Konjunktur
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Datum/Zeit: 06.12.2018 10:37 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Eurozone-Industrie im November: Schwächstes Wachstum seit
August 2016
Der Eurozone-Industriesektor hat im November
weiter an Fahrt verloren. Dies zeigt der finale IHS
Markit Eurozone Einkaufsmanager Index (PMI),
der binnen Monatsfrist um 0.2 Punkte auf 51,8
nachgab – der tiefste Wert seit August 2016.
Immerhin hielt sich der Index den 65. Monat in
Folge über der Marke von 50 Punkten, ab der
Wachstum signalisiert wird.
Bergab ging es im Berichtsmonat allerdings nur im
Investitionsgüterbereich, wo nicht nur Produktion
und Auftragseingang rückläufig waren. Auch beim
Exportneugeschäft schlug hier zum dritten Mal
hintereinander ein Minus zu Buche, während der
Kostendruck hoch blieb. Der Konsum- und
Vorleistungsgüterbereich vermeldeten hingegen
solides Wachstum.
Die vier wirtschaftlich bedeutendsten Eurozone-Länder
schnitten diesmal am schlechtesten ab. In
Italien fielen die zweiten Wachstumseinbußen in
Folge so hoch aus wie zuletzt vor knapp vier
Jahren. Frankreichs Industriesektor stagnierte
nahezu, und Deutschland verzeichnete das
schwächste Wachstum seit über zweieinhalb
Jahren.
Im Gegensatz dazu liefen die Geschäfte in Spanien
etwas besser als im Oktober, und auch in
Österreich, Griechenland und Irland vermeldeten
die Unternehmen beschleunigtes und recht
kräftiges Wachstum. Die Niederlande blieb
Spitzenreiter, wenngleich das Wachstum hier so
schwach ausfiel wie seit über zwei Jahren nicht
mehr.
Beim Auftragseingang schlug zum zweiten Mal
hintereinander ein leichtes Minus zu Buche. Und
auch beim Exportneugeschäft kam es zum zweiten
Rückgang in Folge. Rückläufig war der Auftragseingang
in Frankreich, Deutschland und Italien.
Mit ein Grund für die nachlassende Nachfrage war
die Flaute im Automobilsektor, die auch dafür
verantwortlich war, dass die Produktion nur noch
geringfügig ausgeweitet wurde. Der entsprechende
Produktionsindex sank auf den tiefsten Wert seit
knapp fünfeinhalb Jahren.
Infolge des Produktionsüberhangs kam es neben
der Abarbeitung der Auftragsbestände auch zum
zweiten Mal hintereinander zu einem Aufbau der
Fertigwarenlager.
Aufgrund der Auftrags- und Produktionsschwäche
verlangsamte sich auch der Stellenaufbau, der so
verhalten ausfiel wie zuletzt im September 2016.
Bis auf Frankreich, wo die Beschäftigung erstmals
seit über zwei Jahren leicht sank, setzte sich der Jobaufbau in allen übrigen von der Umfrage
erfassten Ländern fort.
Trotz leichter Abschwächung blieb der Preisauftrieb
stark, vor allem in Deutschland und Österreich. In
Italien, Spanien und Griechenland fiel er schwächer
aus. Die Verkaufspreise wurden ein weiteres Mal
überdurchschnittlich stark angehoben, wenngleich
mit der niedrigsten Rate seit 15 Monaten.
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist
verharrten weitgehend auf dem tiefsten Wert seit
knapp sechs Jahren. Belastet wurde die Stimmung
von Sorgen über Handelsstreitigkeiten, die
zukünftige Entwicklung der Automobilindustrie und
die politische Unsicherheit. Deutschland war in
dieser Kategorie Schlusslicht, hier blicken die
Unternehmen erneut ausgesprochen pessimistisch
in die Zukunft.
Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit,
kommentiert den finalen Markit Eurozone PMI:
“Die November-PMIs zeigen einmal mehr, dass
sich die Talfahrt des Industriesektors beschleunigt
hat und die Industrieproduktion im vierten Quartal
2018 zur Wachstumsbremse werden könnte.
Überdies war die Nachfrage in Deutschland,
Frankreich und Italien rückläufig, lediglich in
Spanien blieb sie halbwegs intakt.
Belastet wird der Ausblick nicht nur von
Handelskonflikten und Zöllen, sondern auch von
der gestiegenen politischen Unsicherheit. Mit der
Folge, dass die Unternehmen in zunehmenden
Maße Risiken scheuen und ihre Ausgaben,
insbesondere Investitionen, gekürzt haben. Den
stärksten Nachfragerückgang vermeldeten im
November die Hersteller von Investitionsgütern, wie
zum Beispiel Anlagen und Maschinen. Zusätzlich
verschärft wurde deren Lage von den anhaltenden
Problemen im Automobilsektor.
Die Hoffnungen, dass es sich lediglich um eine
kurzfristige Wachstumsdelle handelt, werden
konterkariert vom schlechtesten Ausblick auf die
Geschäftsentwicklung der kommenden zwölf
Monate seit der Staatsschuldenkrise 2012. So wie
es aussieht, stellen sich die Unternehmen auf eine
anhaltend schwache Nachfrage ein.
Die Umfrage deutet ebenfalls darauf hin, dass die
privaten Haushalte ihre Ausgaben kürzen könnten,
sollte sich der Stellenaufbau weiter verlangsamen –
was wiederum die Abwärtsrisiken verschärft.”
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