Novartis schlägt in Sachen Facharbeiter Alarm
Arbeitsbewilligungen müssten schneller und leichter erteilt
werden - Investitionen sonst so nicht mehr machbar - Auch
Preis- und Förderpolitik als Baustellen
Die Österreich-Gruppe des Pharmariesen
Novartis schlägt in Sachen Facharbeiter Alarm - und stellt
gleichzeitig Forderungen an eine künftige Bundesregierung. Man
brauche beispielsweise endlich die gesetzlichen Grundlagen, damit
Arbeitsbewilligungen schneller und leichter erteilt werden können,
sagte Novartis Austria-Chef Michael Kocher im Gespräch mit der APA.
Sollte sich an den Rahmenbedingungen nichts ändern, könne man
nicht garantieren, dass das "Investitionsmuster der vergangenen zehn
Jahre" von Novartis in Österreich so fortgesetzt werden könne. Die
österreichische Novartis-Gruppe betreibt die Tiroler Standorte Kundl
und Schaftenau mit rund 4.000 Mitarbeitern, das in Oberösterreich
gelegene Werk in Unterach am Attersee sowie die Vertriebs- und
Marketingzentrale in Wien. Aktuell werden sowohl in Kundl als auch
in Schaftenau Investitionsprojekte mit einem Volumen von 200 Mio.
US-Dollar (182 Mio. Euro) umgesetzt.
Internationale Fachkräfte müssten zudem in wesentlich kürzerer
Zeit Klarheit haben, wie es sich etwa mit den im Land zu
entrichteten Steuern verhält und wie die Arbeitszeit in Österreich
auf ihre Pension angerechnet wird, ergänzte Mario Riesner, der mit
Kocher seit 1. März die Standorte in Tirol leitet. Auch
"bürokratische Hürden bei Einbürgerungen" müssten abgebaut werden.
Ansonsten weise die Industrie in diesem Bereich weiter einen
"eklatanten Wettbewerbsnachteil" auf.
Auch Rahmenbedingungen im schulischen Bereich, um internationale
Schlüsselkräfte anzuziehen, seien dringend notwendig. So brauche es
eine internationale Schule im Tiroler Unterland, die von der
Volksschule bis zum internationalen Baccalaureat alle Schulstufen
umfasst. Solche Fachkräfte würden nur dann nach Tirol kommen, wenn
für ihre schulpflichtigen Kinder die ideale Ausbildung garantiert
sei. Ziel müsse es zudem sein, auch für einheimische Kinder ein
attraktives Angebot einer international hochwertigen und
zukunftsorientierten Bildung zu schaffen, so die beiden Manager.
Dringenden Handlungsbedarf seitens der Politik sieht die
Novartis-Spitze auch in Sachen Preispolitik. 40 Prozent der Generika
seien im Pricing unterhalb des Selbstbehalts. "Es findet keine
Erstattung statt. Das ist für uns ein Riesenproblem", betonte
Kocher. Dieser Teil der Erstattungspraxis müsse "neu diskutiert
werden". Die Preispunkte seien im Generikabereich einfach zu
niedrig, was letztlich auch ein Problem für die
Versorgungssicherheit bedeute.
Auch im Bereich der Klinischen Studien gäbe es Probleme zu lösen.
"Wir haben rund 2.000 Patienten in den vergangenen Jahren in solchen
klinischen Studien gehabt, die noch vor Zulassung durch die
Europäische Kommission Zugang zu unseren innovativsten Produkten
bekommen haben. Der Anachronismus ist, dass manche von diesen
Therapien schließlich nach Zulassung dem weiteren Patientenumfeld in
Österreich nicht zur Verfügung stehen, weil es keine entsprechende
Erstattung gibt", erklärte Kocher und forderte einen fairen
Patienten-Zugang für "innovative Therapien".
Eine weitere "Baustelle" ortete indes Riesner in der
Industrie-Förderungspolitik sowie Steuerpolitik. Man müsse verstärkt
Anreize schaffen, dass sich die Life Science-Industrie in Österreich
niederlasse. Es brauche ein Mehr an Investitionen in diesem Bereich.
"Wir müssen Plattformen schaffen, Industrie und Universitäten
zusammenbringen und eine vernünftige Start Up-Kultur entwickeln",
forderte der Manager und nannte in diesem Zusammenhang als
Positiv-Beispiel die Schweiz. Letztere sei vor allem auch im Bereich
der Cluster-Bildung vorbildlich.
(Schluss) ede/for/gru
ISIN CH0012005267
WEB http://www.novartis.com/