Konjunktur
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Datum/Zeit: 09.11.2019 10:16 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Eurozone verzeichnet auch im Oktober annähernde
Stagnation; Auftragseingang weiter rückläufig
Mit aktuell 50,6 nach 50,1 im September hat der
finale IHS Markit Eurozone Composite Index
(PMI®) im Oktober die Vorabschätzung zwar um 0,4
Punkte übertroffen, er notiert allerdings weiter auf
einem der niedrigsten Werte seit sechseinhalb
Jahren.
Industrie- und Servicesektor entwickelten sich auch
im Oktober unterschiedlich. Während die Industrieproduktion den neunten Monat in Folge reduziert
wurde, vermeldete der Servicesektor weiter
Wachstum, allerdings mit der zweitniedrigsten
Steigerungsrate seit Januar.
Auf Länderebene verzeichnete im Oktober lediglich
Deutschland Wachstumseinbußen, und zwar zum
zweiten Mal hintereinander.
Zu geringfügigen Zuwächsen kam es in Italien, Irland
und Spanien. Der irische Composite-PMI sank
allerdings auf den tiefsten Wert seit 89 Monaten, und
in Spanien wies der dortige Index das schwächste
Wirtschaftswachstum seit knapp sechs Jahren aus.
Dank des beschleunigten Aufschwungs im Servicesektor und neuerlicher Produktionssteigerungen in
der Industrie war Frankreich mit einem ZweiMonatshoch des Composite-PMI im Oktober
Spitzenreiter im PMI-Ranking.
Beim Gesamt-Auftragseingang verbuchte die
Eurozone das zweite Minus in Folge, hauptsächlich
aufgrund der Einbußen in der Industrie und der
rückläufigen Exportnachfrage. Insgesamt zählten die
13. Exportorderverluste in Folge aus Industrie und
Servicesektor zusammengenommen erneut zu den
höchsten seit Umfragebeginn.
Die Auftragsbestände nahmen zum achten Mal
hintereinander und fast genauso stark wie im zum
annähernden Fünf-Jahrestief im September ab.
Gleichzeitig fiel der Stellenaufbau insgesamt so
schwach aus wie seit über vier Jahren nicht mehr.
Auf Länderebene gab es auch hier Unterschiede:
Beschleunigt hat sich der Jobaufbau in Frankreich,
Irland und Italien, in Spanien legte die Beschäftigung
nur minimal zu, und in Deutschland sank sie
erstmals seit sechs Jahren wieder.
Trotz leichter Beschleunigung fiel der Anstieg der
Einkaufspreise fast genauso schwach aus wie zum 37-Monatstief im September. Die Verkaufspreise
wurden wegen des schwierigen Marktumfelds und
des hohen Wettbewerbsdrucks nur leicht
angehoben.
Infolge der anhaltenden politischen und
wirtschaftlichen Unsicherheit trübte sich der Ausblick
wieder ein und fiel fast genauso pessimistisch aus
wie zum 75-Monatstief im August.
Servicesektor
Mit aktuell 52,2 nach 51,6 im September signalisierte
der finale IHS Markit Eurozone Service-Index,
dass sich das Geschäftswachstum der
Dienstleistungsunternehmen im Oktober leicht
beschleunigt hat. Der Index notiert damit allerdings
auf dem zweitniedrigsten Wert seit Januar.
Der Auftragseingang wies nur ein hauchdünnes Plus
aus, das Acht-Monatstief von September wurde nur
minimal übertroffen. Die Exporte sanken hingegen
zum 14. Mal hintereinander.
Die Auftragsbestände nahmen den dritten Monat in
Folge ab, und der Stellenaufbau fiel genauso
schwach aus wie zum Acht-Monatstief im
September.
Vor allem wegen der höheren Ausgaben für Löhne
und Gehälter beschleunigte sich der Kostenauftrieb
so deutlich wie zuletzt vor fünf Monaten. Der Anstieg
der Angebotspreise fiel jedoch deutlich schwächer
aus als der Kostenanstieg.
Der Ausblick blieb ausgesprochen pessimistisch. Der
entsprechende Index notierte im Oktober nur knapp
über dem annähernden Fünf-Jahrestief von August.
Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit,
kommentiert den finalen Eurozone Composite-PMI:
„In der Eurozone herrschte auch im Oktober
weitgehend Stagnation. Und angesichts rückläufiger Aufträge und alarmierender Frühindikatoren
steigt das Risiko, dass das Wirtschaftswachstum im
vierten Quartal 2019 sinkt. Der Oktober-PMI deutet
jedenfalls nur noch auf einen BIP-Zuwachs von bis
zu 0,1% hin.
Erschwerend kommt hinzu, dass dieses MiniWachstum einzig und allein aus der Abarbeitung
der Auftragsbestände resultierte. Die Nachfrage
sollte also dringend wieder anziehen, damit nicht
noch mehr Firmen unter Druck geraten und
Wachstum und Beschäftigung weiter sinken.
Den kurzfristigen Ausblick dominieren vor allem
geopolitische Themen wie die US-Zölle und der
Brexit. Viel hängt jedoch auch vom ersten Treffen
der EZB-Spitze unter Christine Lagardes Führung
am 12. Dezember ab und welche weiteren Anreize
seitens der EZB geplant sind. Die jüngsten
Änderungen der Geldpolitik werden sich jedenfalls
erst mit der Zeit zeigen. Sollten die
Wirtschaftsdaten allerdings enttäuschend bleiben,
dürften Anfang nächsten Jahres weitere Aktionen
folgen.“
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