Agrana-Chef Marihart: Stehen dank Diversität gut da
Rechnet beim Zucker mit Normalisierung im kommenden Jahr -
Zuckersegment nur mehr drittwichtigster Geschäftsbereich des
Konzerns hinter Frucht und Stärke
Der Chef des börsennotierten Frucht-, Stärke- und
Zuckerkonzerns Agrana, Johann Marihart, hat keine Freude mit dem
Zuckersegment-bedingten Gewinneinbruch seines Unternehmens, beruhigt
aber zugleich, weil der Konzern diversifiziert aufgestellt ist.
"Reine Zuckerunternehmen ohne eine Diversifikation wie die unsrige,
die heuer Gewinn machen, wird es nicht geben", so der Konzernchef
zur APA.
"Wir werden in der europäischen Landschaft dank unserer
Diversität trotzdem gut dastehen", sagte Marihart als Ausblick für
das gesamte Geschäftsjahr 2018/2019, für das der Konzern am
Donnerstag sein Ergebnis nach neun Monaten präsentiert hat. Bei der
Agrana ist der Zucker inzwischen nur mehr das drittgrößte Segment
hinter Frucht und Stärke.
Der Konzernchef geht davon aus, dass vor allem westeuropäische
Zuckerunternehmen und Zuckerrübenbauern im kommenden Geschäftsjahr
ihre Flächen preisbedingt wieder um rund 10 Prozent reduzieren
werden. Derzeit gibt es nur 320 Euro je Tonne. Der langjährige
Unternehmenschef kann sich an solch ein Preistief nicht erinnern.
Nach dem Aus der EU-Zuckerquote stieg die EU-weite Anbaufläche um
rund 13 Prozent. Ein geringerer Lagerbestand gepaart mit einem
geringeren Anbau werde zu einer "gewissen Normalisierung" führen.
"Damit ist aus meiner Sicht ab der neuen Ernte mit einer Besserung
zu rechnen", sagte Marihart am Donnerstag.
Dank der Notfallzulassung für Neonicotinoide geht der Konzernchef
davon aus, dass hierzulande die Flächen zumindest auf dem selben
Niveau gehalten werden. Davon geht er auch in den Agrana-Märkten
Tschechien, Slowakei, Ungarn und Rumänen aus. Kommende Woche
beginnen die Gespräche ("Kontrahierungsversammlungen") mit den
Rübenbauern in Österreich, dann geht es in den anderen Ländern
weiter.
Marihart sagt, dass die Agrana dann kommendes Jahr am Ende wieder
auf den Normalwert von rund 5 bis 5,5 Millionen Tonnen Zuckerrüben
und 850.000 Tonnen Weißzucker aus all ihren Märkten kommt. Die
Erntefläche der Agrana belief sich zuletzt auf insgesamt 83.000
Hektar - davon gut 30.000 Hektar in Österreich (witterungs- und
schädlingsbedingt zurückgegangen) - und soll zumindest stabil
bleiben. Im laufenden Geschäftsjahr werden es laut Marihart
witterungsbedingt nur 700.000 Tonnen sein. "Neben der preislichen
Misere gab es extrem schwierige Kampagnenverhältnisse." Es brauchte
großen Energieeinsatz um den verhältnismäßig geringen Zuckeranteil
aus den Rüben zu extrahieren. "Die erhöhten Kosten im
witterungsbedingten Katastrophenjahr haben wir im dritten Quartal
verdaut", sagte Marihart.
Das Stärkesegment ist inzwischen vor dem Zucker zum zweitgrößten
des Konzerns hinter dem Fruchtsegment aufgestiegen. Die meisten
Investitionen sollen im kommenden Geschäftsjahr auch dorthin
fließen. "Von 180 Millionen Euro an Investitionen im Geschäftsjahr
2019/20 fließt mehr als die Hälfte in den Stärkebereich." Gewisse
Ausbauten im Stärkebereich (Gmünd, Aschach) sind bereits getätigt,
bis Spätherbst 2019 fließen 100 Mio. Euro in den Ausbau der
Weizenstärkekapazitäten in Pischelsdorf.
"Im Fruchtbereich wachsen wir stetig", sagte Marihart. "Jetzt
gerade werden in unserem neuen Werk in China die ersten Chargen
produziert. Seit Montag haben wir die
Lebensmittelproduktionsgenehmigung. Ab jetzt geht es los." Die
Produktion des Weltmarktführers soll dort über die kommenden Jahre
um 30.000 Tonnen pro Jahr gesteigert werden. Das wären umsatzmäßig
rund 45 Mio. Euro. Bei einer 7- bis 8-prozentigen EBIT-Marge sind
das ungefähr 5 bis 6 Mio. Euro beim EBIT (Betriebsergebnis) selbst.
Insgesamt hat die Agrana eine Gesamtkapazität für
Fruchtzubereitungen von über 500.000 Tonnen.
In Nordamerika schaut die Agrana im Fruchtbereich, wo sie bisher
sehr viel auf große Key-Accouts geschaut hat, jetzt mehr auf
"Food-Service" bzw. Spezialitätenkundschaft. So geht es künftig mehr
in Richtung von Kaffeehaus- und Restaurantketten.
Fruchtzubereitungen werden in Flaschen oder Beuteln geliefert. "In
diesen Bereich gehen wir verstärkt, wie auch in den Bäckereibereich,
nicht mehr nur in Richtung Molkereien. Der Anteil in der weltweiten
Fruchtjoghurtszene liegt bei über 50 Prozent", so der Konzernchef.
(Schluss) phs/itz
ISIN AT000AGRANA3
WEB http://www.agrana.com