UNIQA-Milliarden-Zukauf in CEE soll rasch Synergien bringen
Erwerb des AXA-Geschäfts in Polen, Tschechien, Slowakei macht
UNIQA zur Nr. 5 - Anleihebegebung zur Cash-Finanzierung: Auch
Green-Bond möglich - UNIQA-Aktie hebt ab: Am Montag plus 5,6 %
Der Erwerb des AXA-Geschäfts in Polen,
Tschechien und der Slowakei für rund eine Milliarde Euro, mit dem
der UNIQA-Konzern vom siebent- zum fünftgrößten Versicherungskonzern
Zentral- und Osteuropas aufsteigt, soll für die UNIQA relativ zügig
Geld einspielen. Die ersten Synergien solle es ab 2020/21 geben, so
Auslandschef Wolfgang Kindl am Montag in einem Conference Call.
Die gesamten Synergien werde man 2022/23 erreichen, von der
Größenordnung her gehe es um 15 Prozent gemessen an der
Gesamtkostenbasis. Durch die Zukäufe - die Finalisierung ist noch
für heuer geplant -, soll der Dividendenbeitrag des internationalen
Geschäfts der UNIQA von derzeit 30 auf etwa 50 Prozent ansteigen, so
Finanzvorstand Kurt Svoboda.
Bezahlen will man die Zukäufe in bar - es gebe die "Absicht, die
Transaktion durch die Ausgabe von vorrangigen Anleihen am
Kapitalmarkt zu finanzieren", hieß es am Montag in einer
Präsentation für den Conference Call. Darin wird der
Transaktionswert mit dem 12,41-Fachen des für 2019 erwarteten
Jahresgewinns (P/E) beziffert. CFO Svoboda sagte, möglicherweise
werde man 800 Mio. bis 1 Mrd. Euro für den Kauf über die Begebung
von Senior Bonds im Sommer aufbringen, allenfalls gesplittet in
einen Green-Bond und einen normalen Bond, das müsse noch entschieden
werden.
Die Kombination der Aktivitäten in den drei Zielländern solle
"Kostensynergien durch Einsparungen bei den Verwaltungskosten"
bringen. Die Earnings per Share und der Return on Equity (ROE)
sollen durch den Deal bereits ab dem ersten Jahr steigen, wird
erklärt. Die Kundenzahl der UNIQA-Gruppe soll durch den Deal von 10
auf 15 Millionen steigen, der Prämienkuchen von 5,4 Mrd. Euro um gut
800 Mio. Euro wachsen, die Mitarbeiterzahl von 20.000 um weitere
2.100.
UNIQA-Chef Andreas Brandstetter geht davon aus, dass die
Übernahme des AXA-Geschäfts - die bisher teuerste Übernahme einer
heimischen Assekuranz im Ausland - noch heuer abgeschlossen sein
wird, sagte er am Wochenende zum "Kurier". Mit größeren Auflagen der
Kartellbehörden, die dem Deal noch zustimmen müssen, rechnet er
demzufolge nicht.
Den Kaufpreis nannte der CEO im ORF-Radio ein gutes Investment,
gerade in Zeiten von Niedrig- und Negativzinsen. Der Konzern habe
das finanzielle Potenzial: "Das können wir uns gut leisten, weil wir
in den letzten Jahren intensiv an unserer starken Bilanz und an
unserer Risikoposition gearbeitet haben. Dieses Pulver investieren
wir hier sehr gerne." Es gebe kein alternatives Finanzinstrument mit
einer solchen Rendite, so Brandstetter am Montag im ORF-Fernsehen.
Im Conference Call sprach er von einem "wirklich attraktiven
Investment", das auch die Abhängigkeit des UNIQA-Geschäfts von
Österreich senke.
Derzeit zählt die UNIQA-Gruppe neben ihren rund 3,6 Mio. Kunden
in Österreich noch weitere 6,8 Mio. Euro in Osteuropa - dort kommen
noch fünf Millionen weitere hinzu. Den Großteil der Prämien nimmt
die UNIQA aber noch hierzulande ein. Momentan entfallen von den
Einnahmen 71 Prozent auf UNIQA Austria und 29 Prozent auf UNIQA
International, mit dem AXA-Deal würde sich das Verhältnis auf 60:40
ändern, geht aus der Präsentation von Montag hervor.
Besonders als Wachstumsmärkte sind Polen, Tschechien und die
Slowakei für die UNIQA interessant: "Unsere Analysen zeigen, dass
das Wachstum langfristig weitergehen und signifikant über jenem
Österreichs liegen wird", so der CEO am Wochenende. Während der
Versicherungsmarkt in Österreich heuer nur 1,5 Prozent wachsen
dürfte, werden für die Slowakei 2,7 Prozent, für Polen 6,2 Prozent
und für Tschechien sogar 6,8 Prozent prognostiziert. Und
Brandstetter verwies in der "Presse" auch auf den starken
Nachholbedarf: "Ein durchschnittlicher Österreicher gibt im Jahr
etwa 2.000 Euro für Versicherungsprodukte aus." In Polen seien es
erst 400 bis 500 Euro jährlich, in Osteuropa generell 300 bis 500
Euro.
Derzeit ist die UNIQA in Polen mit 1,5 Mio. Kunden die Nummer 10
am Markt - durch den Zukauf verdreifacht sich dort das
Prämienvolumen -, in Tschechien mit 800.000 Kunden Nr. 6 und in der
Slowakei mit 500.000 Kunden Nr. 4. AXA, von der das Geschäft in den
drei Ländern gekauft wird, ist vor allem in Polen mit 3,2 Millionen
Kunden stark, in Tschechien gleichauf mit der UNIQA und in der
Slowakei mit 750.000 Kunden knapp vorn. In Tschechien und der
Slowakei erhöht sich die Kundenzahl jeweils um rund die Hälfte, sagt
Kindl. Die Kosten und Schäden des AXA-Geschäfts in Polen gemessen an
den Einnahmen (Combined-Ratio) bezifferte Kindl am Montag mit "unter
94 Prozent", jene für Tschechien und die Slowakei mit über 96
Prozent.
Dass AXA in Polen zuletzt weniger Prämien einnahm, führte
Brandstetter am Wochenende auch auf unpassende Produkte zurück. AXA
will sich nach dem CEE-Rückzug künftig stärker auf Wachstumsmärkte
in Asien konzentrieren. Im Rennen um die AXA-Töchter waren auch die
Vienna Insurance Group (VIG) und die Generali Versicherung gewesen.
Potenzial sieht der UNIQA-Chef nach Angaben vom Wochenende vor
allem bei der Kfz-, Haushalts- und Lebensversicherung. Noch kein so
großes Geschäft sei hingegen die private Krankenzusatzversicherung.
Auch bei den Industriekunden will er demnach das Geschäft weiter
ankurbeln, teils sind das österreichische Firmen, die nach Osteuropa
expandiert haben.
Die Aufteilung der Prämieneinnahmen nach Sparten wird sich in der
UNIQA-Gruppe durch die Zukäufe der AXA-Töchter nur wenig ändern. Der
Anteil von Schaden/Unfall wird von 52 auf 53 Prozent steigen, im
Gesundheitsbereich von 27 auf 28 Prozent zulegen und in der
Lebensversicherung von 21 auf 18 Prozent sinken, samt
Pensionsversicherung auf 19 Prozent.
Die UNIQA-Aktien wurden am Montag durch den seit Freitag
spätabends bekannten Deal beflügelt: Bis 14.50 Uhr stiegen sie um
5,64 Prozent, während die Titel des Versicherers VIG 0,20 Prozent
nachgaben und der ATX 0,67 Prozent tiefer lag.
(Schluss) sp/ivn
ISIN AT0000821103 FR0000120628
WEB http://www.uniqagroup.com
http://www.axa.com/en/