Sanochemia schreibt rote Zahlen und gibt Tiermedizin-Geschäft ab
Gewinnwarnung nach Wertberichtigungen - CEO Bender: Kein
Stellenabbau nach Verkauf der Veterinärsparte -
Uneingeschränkte Produktionserlaubnis im kommenden Jahr
erwartet
Für das an den Börsen in Wien und Frankfurt notierte
Wiener Pharmaunternehmen Sanochemia endet das Geschäftsjahr
2018/2019 so, wie das Jahr begonnen hat: Mit einer Gewinnwarnung.
Auslöser der Krise waren massive Qualitätsmängel, die jetzt aber
beseitigt seien, sagt Vorstandschef Timo Bender. Nun müsse man diese
Renovierungsarbeiten mit Wertberichtigungen abschließen.
Nach einem Millionenverlust in den ersten sechs Monaten wird
Sanochemia auch im Gesamtjahr rote Zahlen schreiben. Wie hoch der
Verlust sein werde, könne man noch nicht sagen, "die
Jahresabschlussarbeiten sind am Laufen", sagte Bender am Mittwoch
vor Journalisten in Wien. Die aktuelle Gewinnwarnung habe "nichts
mit unserem operativen Geschäft zu tun", betonte Bender. "Mit dieser
Bilanz wollen wir den Abschluss finden, Baustellen und Altlasten aus
langer, langer Vergangenheit auszuräumen und tiefgehend renovieren."
Die Qualitätsmängel bei der Produktion habe man inzwischen
behoben und die für die Medizinaufsicht zuständige Aufsichtsbehörde
AGES habe das Herstellzertifikat für die Sanochemia bis zum 30. Juni
2020 verlängert, sagte Bender. "Es ist immer noch ein
eingeschränktes Zertifikat, wir dürfen nur unsere Hauptprodukte
produzieren", räumte der Firmenchef und Haupteigentümer ein. Dennoch
sei es gelungen, "signifikante Umsatzsteigerungen zu erzielen".
Heuer habe es vier Inspektionen gegeben, die alle gut verlaufen
seien. Im März/April werde es eine weitere Überprüfung geben, nach
der die Behörde der Sanochemia hoffentlich "längere Leine geben" und
ein uneingeschränktes Herstellungszertifikat erteilen werde. Aber
auch dann seien nicht "von heute auf morgen Umsatzsprünge" zu
erwarten.
Zur Neuausrichtung des Unternehmens gehört der heute bekannt
gegebene Verkauf der Veterinärsparte, die vom belgischen
Familienunternehmen Inovet übernommen wird. Über den Preis wurde
Stillschweigen vereinbart. Inovet erwirbt die in der Alvetra &
Werfft GmbH gebündelte Tiermedizinsparte der Sanochemia im Rahmen
eines Asset Deals. Bisher habe der Tierbereich, der nie so recht in
die Gänge gekommen sei, einen Anteil von 12 bis 15 Prozent am
Gesamtumsatz gehabt. Der Käufer erwerbe die Arzneimittel-Dossiers
und werde dadurch in der Lage sein, die Produkte selbst
herzustellen. Das größte Produkte werde die Sanochemia weiterhin in
Lohnfertigung in Neufeld für den Käufer herstellen.
Zu einem Stellenabbau werde es durch den Teilverkauf nicht
kommen, allenfalls würden Mitarbeiter vom Käufer übernommen. Im
Gegenteil, man habe heuer durch die Einführung einer Nachtschicht in
Neufeld sogar elf Arbeitsplätze geschaffen. Derzeit seien im
burgenländischen Neufeld rund 140 Leute beschäftigt, insgesamt habe
die Sanochemia rund 160 Mitarbeiter.
Umgebaut wird nicht nur das Produktportfolio der Sanochemia,
sondern auch der Vorstand, der von vier auf drei Mitglieder
reduziert wird. Wie bereits am Dienstag angekündigt wurde, soll der
bisherige Finanzchef Stefan Welzig aus dem Vorstand ausscheiden und
sich ab Jänner ausschließlich auf den Ausbau der Herstellung von
Arzneimittelwirkstoffen am burgenländischen Produktionsstandort in
Neufeld konzentrieren.
Der Deutsche Timo Bender hatte bei Sanochemia am 1. Februar 2019
als CEO das Ruder übernommen. Sein Unternehmen b.e. imaging ist der
größte Einzelkunde von Sanochemia und nach einer Kapitalerhöhung um
5 Mio. Euro mit einem Anteil von knapp 33 Prozent auch größter
Eigentümer.
"Auslöser war, dass die Sanochemia im letzten Jahr mit
Produktions- und Qualitätsschwierigkeiten zu kämpfen hatte, unter
der auch wir als größter Kunde sehr gelitten haben, weil wir die
Produkte von Sanochemia gern und in großer Menge verkaufen. Es war
also nichts anderes als eine strategische Entscheidung: Wir
investieren in unseren wichtigsten Lohnhersteller und Lieferanten,
um ihn zu stabilisieren", erklärte Bender.
Die Schweizer Inpharsearch AG hält 25 Prozent an der Sanochemia,
der Rest befindet sich in Streubesitz.
Eine weitere Kapitalerhöhung sei derzeit nicht geplant, sagte
Bender. "Wir schließen das für eventuelle Wachstumsperspektiven oder
Opportunitäten, die sich ergeben, nicht aus. Aber unser Unternehmen
muss sich jetzt aus dem laufenden Cashflow selbst finanzieren."
(Schluss) ivn/bel
ISIN AT0000776307
WEB http://www.sanochemia.at