Konjunktur
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Datum/Zeit: 23.06.2019 10:14 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Deutsche Wirtschaft im Juni: Anhaltend moderates Wachstum,
Ausblick trübt sich weiter ein
Die deutsche Wirtschaft blieb im Juni auf
moderatem Wachstumskurs. Dies signalisiert der
IHS Markit Flash Deutschland Composite Index
Produktion, der mit 52,6 Punkten unverändert zum
Vormonat notiert. Die Vorabschätzung basiert auf
rund 85% der regulären Umfragerückmeldungen.
Der PMI-Durchschnittswert für das gesamte zweite
Quartal 2019 fällt damit höher aus als in den beiden
Vorquartalen. Die Geschäftsaussichten binnen
Jahresfrist sanken hingegen auf den tiefsten Wert
seit über viereinhalb Jahren.
Mit der zweithöchsten Steigerungsrate seit neun
Monaten lieferte der Servicesektor erneut die
entscheidenden Wachstumsimpulse. Die Industrieproduktion wurde hingegen zum fünften Mal
hintereinander und auch erneut stark reduziert.
Dies gab nicht zuletzt den Ausschlag dafür, dass
der IHS Markit Flash PMI für die Industrie
abermals deutlich unter der neutralen Wachstumsmarke von 50 Punkten notierte, wenngleich auch
die Indizes für Auftragseingang, Beschäftigung,
Lieferzeiten und Vormateriallager mit dazu
beitrugen. Immerhin verbesserte sich der Index
binnen Monatsfrist um 1,1 Punkte und erreichte mit
45,4 ein Vier-Monatshoch.
Nach dem geringfügigen Minus im Mai wies der
Auftragseingang im Juni insgesamt wieder ein
Plus aus. Obwohl nur leicht, fiel der zweite
Zuwachs innerhalb der letzten sechs Monate so
hoch aus wie zuletzt im November 2018. Die
Industrie verbuchte allerdings erneut hohe
Einbußen, was die Befragten auf die schwache
Nachfrage aus dem Ausland und seitens der
Automobilindustrie zurückführten. Immerhin fiel das
zehnte Exportorderminus in Folge weniger
gravierend aus als in den letzten vier Monaten.
Die Auftragsbestände nahmen insgesamt zum
achten Mal hintereinander ab. In der Industrie
sanken sie rapide, während sie im Servicesektor
den fünften Monat in Folge zulegten.
68 Monate in Folge und damit so lang wie nie zuvor
in der bisherigen Umfragegeschichte steigt die
Beschäftigung in der deutschen Wirtschaft nun
bereits, und auch im Juni fiel der Jobaufbau wieder
überdurchschnittlich stark aus. Allerdings blieb die
Steigerungsrate unverändert auf dem Drei-Jahres-tief von Mai. In der Industrie schwächte sich der
vierte Stellenabbau in Folge gegenüber Mai ab.
Der Kostendruck ließ im Juni spürbar nach, vor
allem in der Industrie. Hier sanken die Einkaufspreise so rasant wie zuletzt im April 2016. Im
Servicesektor legten die Einkaufspreise mit der
niedrigsten Rate seit März 2018 zu. Damit fiel der
Anstieg der Einkaufspreise insgesamt so schwach
aus wie zuletzt vor 34 Monaten.
Aufgrund des starken Preisrückgangs in der
Industrie wurden die Verkaufspreise dort erstmals
seit August 2016 wieder reduziert. Im Servicesektor
wurden die Angebotspreise hingegen etwas stärker
erhöht als zuletzt. Damit notiert der Gesamt-Index
Verkaufspreise unverändert auf dem 22-Monatstief
von Mai.
Der Index Geschäftsaussichten binnen
Jahresfrist sank im Juni auf den tiefsten Wert seit
Oktober 2014. Eingetrübt hat sich der Ausblick
diesmal auch im Servicesektor, da zahlreiche
Unternehmen jetzt auch hier mit einer weiteren
Konjunkturabkühlung rechnen. In der Industrie fiel
der Ausblick weitgehend neutral aus, was
gegenüber dem starken Pessimismus der
Vormonate jedoch eine echte Verbesserung
darstellt.
Trevor Balchin, Economics Director bei IHS Markit
und Autor des Flash-PMI, kommentiert:
„Die aktuelle PMI-Vorabschätzung bestätigt, dass
sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft im
zweiten Quartal 2019 auf moderatem Niveau
stabilisiert hat. Mit 52,5 Punkten notiert der
Composite-PMI im Quartalsdurchschnitt etwas
höher als in den beiden Vorquartalen.
Im Servicesektor blieb die Wachstumsrate
überdurchschnittlich hoch, und obwohl die Industrie
weiter geschrumpft ist, gibt es erste Anzeichen
dafür, dass die Talsohle überwunden ist. So haben
sich dort die Indizes für Produktion, Auftragseingang, Exportneugeschäft und Beschäftigung von
den mehrjährigen Tiefs der letzten Monate erholt.
Der Ausblick auf die nächsten zwölf Monate blieb
allerdings mau. So sank der Index Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist im Juni auf ein 56-
Monatstief, da sich die Stimmung jetzt auch bei den
Dienstleistern eingetrübt hat. In der Industrie fielen
die Erwartungen weitgehend neutral aus, was
gegenüber dem Pessimismus der letzten Monate
allerdings schon eine echte Verbesserung
darstellt.“
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