Agrana muss sich im Zuckersegment "etwas einfallen lassen"
Zahlreiche Maßnahmen, um Anbaufreudigkeit bei Bauern zu
erhalten - Diversifizierung des Konzerns ließ ihn im
abgelaufenen Geschäftsjahr mit blauem Auge davonkommen -
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Die Diversifizierung des börsennotierten Zucker-,
Stärke- und Fruchtzubereitungskonzerns Agrana hat das Unternehmen im
abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 mit einem blauen Auge davon
kommen lassen. Der Umsatzrückgang des Gesamtkonzerns ist im
Wesentlichen auf den Zuckerbereich zurückzuführen. Nun hofft man auf
eine Erholung.
"Der Umsatzrückgang ist im Wesentlichen auf die Zuckerumsätze
zurückzuführen", erläuterte Agrana-Generaldirektor Johann Marihart
am Montag vor Journalisten in Wien. "Hauptgrund ist das Ende der
EU-Zuckerquote und deren Auswirkungen." Im Zucker-Segment sank der
Umsatz von 652,6 auf 501,2 Mio. Euro, und das EBIT rutschte von
positiven 34,8 Mio. Euro auf -61,9 Mio. Euro ins Minus
"Wir hoffen den Tiefststand durchschritten zu haben, was die
Zuckerpreise betrifft", so Marihart. Denn die tiefen Zuckerpreise
steckten laut seinen Ausführungen auch den Stärkebereich über
Isoglucose-Produkte an. Auch die Ethanolpreisentwicklung war
"schlechter". "Einzig im Fruchtsegment hatten wir einen positiven
Verlauf", sagte der Generaldirektor.
Im größten Segment Frucht wurden diesmal 1,179 (1,161) Mrd. Euro
umgesetzt, das EBIT legte sogar leicht zu auf 77,3 (75,6) Mio. Euro.
Das Segment Stärke brachte bei 762,7 (752,3) Mio. Euro Umsatz ein
EBIT von 51,2 (80,2) Mio. Euro.
"Im Segment Zucker müssen wir uns etwas einfallen lassen", sagte
Finanzvorstand Stephan Büttner. Er verwies auf Leerkosten von mehr
als 10 Mio. Euro wegen einer Unterauslastung in den beiden
Agrana-Zuckerfabriken in Österreich. Der Umsatzanteil des Segments
liegt nur mehr bei gut 20 Prozent. "Die Zuckermisere schlägt voll
durch. Es ist nicht gelungen, diese durch andere Geschäfte zu
kompensieren. Die vielen Investitionen in andere Segmente kommen
jetzt erst in den Ertrag", sagte Büttner.
Viel muss die Agrana tun, um die Rübenbauern im Kampf gegen den
Rübenrüsselkäfer zu unterstützen und bei der Stange zu halten. Denn
zuletzt wurden rund 20 Prozent der Rübenflächen auf rund 32.000
Hektar zumindest vorübergehend reduziert. Denn: "Der
Rübenrüsselkäfer beschäftigt uns auch heuer", sagte Agrana-Vorstand
Fritz Gattermayer. "Voriges Jahr war vor allem das Marchfeld
betroffen, dort gibt es heuer weniger flächen. Heuer ist der Käfer
weiter im Westen, im Raum Tulln, Wagram, Stockerau in
Niederösterreich aufgetaucht. Wir hoffen er geht nicht weiter. Oder
wenn er weiter geht, soll er ganz weit gehen."
Die Agrana zahlt den Rübenbauern für den Anbau 170 Euro je
Hektar. Zudem stellt sie 80.000 Pheromonfallen zur Verfügung. Das
Forschungs- und Entwicklungsteam arbeitet auf Hochtouren. Auch
Insektizide werden im erlaubten Rahmen eingesetzt.
Das alles sorgt neben der Leerkosten wegen einer Unterversorgung
der Fabriken für Kosten. Aber auch heuer würden bestimmt wieder
beide Fabriken anlaufen, sagte Marihart. "Für zwei Fabriken ist
idealerweise eine Fläche von 40.000 bis 42.000 Hektar nötig." Die
28.000 Hektar bringen "keine ideale Auslastung". Nach dem heurigen
Herbst werde der Betrieb der beiden Fabriken davon abhängen, ob eine
ausreichende Anbaufreudigkeit gegeben ist. "Wir tun alles, dass wir
diese nicht nur halten sondern steigern können", sagte Marihart und
verwies auf die genannten Maßnahmen.
Für das laufende Geschäftsjahr 2019/20 rechnet Marihart "mit
einem deutlich besseren Gesamtergebnis insbesondere durch einen
EBIT-Anstieg im Segment Frucht". Aus heutiger Sicht solle 2019/20
trotz der weiter großen Herausforderungen im Segment Zucker das
Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) deutlich steigen und der
Konzernumsatz moderat zulegen.
( 0587-19, Format 88 x 84 mm)
(Schluss) phs/sp
ISIN AT000AGRANA3
WEB http://www.agrana.com