Grasser-Prozess - Hochegger bleibt bei belastenden Aussagen
Angeklagter: Habe 2005 von Bankberater Beteiligung von Grasser
und Plech beim Buwog-Geschäft erfahren - Irrtümlicherweise
angenommen, dass Nummern Kontonummern wären
Der mitangeklagte ehemalige Lobbyist Peter Hochegger
hat heute im Korruptionsprozess um die Privatisierung der
Bundeswohnungen seine belastenden Aussagen gegen Ex-Finanzminister
Karl-Heinz Grasser und Ernst Plech wiederholt. Er habe im Jahr 2005
von einem Liechtensteiner Bankberater erfahren, dass die
Buwog-Provision auf vier Leute aufgeteilt werde - dass also Grasser
und Plech mitkassierten.
Der damalige Bankberater der Hypo Investment Bank Liechtenstein,
Christoph W. habe ihm eröffnet, dass die Buwog-Millionenprovision
auf Grasser, Plech und Meischberger aufgeteilt werde. "In diesem
Gespräch habe ich erfahren, dass wir zu viert sind", sagte
Hochegger. Damals habe er sich überlegt, seinen ursprünglichen
Anteil von 15 Prozent an der Provision nachverhandeln zu wollen. Bei
vier Partnern sei es eine gerechte Aufteilung, wenn jeder ein
Viertel erhält, also 25 Prozent.
Der Bankberater W. hat im Prozess als Zeuge dementiert, dass er
dies Hochegger so vermittelt habe. Doch Hochegger versicherte heute,
dieses Gespräch habe so stattgefunden. "W. hat mir erzählt, dass das
Geld von Zypern nach Liechtenstein überwiesen wird, behoben wird und
zu drei gleichen Teilen auf die Konten von Grasser, Meischberger und
Plech einbezahlt wird." Auf einem Zettel habe W. die Namen
"Natalie", "Karin" und "400.815" notiert sowie andere Nummern. W.
habe aber nicht gesagt, das wären auch Kontonummern, das sei eine
"irrtümliche Annahme" seinerseits gewesen, räumte Hochegger ein. Die
Nummern hätten Nummern im Zusammenhang mit der Provisionsaufteilung
sein können, deren Gesamthöhe W. damals schon bekannt gewesen sei.
Die Verteidigung von Grasser und Meischberger hat argumentiert,
dass die Konten "Karin" und "Natalie" zu dem mutmaßlichen Zeitpunkt
des Gesprächs noch gar nicht gegründet worden seien, das heißt W.
habe noch keine Kontonummern wissen können. Außerdem hätte W. als
Bankberater die Vertraulichkeit wahren müssen und nicht über fremde
Konten reden dürfen. Dem konterte Hochegger damit, dass Meischberger
ihm W. vorgestellt habe und dem Bankberater versichert habe,
Hochegger genieße sein vollstes Vertrauen.
Hochegger ging dann auf das vom Zeugen W. erwähnte ungeplante
Zusammentreffen mit ihm auf einer Toilette eines Wiener Hotels ein.
Er habe W. vor dem Waschbecken auf der Toilette des Hotel Bristol im
März 2018 zufällig getroffen, kurz nach seinem Geständnis im
Prozess. Nach der Begrüßung und wechselseitigen Komplimenten zum
Aussehen habe er sich bei W. entschuldigt, dass er ihm durch sein
Geständnis berufliche Schwierigkeiten verursacht habe. W. habe sich
seinerseits bei ihm entschuldigt, dass er gegenüber dem ORF gesagt
habe, das Geständnis von Hochegger wären "Fake News". W. habe ihm
gesagt, der ORF-Reporter habe ihn am falschen Fuß erwischt. Er,
Hochegger, habe dann gemeint: "Jeder müsse für sich entscheiden". W.
habe geantwortet, "Jeder hat seine Sicht von der Wahrheit". Man habe
sich gegenseitig alles Gute gewünscht und er habe sich verabschiedet
mit den Worten "Wir sehen uns vor Gericht".
(Schluss) gru/stf/tsk
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