Konjunktur
|
Datum/Zeit: 18.04.2019 11:12 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Deutschland: Kräftige Expansion im Servicesektor macht Schwäche der
Industrie wett und sorgt im April für leichtes
Wirtschaftswachstum
Trotz einer leichten Belebung verzeichnete die
deutsche Wirtschaft im April wegen der Exporteinbußen in der Industrie abermals nur gedämpftes
Wachstum. Der Servicesektor florierte hingegen
weiter, hier liefen die Geschäfte prächtig, und auch
die Beschäftigung stieg erneut kräftig.
Der IHS Markit Flash Deutschland Composite
Index Produktion legte gegenüber dem 69-
Monatstief im März zwar um 0,7 Punkte auf 52,1
zu, er unterschritt damit jedoch den LangzeitDurchschnittswert von 53,4 Punkten.
Im Servicesektor beschleunigte sich das Geschäftswachstum zum vierten Mal hintereinander und fiel
so stark aus wie zuletzt im September 2018. Die
Industrieproduktion wurde hingegen den dritten
Monat in Folge reduziert, wenngleich mit
abgeschwächter Rate.
Ähnlich entwickelte sich der Auftragseingang: Hier
kontrastierte der verstärkte Auftragszuwachs bei
den Dienstleistern mit erneuten, allerdings
abgeschwächten Auftragsverlusten in der Industrie.
Wegen des deutlichen Produktionsüberhangs in der
Industrie verzeichnete die deutsche Wirtschaft im
April zum vierten Mal hintereinander ein leichtes
Minus beim Gesamt-Auftragseingang.
Beim Exportneugeschäft mussten die Industriebetriebe das zweithöchste Minus seit zehn Jahren
hinnehmen. Ausschlaggebend hierfür war den
Befragten zufolge vor allem die schwache Nachfrage im Automobilsektor, und auch unter den
Kunden in Großbritannien herrschte Nachfrageflaute. Da das Exportneugeschäft auch im Servicesektor mit beschleunigter Rate sank, schlugen beim
Gesamt-Auftragseingang von den Auslandsmärkten
die höchsten Verluste seit Beginn der Erhebung
dieser kombinierten Daten im September 2014 zu
Buche.
Die Auftragsbestände sanken insgesamt so zügig
wie seit Juni 2013 nicht mehr. Während die
unerledigten Aufträge im Servicesektor langsamer
zulegten als in den beiden Vormonaten, wurden sie
in der Industrie so stark abgebaut wie seit nahezu
zehn Jahren nicht mehr.
Infolge des beschleunigten Jobaufbaus im
Servicesektor nahm die Beschäftigung auch
insgesamt wieder stärker zu als zum 27-Monatstief
im März. In der Industrie blieb das Beschäftigungslevel nach dem ersten Stellenabbau seit drei
Jahren im März diesmal konstant.
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist
verschlechterten sich im April weiter, der
entsprechende Index notiert aktuell nur knapp über
dem 50-Monatstief von Dezember. Trotz des Drei-Monatstiefs blieb der Ausblick im Servicesektor
ausgesprochen optimistisch, in der Industrie fiel er
hingegen so pessimistisch aus wie zuletzt im
November 2012.
Die Verkaufs- bzw. Angebotspreise für Güterund Dienstleistungen wurden im April insgesamt mit
der niedrigsten Rate seit 21 Monaten angehoben.
In beiden Sektoren schwächte sich der Zuwachs
ab, wenngleich er im Servicesektor erneut zu einem
der höchsten seit Umfragebeginn 1997 zählte.
Die Einkaufspreise stiegen insgesamt wieder
etwas stärker als zum 29-Monatstief im März. In der
Industrie legten sie mit der zweitniedrigsten Rate
seit zweieinhalb Jahren zu, im Servicesektor fiel der
Kostenanstieg hingegen abermals stark aus, vor
allem wegen kräftiger Lohnerhöhungen.
Indes verkürzten sich die Lieferzeiten in der
Industrie so deutlich wie seit Mai 2009 nicht mehr.
Und auch ungeachtet des beschleunigten Abbaus
der Vormateriallager stieg der IHS Markit Flash
PMI für die Industrie von seinem 80-Monatstief im
März um 0,4 Punkte auf 44,5.
Phil Smith, Principal Economist bei IHS Markit und
Autor des Flash-PMI, kommentiert:
„Die Lage der deutschen Wirtschaft hat sich im
April unseren Vorabschätzungen zufolge kaum
verändert: Starkes Geschäftswachstum im Servicesektor stand erneut einer exportgeschwächten
Industrie gegenüber. Zwar hat der Composite-PMI
gegenüber dem 69-Monatstief von März nur
minimal zugelegt, er signalisiert damit jedoch, dass
das Wirtschaftswachstum im April genauso
schwach ausgefallen ist wie im Durchschnitt des
ersten Quartals 2019.
Der Industrie-PMI ist dank der leicht verbesserten
Produktions-, Auftragseingangs- und Jobindizes
erstmals seit neun Monaten wieder gestiegen, das
Geschäftswachstum war jedoch das zweitniedrigste
seit Mitte 2012. Beim Exportneugeschäft schlug
wegen der Talfahrt der Automobilindustrie, dem
starken Wettbewerb innerhalb Europas und der
allgemein gedämpften Nachfrage auf den
internationalen Märkten erneut ein hohes Minus zu
Buche. Und der Ausblick der Industrieunternehmen
fiel diesmal so pessimistisch aus wie zuletzt vor
sechseinhalb Jahren.
Wie die aktuelle Umfrage weiter ergab, blieb der
Stellenaufbau im Servicesektor kräftig, was
wiederum Lohnerhöhungen nach sich zog und
dafür sorgen dürfte, dass die Konsumnachfrage im
zweiten Quartal weiter anziehen dürfte.“
|