Millionenabschreibungen bei voestalpine - Größter Brocken in Texas
175 Mio. Euro der 280 Mio. Euro schweren "Sondereffekte"
entfallen auf das 2017 eröffnete Werk, 40 Mio. Euro sind im
US-Werk Cartersville fällig - Plus 80 Mio. Abwertungen und
Vorsorgen
Auf dem Ergebnis der voestalpine lasten im
laufenden Geschäftsjahr 2019/20 (per Ende März) in Summe
"Einmaleffekte" von rund 360 Mio. Euro, wie am Montag bekannt wurde.
Der Löwenanteil entfällt mit 175 Mio. Euro auf Texas. Jobs in
Österreich seien derzeit aber nicht gefährdet, in Deutschland
wackelt rund ein Viertel der rund 1.500 Vollzeitstellen bei Buderus
Edelstahl in Wetzlar.
Mit Abstand am teuersten kommen dabei die Amerika-Aktivitäten:
Das erst im Herbst 2017 eröffnete Roheisenwerk in Texas schlägt mit
175 Mio. Euro Sonderabschreibung durch, das US-Automotive-Werk in
Cartersville mit 40 Mio. Euro.
"Die grundsätzliche Ausrichtung von Texas steht nicht infrage",
betonte Konzernchef Herbert Eibensteiner am späteren
Montagnachmittag in einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz.
Die Abschreibungen seien angesichts der "zukünftigen Erwartungen von
technischen Risiken" in der genannten Höhe nötig.
Die außerplanmäßige Abschreibung in Cartersville wurde fällig, da
"der geplante Personaleinsatz in den USA in der Zukunft doch höher
sein wird als ursprünglich geplant", so Eibensteiner weiter. Das
Automotive-Werk ist nicht so produktiv wie anfänglich gedacht. Ein
effizienter Personaleinsatz - vergleichbar beispielsweise mit jenem
in Europa - sei "so nicht umsetzbar", teilte die voestalpine mit.
Daher seien dort "zukünftig deutlich höhere Personalkosten zu
erwarten". Damit würden auch "die geplanten Ergebnisse nicht
erzielbar sein". Der Produktionsstandort wurde 2014 eröffnet und in
den darauffolgenden Jahren erweitert. In der dritten Ausbaustufe kam
es zu massiven Anlaufschwierigkeiten - erst jetzt zeichnet sich "ein
Ende der technischen Herausforderungen" ab. Aktuell würden mehrere
Anlagen parallel hochgefahren und im kommenden Geschäftsjahr 2020/21
sei (erstmals) mit einem positiven Ergebnisbeitrag zu rechnen. Für
die Metal Forming Division seien Abwertungen und Vorsorgen von rund
20 Mio. Euro getroffen worden, unter anderem "für die Sanierung von
weiteren Standorten".
"Und wir haben auch in Wetzlar, bei unserer deutschen
voestalpine-Tochter Buderus Edelstahl Sonderabschreibungen und
Sanierungskosten von rund 35 Mio. Euro getroffen", benannte der CEO
einen weiteren großen Brocken der Belastungen. Aufgrund der
Handelsbeschränkungen hätten sich am europäischen Edelstahlmarkt
Angebot und Nachfrage, vor allem im Werkzeugstahl, in den
vergangenen Quartalen laut voestalpine "deutlich negativ
verschoben", hieß es in einer Konzernmitteilung. Den deutschen
Standort belasteten zudem der Konjunkturrückgang in Europa, die
Unsicherheit im Automotive-Bereich, die stark gestiegenen Importe
durch außereuropäische Konkurrenten und auch hohe Energie- und
Stromkosten. Das könnte ein Viertel der derzeit 1.500
Vollzeitstellen in Wetzlar kosten.
Doch auch Standorte in Österreich kommen nicht ohne
"Sondereffekte" davon: Von der in Summe 200 Mio. Euro schweren
Abschreibung in der gesamten Steel Division entfallen zwar 175 Mio.
Euro auf das texanische Werk in Corpus Christi, aber auch 25 Mio.
Euro auf die niederösterreichische voestalpine Giesserei Traisen
GmbH. Diese werde "nach den strukturellen Veränderungen am
europäischen Energiemarkt und zunehmender Konkurrenz aus Asien ihre
zukünftigen Ergebnisziele nicht halten können", teilte der Konzern
mit.
Bei der voestalpine Tubulars im steirischen Kindberg musste
weiters eine Sonderabschreibung von immateriellen Vermögenswerten in
Höhe von rund 20 Mio. Euro vorgenommen werden. Dort waren diesen
Sommer 125 der rund 1.300 Mitarbeiter beim Frühwarnsystem des
Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet worden, 50 kamen
gleich anderswo im Konzern unter. Das Werk ist von den 2018 von der
US-Regierung eingeführten Strafzöllen auf europäische Stahl- und
Aluminiumprodukte ("Section 232") den heutigen Konzernangaben
zufolge "besonders betroffen" und stellte ab September von Vier- auf
Dreischichtbetrieb mit weniger Personal um. In Kindberg werden
Nahtlosrohre für die weltweite Öl- und Gasindustrie hergestellt.
"Das waren die größten Positionen für die Abschreibungen und
Rückstellungen", so Eibensteiner abschließend.
(Schluss) kre/cri
ISIN AT0000937503
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