RBI hat Geldwäsche-Vorwürfe um Ukio Bank abgehakt
Vorstand: Behörden ergriffen keine Maßnahmen - Laut interner
Untersuchung keine Verfehlungen - Halbjahresgewinn um ein
Viertel zurückgegangen - Ausblick bestätigt - Aktie leicht im
Minus - GRAFIK
Die Raiffeisen Bank International (RBI) kann die
Geldwäsche-Affäre rund um die pleitegegangene litauische Ukio Bank
hinter sich lassen. "Ich kann hier abschließend berichten, dass nach
den Aktivitäten, die wir März 2019 gesehen haben, jetzt dieser Teil
für uns abgeschlossen ist", sagte RBI-Chef Johann Strobl am Mittwoch
in einer Pressekonferenz zu den Halbjahreszahlen der Bank.
Die Behörden haben in dem Fall keine Maßnahmen gegen die RBI
ergriffen, berichtete Strobl. Außerdem habe eine interne Prüfung
bestätigt, dass es Verfehlungen seitens der RBI oder ihrer Kunden
feststellbar gewesen seien. Im März war bekannt geworden, dass über
die Ukio Bank russisches Schwarzgeld in den Westen geflossen und
neben etlichen anderen West-Banken auch auf Konten von Raiffeisen
gelandet sein soll. Die Raiffeisen-Aktien stürzten in Folge aus
Angst vor Strafen um elf Prozent auf damals 19,84 Euro ein.
Die RBI hat im ersten Halbjahr 2019 einen Gewinnrückgang um einer
Viertel von 756 auf 571 Mio. Euro verzeichnet. Ausschlaggebend waren
dafür in erster Linie der Wegfall des verkauften Polen-Geschäfts und
ein niedrigeres Zinsniveau. Den Ausblick ließ das Institut
unverändert. Die Bank stellt sich in Osteuropa in den nächsten zwei
Jahren aber auch auf ein schwächeres Wirtschaftswachstum ein,
zentrales Thema blieben die Zinssenkungen.
Eine Nuance optimistischer ist die Bank bei den Risikokosten. Für
2019 wird nun eine Neubildungsquote von "unter 45 Basispunkten"
erwartet, vor drei Monaten war noch von "rund 45 Basispunkten" die
Rede. Zur Dividendenpolitik erklärte Strobl, dass zwischen 20 und 50
Prozent des Konzerngewinns ausgeschüttet werden sollen. Die große
Bandbreite der Ausschüttungsquote verteidigte Strobl mit Blick auf
die Bankenkonsolidierung in Osteuropa, für die die RBI einen
Kapitalpuffer aufbaut. "Wenn alles passt und eine Bank zum Verkauf
stünde, die zu uns passt, möchten wir auf diese Option nicht
verzichten", sagte Strobl.
Trotz des bisher mit 50 Stellen begonnen Personalabbaus in der
Konzernzentrale in Wien steige die Mitarbeiterzahl, betonte Strobl.
Mit Ende Juni hatte die RBI konzernweit 47.181 Vollzeitäquivalente,
Ende 2018 waren es 47.079. In Russland werden derzeit Mitarbeiter
eingestellt. In der IT sei die RBI zudem seit gut einem Jahr dabei
ausgelagerte Bereiche ins Haus zu holen, so Strobl. Das hängt auch
damit zusammen, dass Mobile Banking, also Bank-Apps am Handy, immer
wichtiger werden, mit etwas Verzögerung zu Westeuropa auch in
Osteuropa. In Rumänien etwa erwartet die RBI 2021 eine
Marktdurchdringung von 55 Prozent, nachdem 2018 erst 22 Prozent der
Kunden dort mobile Bank-Anwendungen verwendeten.
Den Anstieg der Cost-Income-Ratio im ersten Halbjahr von 56 auf
60,7 Prozent begründete der Vorstand unter anderem mit der
Gehaltsdynamik von fast zehn Prozent in einigen Ländern. Darüber
hinaus habe es für den Mitarbeiterabbau keine Rückstellungen
gegeben. Auch die Rubel-Aufwertung um 10 Prozent habe eine Rolle
gespielt. Für nächstes Jahr erwartet die RBI einen schwächeren
Anstieg der Kosten sowie ein stärkeres Kreditwachstum, weshalb das
Management für 2021 an einer Cost-Income-Ratio von rund 55 Prozent
festhält. Für die nächsten Jahre wird von einem durchschnittlichen
Kreditwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich ausgegangen.
Mit dem Ergebnis im ersten Halbjahr zeigte sich der Vorstand
zufrieden und verwies insbesondere auf die niedrigen Risikokosten.
Zu den 10 Mio. Euro im ersten Quartal kamen im zweiten Jahresviertel
nur 2 Mio. Euro dazu. Der Zinsüberschuss der RBI blieb mit 1,66 Mrd.
Euro stabil, während sich der Provisionsüberschuss gegenüber dem
ersten Halbjahr 2018 um 3,5 Prozent auf 839 Mio. Euro verringerte.
Bereinigt um die Erträge des polnischen Kernbankgeschäfts, das 2018
verkauft wurde, ist der Zinsüberschuss im Jahresvergleich um 8
Prozent gestiegen und der Provisionsüberschuss um 5 Prozent, wie die
Bank am Donnerstag in der Früh mitteilte. Das gute Ergebnis des
Vorjahres sei erwartungsgemäß nicht erreicht worden, hieß es. An der
Wiener Börse lag die RBI-Aktie zu Mittag leicht im Minus. Ein
Anteilsschein kostete um 13.00 Uhr 20,10 Euro, das ist 0,15 Prozent
unter dem Schlusskurs vom Vortag. In der Früh war die Aktie in der
Spitze noch 3,9 Prozent im Plus gewesen.
Die RBI ist mit über 16 Millionen Kunden in 13 Ländern die
zweitgrößte Bank in Österreich. Heimatmarkt ist Osteuropa
einschließlich Russland und Ukraine. Die wichtigsten Kreditmärkte
sind nach dem Firmengeschäft in Wien die Länder Tschechien,
Slowakei, Russland und Rumänien.
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