Prozess nach Betrug bei FACC: Damaliges Kontrollsystem erörtert
Inzwischen neu organisiert - Erbeutete 10,8 Mio. Euro in China
"eingefroren"
In der Fortsetzung des
Schadenersatz-Prozesses gegen einen früheren Vorstand nach einem
Millionenbetrug beim börsenotierten Innviertler
Flugzeugkomponentenhersteller FACC ist am Montag das damalige
Kontrollsystem des Unternehmens erörtert worden. Auskunftsperson für
das Landesgericht Ried war der Beklagte.
FACC, mehrheitlich in chinesischer Hand, war Ende 2015 Opfer
eines Fake President Fraud (Geschäftsführer-Trickbetrugs) geworden.
Die Täter hatten sich in E-Mails gegenüber der Buchhaltung als der
Firmenchef ausgegeben und die Überweisung von 54 Mio. Euro auf
ausländische Konten veranlasst. Nach dem Auffliegen des Betruges
wurden die Finanzchefin und der Firmenchef gefeuert. Von letzterem
verlangt das Unternehmen nun in einem Zivilprozess 10 Mio. Euro
Schadenersatz. Neben anderen Beschäftigten des Unternehmens wird ihm
vorgeworfen, kein ausreichendes Kontrollsystem geschaffen zu haben.
Das wies der Beklagte zurück. Dem Ex-Chef war die angewendete
Betrugsmasche bis zur Tat unbekannt. Die IT der Firma sei
hochgerüstet gewesen, da auch sensible Daten von Kunden und
Lieferanten auf den Servern gelagert würden. Die Datensicherheit
gegen interne und externe Angriffe habe diesen auch nachgewiesen
werden müssen. Vergleiche mit Konkurrenzfirmen hätten FACC gezeigt,
dass sie auf ähnlich hohem Niveau gewesen sei.
Bei Zahlungen habe es ein 4-Augen-Prinzip gegeben, das sei auch
von den Banken gefordert worden, stellte der Ex-Vorstand fest. Jedes
Formular für eine Investition ab 1.500 Euro sei von zwei Vorständen
abzuzeichnen gewesen. Er habe seit 1991 keine
Alleinzeichnungsberechtigung gehabt. Auch die in den Betrug
hineingezogene Mitarbeiterin in der Buchhaltung habe zuvor dieses
Prinzip nie verletzt. Bei der Aufarbeitung des "Incidents" - wie die
Firma den Betrugsfall nennt - habe sich gezeigt, dass seine
Unterschrift für den Abruf des Geldes bei der Bank aus einem
Geschäftsbericht herauskopiert und vergrößert eingesetzt worden sei.
Dabei seien sogar einzelne Pixel erkennbar gewesen. Spätere
Beurteilungen aus dem Firmenbereich Controlling, die
Finanzbuchhaltung sei "etwas zu klein", wies er zurück.
Der nach der Affäre bestellte neue Finanzvorstand bestätigte,
dass von der Beute an chinesische Banken überwiesene rund 10,8 Mio.
Euro geortet und "eingefroren" worden seien, bevor sie den Betrügern
in die Hände fielen. Er sei zuversichtlich, dass sie zurückfließen.
Dazu gebe es Bemühungen auf Staatsebene.
Nach dem Betrugsfall sei die Buchhaltung neu organisiert worden.
Es gelte nun quasi ein 6-Augen-Prinzip, und es gebe mehrere Schritte
bis zur Freigabe von Zahlungen. Ein weiterer Vorstand, der zum
Tatzeitpunkt schon im Amt war, wird voraussichtlich kommenden
Freitag als Zeuge befragt werden. Am Dienstag ist geplant, Personen
aus der damaligen Buchhaltung einzuvernehmen, darunter jene
Mitarbeiterin, die die verhängnisvolle Zahlung durchgeführt hat.
(Schluss) zie/inn/sp
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