Vienna Insurance will weiter wachsen, Zukäufe im Visier
Versicherungskonzern hebt nach Gewinnplus Dividende und
Gewinnprognose an - Verlust in Rumänien - BILD GRAFIK
Die börsennotierte Vienna Insurance Group (VIG) will
weiter wachsen und hat auch Zukäufe im Visier. Die Versicherung sehe
die 25 Märkte, in denen sie tätig ist, als Potenziale und
durchleuchte sie auch auf zusätzliche Potenziale, so VIG-Chefin
Elisabeth Stadler am Donnerstag in der Jahrespressekonferenz. Nach
einem kräftigen Gewinnplus wurden die Dividende und die Prognose für
2020 angehoben.
"Wir wollen weiter profitabel wachsen", betonte Stadler. Es
würden Angebote für Akquisitionen geprüft, diese müssten aber
passen. Die Portfolio-Aufstellung müsse zu jener der VIG passen, es
müssten die wirtschaftlichen Kennzahlen passen und natürlich "muss
sich auch der Preis entsprechend rechnen". Es gebe durchaus
interessante Akquisitionsziele und es mangle auch nicht an
Angeboten, auch nicht an guten Angeboten. Die VIG sei kapitalstark
aufgestellt. Die Solvenzquote des Konzerns beträgt 239 Prozent. Es
sei einiges an Luft da, für Zukäufe, wenn man die entsprechenden
Ziele finde. Im Vorjahr habe die VIG für Zukäufe einen kleineren
dreistelligen Millionenbetrag ausgegeben. Aktienrückkäufe würden
immer wieder geprüft, der Fokus liege aber derzeit auf Wachstum.
Die Töchter in Mittel- und Osteuropa (CEE) haben im Vorjahr 56
Prozent zu den Prämieneinnahmen und 53 Prozent zum Gewinn
beigetragen. In 14 der 25 Länder sei die VIG Marktführer oder unter
den Top-Vier. Nummer eins ist die Versicherungsgruppe unter anderem
in Österreich (mit einem Marktanteil von 23 Prozent), Tschechien,
der Slowakei, Rumänien und im Baltikum. In Ungarn sei man unter die
Top 5 vorgerückt. Mittelfristig wolle man in allen Märkten, außer
kleineren, zu den Top-Versicherungen gehören. Die VIG sei nach
Osteuropa gegangen um zu bleiben, bekräftigte Stadler heute.
In Rumänien machte die VIG im Vorjahr einen Vorsteuerverlust von
74 Mio. Euro, nach 6 Mio. Euro Gewinn. Gründe dafür waren eine
Firmenwertabschreibung im zweiten Quartal von 50 Mio. Euro sowie
Vorsorgen für ein laufendes marktweites Wettbewerbsverfahren. Der
Branche werden Preisabsprachen vorgeworfen. Die VIG plant, wie auch
andere, eventuell gerichtlich dagegen vorzugehen und befindet sich
diesbezüglich in einer Evaluierungsphase.
Sie zog auch eine positive Halbzeitbilanz der 2017 gestarteten
"Agenda 2020". Bei der Optimierung des Geschäftsmodells zeigten sich
schöne Erfolge. Es seien elf Gesellschaften fusioniert worden. In
der Krankenversicherung sehe man noch sehr viel Potenzial für die
Zukunft, in den fünf Fokusländern habe es ein Prämienplus von 58
Prozent gegeben.
Ihre digitalen Aktivitäten will die VIG weiter verstärken.
Punkten will man auch mit Service durch Assistance-Leistungen, vor
allem in eigenen Gesellschaften. Gegründet hat die Vienna Insurance
auch ein eigene Start-up "viesure". Im Motor Strategy Lab für das
Kfz-Geschäft der Zukunft beschäftigt man sich mit der Transformation
vom Kfz- zum Mobilitätsversicherer. Aktuell gebe es mehr als 150
laufende Digitalisierungsprojekte. Ein Beispiel aus Georgien: Eine
Autoversicherung sei nach dem Antrag innerhalb von zwei Minuten beim
Kunden. Investiert werden in die Digitalisierung im Zeitraum 2017
bis 2020 rund 200 Mio. Euro.
Die VIG hat im Vorjahr den heute bekannt gegebenen vorläufigen
Zahlen zufolge den Vorsteuergewinn um 9,7 Prozent auf 485,4 Mio.
Euro erhöht. Damit wurden die eigenen Prognosen übertroffen. Das
Finanzergebnis (inkl. Ergebnis aus at equity bewerteten Unternehmen)
erhöhte sich 2018 um 12,2 Prozent auf 1,04 Mrd. Euro, was laut
Finanzvorständin Liane Hirner vorwiegend auf Erträge aus dem
Immobilienbereich zurückzuführen ist. Die Combined Ratio - Schäden
und Kosten gemessen an den Einnahmen - verbesserte sich von 96,7 auf
96 Prozent. Das Konzernergebnis (nach Steuern und nicht
beherrschenden Anteilen) sank um 9,6 Prozent auf 268,9 Mio. Euro.
Der Rückgang resultiert laut VIG vor allem aus höheren Steuerquoten.
Bereinigt um Einmaleffekte wäre das Nettoergebnis um 2,9 Prozent
gestiegen.
Der Vorstand schlägt für 2018 eine Dividendenanhebung auf 1 Euro
je Aktie (nach 90 Cent) vor. Das entspreche einer Dividendenrendite
von 4,9 Prozent und einer Ausschüttungsquote von 48,0 Prozent (2017:
38,7 Prozent). Die VIG hat gestern eine Anpassung ihrer
Dividendenpolitik angekündigt: Künftig sollen "30 bis 50 Prozent"
des Konzerngewinns nach Steuern und nicht beherrschenden Anteilen an
die Aktionäre ausgeschüttet werden. Bisher galt die Regel, dass
"mindestens 30 Prozent" an die Eigentümer gehen.
Für 2019 werden ein Prämienvolumen von 9,9 Mrd. Euro und ein
Vorsteuergewinn von 500 bis 520 Mio. Euro prognostiziert. Für 2020
wird ein Prämienvolumen von 10,2 Mrd. Euro erwartet. Der Gewinn (vor
Steuern) soll 2020 bei 530 bis 550 Mio. Euro liegen. Die VIG hebt
damit ihre ursprünglich kommunizierte Gewinnprognose für 2020 von
mehr als 500 Mio. Euro um bis zu 50 Mio. Euro an. Die Combined Ratio
soll bis 2020 nachhaltig auf rund 95 Prozent verbessert werden.
Die verrechneten Konzernprämien wuchsen 2018 um 2,9 Prozent auf
9,66 Mrd. Euro. Ohne die weiterhin rückläufigen Einmalerläge habe
das Prämienplus 5,2 Prozent betragen. 63 Prozent der Prämien
entfallen auf den Nichtlebensversicherungsbereich (inklusive
Krankenversicherung). Der Rückgang bei den Einmalerlägen in der
Lebensversicherung dürfte sich weitgehend stabilisiert haben oder
künftig flach verlaufen, erwartet Stadler.
In Österreich waren die verrechneten Prämien mit 3,8 Mrd. Euro
stabil. In Tschechien wuchsen die Prämieneinnahmen um 5 Prozent auf
1,7 Mrd. Euro, in Polen um 1,3 Prozent auf 898 Mio. Euro und in
Rumänien um 1,7 Prozent auf 515 Mio. Euro. In der Slowakei gab es
einen leichten Rückgang um 1,3 Prozent auf rund 800 Mio. Euro.
Die Aufwendungen für Versicherungsfälle abzüglich der Anteile der
Rückversicherung stiegen leicht um 1,1 Prozent auf 6,9 Mrd. Euro.
Die Kapitalanlagen (einschließlich der liquiden Mittel) betrugen zum
Jahresende 37,6 (37,4) Mrd. Euro.
Die VIG-Aktie notierte gegen 14 Uhr bei 22,54 Euro und damit um
2,64 Prozent über dem Vortagesschluss.
( 0366-19, Format 88 x 80 mm)
(Schluss) itz/ivn
ISIN AT0000908504
WEB http://www.vig.com