Agrana für Aufstockung von Bioethnol-Beimischung zu Benzin gewappnet
Auch verdoppelte Beimischung aus heimischer Produktion zu
decken - 200.000 Tonnen CO2 Ersparnis - Zuckerproduktion
bleibt bei Agrana kurzfristig Sorgenkind
Die neue Bundesregierung will laut
Regierungsprogramm "fortschrittliche Biotreibstoffe" fördern und dem
heimischen Sprit mehr Bioethanol beimischen. Im Gespräch ist eine
Verdoppelung des Anteils bei Benzin von 5 auf 10 Prozent. Die Agrana
erzeugt derzeit genug Bioethanol, um auch den verdoppelten Bedarf
problemlos zu decken, sagte Agrana-Vorstandsvorsitzender Johann
Marihart am Dienstag zur APA.
Eine Beimischung von 10 Prozent Bioethanol würde einem Bedarf von
rund 200.000 Kubikmetern entsprechen, die Agrana produziere aber
250.000 bis 260.000 m3, könne den Bedarf also ohne
Kapazitätserhöhung mehr als erfüllen, sagte Marihart. Derzeit werde
die überschüssige Produktion exportiert, "die CO2-Gutschrift ist im
Ausland gelandet, aber ich glaube, dass CO2-Gutschriften bei den
steigenden Preisen für CO2-Lizenzen gut im Inland aufgehoben sind".
Die Erhöhung der Beimischung von 5 auf 10 Prozent würde die
heimische CO2-Bilanz um 200.000 Tonnen entlasten - bei einem
aktuellen Preis von 25 Euro pro Tonne CO2-Zertifikat könnte sich
Österreich 5 Mio. Euro im Jahr ersparen, rechnet Marihart vor. Die
Preissteigerung für Benzin an der Zapfsäule würde sich "in der
hinteren Kommastelle" abspielen, also weniger ausmachen, als die
übliche tägliche Schwankungsbreite.
Während die Produktion von Bioethanol im speziellen und von
Stärke im allgemeinen für die Agrana ein großer Gewinnbringer ist,
bleibt die Zuckerproduktion ein Sorgenkind. Auch heuer wird dieses
Kerngeschäft einen Verlust bringen. Einerseits aufgrund niedriger
Zuckerpreise, andererseits, weil die Rübenzulieferung zu gering
ausfällt, um die Kapazitäten der beiden Werke auszulasten. Brauchen
würde die Agrana den Ertrag von 40.000 Hektar, im Vorjahr waren es
30.000 Hektar und heuer dürften es nur 28.000 Hektar werden.
Aber dank garantierter Mindestpreise für die kommenden drei Jahre
und Erfolgen im Kampf gegen den Rüsselkäfer mit Pheromonfallen baut
Marihart darauf, dass die Anlieferung von Rüben wieder steigt. Auch
der zuletzt sehr niedrige Zuckerpreis müsse sich erholen, damit die
Agrana wieder gewinnbringend Zucker produzieren kann. Diesbezüglich
gebe es "positive Anzeichen für das nächste Jahr, weil die beiden
letzten Ernten aus europäischer Sicht bestenfalls bedarfsdeckend
waren", aber die Lage bleibe schwierig. Ein Rückzug aus dem
Kerngeschäft sei aber kein Thema.
Große Freude hat Marihart mit dem im Herbst eröffneten Stärkewerk
in Pischelsdorf, das bereits im Normalbetrieb laufe und schon zum
Ende des laufenden Geschäftsjahres 2019/20 einen Beitrag leisten
werde. Und auch die Großinvestition in Tulln für die Produktion von
"Betain", Melasse aus Zuckerrüben für Futtermittel und Kosmetika,
sei im Plan und werde im Mai oder Juni in Betrieb gehen.
(Schluss) tsk/sp
ISIN AT000AGRANA3
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