Grasser-Prozess - Ex-Minister lobt Anwälte und verweist auf Haider
Anwaltskosten von weit über eine Million Euro - "Ich weiß,
dass ich mir nichts zu Schulden habe kommen lassen."
Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP)
hat 90 Tage nach Beginn des Korruptionsprozesses gegen ihn und
andere im "Kurier" Bilanz gezogen: "Ich habe für mich gelernt: Wenn
du dich nicht gut verteidigen kannst und dir keine guten Anwälte
leisten kannst, dann sitzt du schon längst im Gefängnis."
Wobei er aber ausdrücklich die detailgenaue Prozessführung durch
Richterin Marion Hohenecker lobt, die sich zu Prozessbeginn massiven
Vorwürfen durch Grassers Anwälte ausgesetzt sah. In den bisherigen
Zeugenaussagen sieht Grasser vor allem entlastende Momente, dass der
Mitangeklagte Peter Hochegger ein Teilgeständnis abgelegt hat, führt
Grasser darauf zurück, dass sich dieser bei einer Verurteilung eine
mildere Strafe erwartet.
Laut Grasser hat der verstorbene Landeshauptmann Jörg Haider
(FPÖ/BZÖ) eine zentrale Rolle bei der Buwog-Privatisierung gespielt.
Dies habe die Staatsanwaltschaft aber nicht weiter verfolgt. "Ich
behaupte heute: Hätte sich die Staatsanwaltschaft in den acht
Ermittlungsjahren konkret mit den möglichen Informationsflüssen und
der Rolle von Haider auseinandergesetzt, dann wäre ich nie angeklagt
worden", so der Ex-Minister.
Auf den Einwand, dass Grasser auch in der Causa Terminal Tower
Linz angeklagt ist, in der Haider nicht vorkommt, ging Grasser nicht
ein. Vielmehr betonte er, dass es ihn "menschlich betroffen" mache,
dass die Staatsanwälte fast ein Dutzend Personen angeklagt haben,
die ihm "leid" tun würden. "Und warum sind sie angeklagt? Weil die
Staatsanwaltschaft die absurde Behauptung aufstellt, dass ich die
Einmietung in den Terminal Tower manipuliert hätte. Deswegen klagt
man zehn Mitarbeiter und Manager an. Das ist Willkür", so Grasser.
Einmal mehr kritisierte Grasser die lange Ermittlungsdauer und
betonte, durch eigene Eingaben nicht zu einer Verzögerung des
Verfahrens beigetragen zu haben. "So ist das Verfahren in diesen
zehn Jahren für mich zu einer massiven Strafe geworden", sagte
Grasser. Des weiteren habe er bisher Anwaltskosten von weit über
eine Million Euro. Zu Beginn des Prozesses im Dezember 2017 hatte
Grasser gemeint, er verfüge über kein Einkommen, zu seinem Vermögen
machte er keine Angaben.
Er sei jedenfalls optimistisch dass das Verfahren in einem
Freispruch endet: "Ich weiß, dass ich mir nichts zu Schulden habe
kommen lassen."
(Schluss) stf/cts
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