Coronavirus - FACC beantragt Kurzarbeit und 60-Mio-Kredit der OeKB
CEO Machtlinger rechnet mit seröser Markteinschätzung nicht
vor Mitte des Jahres - Umsatz im abgelaufenen Rumpfjahr bei
665 Mio. Euro
Der oö. Flugzeugteilehersteller
FACC wird zum 6. April vorsorglich die ganze österreichische
Belegschaft (3.100 Mitarbeiter) für drei Monate zur Kurzarbeit
anmelden, erklärte Konzernchef Robert Machtlinger am Mittwoch. Zudem
sei das Unternehmen dabei, 60 Mio. Euro gesicherte Kreditlinien aus
dem 2-Milliarden-Euro-Paket der Oesterreichischen Kontrollbank
(OeKB) für Exportunternehmen zu beantragen.
Noch Ende Februar hatte Machtlinger für den Luftfahrtzulieferer
mit Sitz in Ried im Innviertel keinen Nachfrage-Einbruch bei den
Fluggesellschaften wegen der Coronavirus befürchtet. Dass sich die
lokale Krankheit zu einer globalen Pandemie und damit
Wirtschaftskrise ausbreiten würde, sei vor vier Wochen noch nicht
absehbar gewesen. Jetzt rechnet der CEO bei FACC in den nächsten
zwei bis drei Wochen mit deutlichen Produktionseinschränkungen, da
die großen "Airlines am Boden bleiben" und Aufträge nicht abgerufen
werden.
Derzeit seien die Auswirkungen auf die Ertragslage für 2020 und
2021 nur schwer einschätzbar, so Machtlinger in einer
Videopressekonferenz. Er rechnet nicht damit, dass eine "seriöse
Markeinschätzung vor Mitte es Jahres möglich" sei. Allerdings geht
er davon aus, dass sich das Reiseverhalten nach der Krise deutlich
verändern werde. Vor allem weniger Langstrecken- und Geschäftsflüge
erwartet er. Umso wichtiger sei es gewesen, dass FACC seinen
Marktanteil auf dem Mittelstreckenflieger Airbus A320 neo im
abgelaufenen Geschäftsjahr ausbaute. Im Oktober 2019 hatte das
Unternehmen einen dreistelligen Millionenauftrag von Bombardier
Belfast zur Fertigung der Triebwerksverkleidungen für jene
Airbus-Serie erhalten.
Vor dem Hintergrund unsicherer Auftragsabrufe plane man jedoch
das Investitionsbudget für 2020 neu. So werde der für April 2021
vorgesehene Neubau eines Werkes in Kroatien entweder verschoben oder
kleiner dimensioniert und später schrittweise ausgebaut.
Um die Liquidität des Unternehmens zu stärken, hatten
Aufsichtsrat und Vorstand der Hauptversammlung am Dienstag
vorschlagen, für das Rumpfgeschäftsjahr 2019 mit nur zehn Monaten
keine Dividende auszuzahlen. Zudem werde man einen zinsgünstigen
Rahmenkredit von 60 Millionen Euro aus dem Unterstützungspaket der
OeBK beantragen. Zudem will Machtlinger "jetzt erst recht" nichts
unversucht lassen, jene 10,8 Mio. Euro Entschädigung, die auf Konten
der Republik eingefroren wurden, zu erhalten. Der Betrag ist Teil
der Beute eines Geschäftsführer-Trickbetrugs gegen FACC, der 2016 in
China sichergestellt und im Sommer 2019 nach Österreich überwiesen
worden war. "Wenn es nicht vermeidbar ist, werden rechtliche
Schritte eingeleitet".
An dem bereits vorab gemeldeten Geschäftsergebnis für 1. März bis
31. Dezember 2019 wird festgehalten. Die Neuaufträge machen ein
Volumen von 800 Mio. Dollar aus, hieß es in der Pressekonferenz. Die
Ziele bei Umsatz und Ergebnis wurden 2019 erfüllt. Der Umsatz
erreicht 665 Mio. Euro, die operative Profitabilität bleibt mit 5,2
Prozent auf dem Niveau des Vorjahres. Das EBIT beläuft sich auf 34,6
Mio. Euro.
(Schluss) ker/ver/tsk
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