Drohende Datenschutzstrafe verhagelte Post-Bilanz im dritten Quartal
Rückstellung von 19,8 Mio. Euro für
Datenschutz-Verwaltungsstrafe - Kräftiges Wachstum durch
Übernahme des DHL-Postgeschäfts - Bank der Post soll am 1.
April starten
Die Rückstellung für eine drohende Verwaltungsstrafe
der Datenschutzbehörde hat der Österreichischen Post das dritte
Quartal verhagelt. Das Periodenergebnis ging um knapp 30 Prozent auf
20,7 Mio. Euro zurück. Operativ lief es hingegen gut: Kräftige
Zuwächse brachte die Übernahme des DHL-Paketgeschäfts. Das
Briefgeschäft war aufgrund des höheren Briefaufkommens durch die
Nationalratswahl stabil.
Die Post hat wegen der statistischen Hochrechnung von
Parteiaffinitäten von Millionen Post-Kunden und dem Verkauf dieser
Daten an wahlwerbende Parteien eine Verwaltungsstrafe in Höhe von 18
Mio. Euro von der Datenschutzbehörde ausgefasst. Weitere 1,8 Mio.
Euro entfielen auf Verfahrenskosten. Die Entscheidung der Behörde
ist nicht rechtskräftig, die Post legte Rechtsmittel ein.
Für Firmenchef Georg Pölzl ist die Post ein "drastischer"
Präzedenzfall für die neue Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Die
Strafe für die Österreichische Post betrage 0,9 Prozent des
Jahresumsatzes 2018, bei einem DSGVO-Bußgeld für Google in Höhe von
50 Mio. Euro habe der Anteil am Umsatz aber nur 0,004 Prozent
betragen. Pölzl kann sich in der zweiten Instanz auch eine Reduktion
der Verwaltungsstrafe vorstellen.
Der Post-Chef zeigte sich mit der operativen Entwicklung im
laufenden Geschäftsjahr zufrieden. Die Integration des
DHL-Paketgeschäfts inklusive Übernahme von 140 Mitarbeitern und
Logistikzentren sowie Zustellbasen habe die Paket-Tagesmenge seit
Anfang August um 25 Prozent nach oben schnellen lassen. Dies sei
"eine ordentliche Challenge" gewesen.
Der Umsatz erhöhte sich im dritten Quartal im Vergleich zur
Vorjahresperiode um 4 Prozent auf 481 Mio. Euro. Der
Ergebnisrückgang im dritten Quartal auf 20,7 Mio. Euro wurde durch
einen Bewertungseffekt von plus 10 Mio. Euro für Anteile an der
deutschen Flatex AG (vormals FinTech Group) abgefedert. Mehrere
Investoren interessieren sich für die Flatex AG, der Aktienkurs
stieg seit dem Sommer kräftig. Ein sofortiger Verkauf der
Flatex-Anteile steht für den Post-Chef derzeit nicht auf der Agenda,
es gebe noch "Potenzial nach oben". Im Zuge von
Joint-Venture-Verhandlungen hatte sich die Post im Herbst 2018 mit
ursprünglich 6,5 Prozent an der FinTech Group beteiligt.
Nach dem absehbaren Ende der Bankpartnerschaft mit der BAWAG
wollte die Post ursprünglich gemeinsam mit der FinTech Group/Flatex
Bankdienstleistungen anbieten, entschied sich dann aber für ein
Joint-Venture mit der steirischen Grawe-Bankengruppe.
Die Bankpartnerschaft mit der BAWAG geht Ende Dezember 2019 zu
Ende. Die Post hat deswegen in Wien rund 40 Filialen und in den
restlichen Bundesländern zehn weitere Standorte eröffnet. Am 1.
April soll die Bank der Post starten, kündigte Pölzl am Donnerstag
an.
Für 2020 rechnet die Post mit einem "stabilen bis leicht
steigenden Umsatz" und "einer weitgehenden Stabilität im operativen
Ergebnis (EBIT)". Der erwartete Umsatzrückgang im Briefgeschäft wird
durch eine Portoerhöhung für Briefe und Päckchen ab 1. April etwas
gedämpft werden.
(Schluss) cri/itz
ISIN AT0000APOST4
WEB http://www.post.at