Kartellverfahren und US-Autowerk belasten voestalpine-Gewinn
Operativer Gewinn nur mehr 750 Mio. Euro statt ursprünglich
1,18 Mrd. Euro - Zweite Gewinnsenkung im laufenden
Geschäftsjahr
Der börsennotierte Stahlkonzern voestalpine
muss zum zweiten Mal im laufenden Geschäftsjahr die Gewinnprognose
senken. Auslöser dafür seien eine hohe Rückstellung wegen einem
Kartellverfahren im Zusammenhang mit der Erzeugung von Grobblechen
sowie hohe Anlaufkosten nach der Ausweitung des US-Automotive-Werks
in Cartersville, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit.
Der Operative Gewinn (EBIT) werde im Geschäftsjahr 2018/19 bei
750 Mio. Euro liegen und nicht bei knapp einer Mrd. Euro, wie im
Oktober erwartet, teilte das Unternehmen mit. Dabei war im Oktober
bereits die Gewinnprognose von ursprünglich 1,18 Mrd. Euro auf nur
mehr knapp 1 Mrd. Euro gesenkt worden. In den ersten neun Monaten
des Geschäftsjahres gab es nach vorläufigen Zahlen nur ein EBIT von
525 Mio. Euro, deutlich unter den Markterwartungen, und ein EBITDA
von 1,1 Mrd. Euro.
"Aufgrund jüngster Informationen" habe die voestalpine im
Zusammenhang mit dem laufenden Kartellverfahren des deutschen
Bundeskartellamtes eine Rückstellung bilden müssen, heißt es in
einer Stellungnahme von Konzernsprecher Peter Felsbach. Dabei geht
es um den Verdacht kartellrechtswidriger Absprachen im Bereich
Grobblech. Dazu hat am 12. September 2017 in den Geschäftsräumen der
voestalpine in Linz eine Hausdurchsuchung stattgefunden.
Der zweite große Kostenfaktor ist das Automotive-Werk der
voestalpine in Cartersville, rund 60 Kilometer nordwestlich von
Atlanta. Hier werden höchstfeste Leichtbau-Karosserieteile für Autos
hergestellt. "Wir kämpfen derzeit mit erheblichen Herausforderungen
beim Hochlauf unseres größten Automotive-Werks (Cartersville) in den
USA, damit verbundenen Lieferproblemen und entsprechenden
Ergebnisauswirkungen. Damit verbunden sind auch negative
Einmaleffekte wegen externer Auftragsverlagerungen" heißt es in der
Stellungnahme des Konzernsprechers. Das Werk, das 2014 eröffnet
wurde, in Betrieb ging, wurde seither zwei Mal erweitert, die dritte
Ausbaustufe wurde erst 2018 abgeschlossen. Der Umsatz, der 2017/18
knapp 100 Mio. Dollar (derzeit 87 Mio. Euro) betrug, soll laut Plan
2020/21 auf 220 Mio. Dollar steigen, die Anzahl der Mitarbeiter von
derzeit 500 auf dann 600 zulegen.
Aufgrund der starken Nachfrage seien in den letzten fünf Jahren
mehrere Produktionsanlagen "weitgehend parallel errichtet und auch
hochgefahren" worden. Vor allem die "überambitionierte
Hochlaufplanung" und ein Fachkräftemangel vor Ort hätten nun zu
hohen Zusatzkosten geführt, so der Konzernsprecher.
Bei der ersten Gewinnwarnung im Oktober 2018 hatte die
voestalpine bereits Zusatzkosten aus dem Hochlauf der
Automobilaktivitäten als eine der Ursachen angeführt. Damals waren
aber als Hauptgründe protektionistische handelspolitische Maßnahmen
in einer Reihe von Ländern, Produktionsprobleme in der Autoindustrie
wegen neuen Abgasemissionstestverfahrens, ein Brand in einem Werk in
Texas und das Niedrigwasser auf der Donau genannt worden.
(Schluss) tsk/ed
ISIN AT0000937503
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