RBI traf im Schlussquartal Vorsorge für mögliche spätere Ausfälle
Sondereffekte drückten Ergebnis im 4. Quartal - Im Gesamtjahr
Milliardengewinn - Strobl: "Gut gerüstet" - Dividende steigt
um die Hälfte - GRAFIK
Neue Rechnungslegungsnormen für international
bilanzierende Banken besagen, dass für Kredite und deren allfälligen
zukünftigen Ausfall weit im voraus vorgesorgt wird - und nicht wie
bisher wenn schon ein Kreditausfall eingetreten ist. Die
börsennotierte Raiffeisen Bank International (RBI) hat dem
entsprechend im 4. Quartal 2018 spürbar höhere Risikovorsorgen in
ihren Büchern stehen.
Ein Sondereffekt, wird bei Raiffeisen betont. Damit kam das
Quartalsergebnis unter den vorherigen Quartalen zu liegen. Im
Gesamtjahr 2018 gab es trotzdem einen fast 14-prozentigen
Nettogewinnanstieg auf 1,27 Mrd. Euro, der Milliardengewinn hatte
sich abgezeichnet. Im Markt war zunächst mehr erwartet worden, der
Börsenkurs gab heute in den ersten Handelsstunden nach. Bis Mittag
erholte sich die Aktie aber. Die Bank ist mit ihren Zahlen zufrieden
und macht außerordentliche Effekte geltend, hauptsächlich wegen der
Bilanzierung nach "IFRS 9".
"Wir haben im vierten Quartal die Möglichkeiten zur Bildung von
zusätzlichen Risikovorsorgen ausgeschöpft, die uns die neuen
IFRS-Regeln bieten. Außerdem haben wir uns für außerordentliche
Ereignisse, die nicht in den Risikomodellen abbildbar sind, gut
gerüstet", schilderte Bankchef Johann Strobl.
"Wir sind mit dem Geschäftsjahr 2018 sehr zufrieden", erklärte
Strobl in einer Aussendung. "Wir haben das sehr gute
Vorjahresergebnis deutlich übertroffen, unsere Kapitalquoten
signifikant verbessert und die NPL-Ratio (den Anteil der
notleidenden Kredite an den Gesamtkrediten) gesenkt." Der
Hauptversammlung wird eine um die Hälfte höhere Dividende von 93
Cent je Aktie vorgeschlagen, was mehr als 300 Millionen Euro kostet.
Die Ausschüttungsquote liegt nach vorläufigen Zahlen bei 24 Prozent.
Operativ meldete die RBI am Mittwoch einen um 4,2 Prozent
verbesserten Zinsüberschuss, der Provisionsüberschuss stieg noch
etwas stärker an. Vergleichsweise moderat, um 1,2 Prozent, legten
hingegen die Verwaltungsaufwendungen zu.
Die Bank sprach in einer Mitteilung zu den vorläufigen Zahlen
2018 am Mittwoch von negativen Sondereffekten von 159 Mio. Euro aus
der "Verfeinerung" der IFRS-9-Modelle (im Ausmaß von rund 108 Mio.
Euro) sowie Vorsorgen für "andere außerordentliche Ereignisse, die
nicht in den Risikomodellen abbildbar" seien (rund 51 Mio. Euro).
Die gesamten Kreditvorsorgen beliefen sich im vierten Quartal
2018 damit in Summe auf 222 Mio. Euro - nachdem nach massiven
Auflösungen von Wertberichtigungen in den ersten neun Monaten in
dieser Position sogar ein positiver Saldo von 56 Mio. Euro gestanden
war. Aufs Gesamtjahr gesehen sind die Kreditrisikokosten 2018 mit
166 Mio. Euro um 146 Mio. Euro geringer ausgefallen als im Jahr 2017
(312 Mio. Euro).
Wegen der zu Jahresende 2018 gebildeten zusätzlichen
Risikovorsorgen ist das Schlussquartalsergebnis 2018 mit 98 Mio.
Euro deutlich geringer ausgefallen als in den Vorquartalen, wo es
jeweils zwischen 300 und 400 Millionen waren - und auch niedriger
als im letzten Quartal des Jahres 2017 (206 Mio. Euro).
Ins Gewicht gefallen ist im Geschäftsjahr 2018 auch der Verkauf
der polnischen Tochter Polbank (Kernbank-Verkauf), was das Ergebnis
mit 120 Mio. Euro belastet hatte, allerdings bei den Kapitalquoten
eine Verbesserung brachte. Die harte Kernkapitalquote der RBI lag
Ende 2018 (vorläufig) bei 13,4 Prozent.
Trotz des Verkaufs der Polen-Bank sind die Kredite
(Kundenkredite) voriges Jahr um 4 Prozent angestiegen. Auch die
Zinsspanne hat sich verbessert. Endgültige Zahlen und Details wird
die stark in Osteuropa und Russland aktive Bankengruppe am 13. März
veröffentlichen. Zum Teil wurden Zahlen von 2017 angepasst.
( 0166-19, 88 x 80 mm)
(Schluss) rf/itz
ISIN AT0000606306
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