Sanochemia - Kapitalspritze von 6 Mio. soll Zerschlagung verhindern
Außerordentliche Hauptversammlung am 11. März -
Haupteigentümer b.e. imaging, EOSS Technologies und Wirtschaft
Burgenland wollen Geld zuschießen
Das seit Dezember insolvente Pharmaunternehmen
Sanochemia soll 6 Mio. Euro an frischem Kapital bekommen, um den
drohenden Konkurs und die Zerschlagung des Unternehmens abzuwenden.
Das Geld soll vom bisherigen deutschen Haupteigentümer b.e. imaging
GmbH kommen sowie von der EOSS Technologies Holding GmbH und der
Wirtschaft Burgenland GesmbH. Das teilte Sanochemia heute (Dienstag)
mit.
Die dafür notwendigen Beschlüsse sollen bei einer
außerordentlichen Hauptversammlung am 11. März 2020 in Eisenstadt
erfolgen.
Um den Bilanzverlust in Höhe von 24,35 Mio. Euro abzudecken, soll
zunächst eine Herabsetzung des Grundkapitals von 15.649.831 Euro auf
1.304.153 Euro durch Zusammenlegung von Stammaktien von Verhältnis
12:1 beschlossen werden. Das herabgesetzte Grundkapital soll dann um
6.000.000 Euro auf 7.304.153 Euro erhöht werden, und zwar durch die
Ausgabe von 6 Millionen auf Namen lautende Stammaktien gegen
Bareinlage - das alles unter der Bedingung, dass zuerst der
Sanierungsplan angenommen und rechtskräftig bestätigt werden muss.
Da die Zeit drängt, soll die Kapitalerhöhung unter Ausschluss der
Bezugsrechte erfolgen, da sonst ein öffentliches Angebot notwendig
wäre und ein Prospekt erstellt werden müsste, was mehrere Monate
dauern würde. "Die dringend benötigte kurzfristige Eigenmittelzufuhr
wäre daher in Form eines Bezugsrechtsangebots unmöglich und selbst
wenn, wäre sie mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden", heißt
es in der Mitteilung des Unternehmens.
Der deutsche Sanochemia-Großkunde b.e. imaging GmbH war im Jänner
2019 im Rahmen einer Kapitalerhöhung als Aktionär eingestiegen und
hält derzeit 32 Prozent der Sanochemia-Anteile. Auch die Aktien der
b.e. imaging werden im Verhältnis 12:1 herabgesetzt. An der jetzt
geplanten Kapitalzufuhr wollen sich auch die EOSS Technologies
Holding GmbH und die Wirtschaft Burgenland GesmbH (WiBuG) des Landes
Burgenland beteiligen - alle drei mittelbar über die
Beteiligungsgesellschaft bew Beteiligungs GmbH. Die Schweizer
Inpharsearch, die derzeit 25 Prozent an der Sanochemia hält, zieht
bei der Kapitalerhöhung nicht mit, hieß es auf Anfrage der APA.
Auf der Tagesordnung der a.o. HV am 11. März steht auch die
Aufstockung des Aufsichtsrates von derzeit drei auf künftig vier
Mitglieder sowie die Verlegung des Firmensitzes von Wien nach
Neufeld/Leitha, wo der Großteil der mehr als 160 Dienstnehmer
beschäftigt ist.
Die Sanochemia-Aktien wurden bis 14. Jänner 2020 im Dritten Markt
der Wiener Börse gehandelt. Der Kurs der Aktie betrug am 14. Februar
2020 an der Frankfurter Börse 0,08 Euro.
Sanochemia hatte am 16. Dezember 2019 ein Sanierungsverfahren
ohne Eigenverwaltung beantragt. Den 282 Gläubigern wurde die
gesetzliche Mindestquote von 20 Prozent angeboten. Die
Verbindlichkeiten wurden seinerzeit mit 49 Mio. Euro beziffert, die
Aktiva mit 22 Mio. Euro. Mitte Jänner wurde das Delisting der
Sanochemia-Aktien an den Börsen Wien und Frankfurt beschlossen.
Als Wurzel der für die Insolvenz ursächlichen "Liquiditätslücke"
bezeichnete Sanochemia im Dezember die 2018 im Frühjahr erfolgte
Einschränkung des wichtigen GMP-Zertifikats (Good Manufacturing
Practice/Gute Herstellungspraxis für Arzneimittel), verfügt vom
Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG). Damit durfte
Sanochemia bestimmte Produkte nicht mehr selbst herstellen oder
selbst die Qualität prüfen.
(Schluss) ivn/itz
ISIN AT0000776307
WEB http://www.sanochemia.at