Osram-Vorstand nun doch für Übernahme durch ams - Belegschaft dagegen
Knappe Mehrheit im Aufsichtsrat für Übernahmeangebot -
Deutscher Lichtkonzern rutschte 2018/19 tief in die roten
Zahlen, weiterer Stellenabbau droht
Kehrtwende bei Osram: Die Führung
des deutschen Lichttechnik-Konzerns sträubt sich nicht mehr gegen
eine Übernahme durch den steirischen Chip- und Sensorhersteller ams.
Nach Zusagen der Österreicher empfehlen Vorstand und Aufsichtsrat
den Aktionären nun, das 4,6 Milliarden Euro schwere Kaufangebot
anzunehmen.
Die gebotenen 41 Euro je Aktie seien angemessen. "Am wichtigsten
ist, dass die Mitarbeiter an deutschen Standorten bis Ende 2022 vor
fusionsbedingten Kündigungen geschützt sind", sagte Vorstandschef
Olaf Berlien vor der Bilanzvorlage am Dienstag in München. Er hatte
bereits vergangene Woche positive Signale an ams gesandt.
Die ehemalige Siemens-Personalchefin Brigitte Ederer soll
sicherstellen, dass die Vereinbarungen eingehalten werden. Die
Arbeitnehmervertreter halten aber an dem Widerstand gegen ams fest.
Die Entscheidung im Aufsichtsrat fiel mit sieben zu fünf Stimmen,
nur ein leitender Mitarbeiter schloss sich der Kapitalseite an.
In einem Sondervotum zum Übernahmeangebot bezeichnen die
Betriebsräte und Gewerkschafter im Aufsichtsrat das Vorgehen von ams
als "unrechtmäßig". Der Konzernbetriebsrat hat sogar Beschwerde
gegen die Genehmigung des Übernahmeofferts durch die Finanzaufsicht
BaFin eingereicht, weil ams eine Lücke im Gesetz genutzt hat, um
eine zwölfmonatige Sperrfrist vor einem neuen Anlauf zu umgehen. Ob
der Betriebsrat überhaupt klagen darf, ist aber unklar. Die
Verbesserungen gegenüber dem ersten Angebot seien aus Sicht der
Arbeitnehmer "geringfügig", heißt es in dem Sondervotum. Der
Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen sei wertlos, eine
Sicherheit für die Belegschaft gebe es nicht.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 (per Ende September) hat
Osram die Belegschaft bereits um 2.700 auf 23.500 reduziert. Weitere
Streichungen dürften folgen, wie der Traditionskonzern ankündigte.
"Aufgrund der konjunkturellen Entwicklung und des fortschreitenden
Technologiewandels sind weitere strukturelle Anpassungen nötig. Dazu
finden derzeit Gespräche mit den Gremien statt." Die Sparmaßnahmen
beim Personal sollen rund 60 Mio. Euro kosten. Das "Handelsblatt"
hatte berichtet, Osram wolle eine höhere dreistellige Zahl von
Arbeitsplätzen streichen.
Das Unternehmen steckt in der Krise. 2018/19 rutschte Osram mit
343 Mio. Euro in die roten Zahlen, unter anderem wegen einer
Abschreibung von 171 Mio. Euro auf den Firmenwert des
Autozuliefer-Gemeinschaftsunternehmens mit Continental. Ein Jahr
zuvor stand noch ein Gewinn von 188 Mio. Euro zu Buche. Die
Dividende fällt aus. Der Umsatz brach wie befürchtet um 13 Prozent
auf 3,46 Mrd. Euro ein, die bereinigte operative Umsatzrendite
(EBITDA-Marge) sank auf 8,9 von 16,4 Prozent. Im neuen Geschäftsjahr
soll der Umsatz drei Prozent um das Vorjahresniveau pendeln, die
EBITDA-Marge zwischen neun und elf Prozent liegen. Bis Osram seine
Mittelfrist-Ziele erreiche, werde es zwei Jahre länger dauern als
bisher geplant.
(Schluss) ivn/cs
ISIN DE000LED4000 AT0000A18XM4
WEB http://www.osram.de