Ergebnisse für 2019 bezeichnet Borgas als "robust". Der
ausgewiesene Umsatz sank um gut 5 Prozent auf 2,92 Mrd. Euro, der
Gewinn vor Steuern um 18,7 Prozent auf 200 Mio. Euro. In einer um
Wertminderungen, Abschreibungen und Sonderposten bereinigten
Rechnung weist RHI Magnesita einen um fünf Prozent gestiegenen
Gewinn je Aktie aus. Die Nettoverschuldung ist leicht
zurückgegangen, das Unternehmen hat 1,1 Mrd. Euro an Barbeständen
und kurzfristig verfügbaren Mitteln.
Die Fusion zwischen RHI und Magnesita ist mit Ende 2019 offiziell
beendet, sagte Borgas. Es gebe bis 2022 aber noch 100 Mio. Euro
Potenzial an zusätzlicher Profitabilität. Dazu seien Investitionen
in Produktionsstandorte, auch in Österreich geplant,
Vertriebsaktivitäten für die Erschließung neuer Märkte und eine
"regionale Ausweitung" des Geschäfts "in Indien, China und
vielleicht auch in anderen Ländern".
(Schluss) tsk/itz
ISIN NL0012650360
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