RBI um etliche faule Kredite erleichtert - Polenbank-Trennung verdaut
Gewinnbringende Verkäufe notleidender Darlehen -
Milliardengewinn nach neun Monaten - Auf Sicht 20 bis 50
Prozent Ausschüttungsquote bestätigt
Die Raiffeisen Bank International hat bis September
den Nettogewinn um 28,9 Prozent auf 1,17 Mrd. Euro angehoben.
Haupttreiber war die Entwicklung der Risikokosten, berichtete
Bankchef Johann Strobl am Mittwoch. Das Kreditrisiko liegt heuer
deutlich unter Vorjahresniveau. Auf mittlere Sicht bestätigt wurde
die Absicht, 20 bis 50 Prozent des Konzerngewinns als Dividende
weiterzugeben.
Zur erwartbaren Dividende für das zu Ende gehende Jahr 2018
äußerte sich die Bank heute zunächst nicht. Im Oktober hat der
Vorstand aber angekündigt, die Aktionäre zumindest mit einer
Ausschüttung auf Vorjahresniveau bedienen zu wollen. Für 2017 hatte
die RBI 204 Millionen Euro oder 62 Cent je Aktie als Dividende
ausgeschüttet.
Die Quote der notleidenden Kredite an den Gesamtkrediten ist auf
mittlerweile 4,4 Prozent gesunken. In den ersten neun Monaten hat
die RBI zahlreiche Kredite mit Bilanzgewinn verkauft, insgesamt hat
sie Nettoauflösungen von früheren Wertberichtigungen von 56 Mio.
verbucht. Im Jahr davor waren hingegen Kreditvorsorgen netto für 191
Mio. Euro neu dotiert worden - das war ebenfalls bereits ein
niedriger Wert.
Bei den Kreditwertberichtigungen gab es heuer im Jahresvergleich
die größten Erleichterungen in der RBI AG (gleich um 142 Mio. Euro),
in Rumänien (54 Mio. Euro), Kroatien (43 Mio. Euro), Polen (26 Mio.
Euro) und in Russland (19 Millionen). Weil es im Raum
Zentral/Osteuropa mit der Wirtschaft besser lief, gab es in vielen
Märkten Rückzahlungen sowie Verkäufe von notleidenden Krediten im
Volumen von 416 Euro Mio. Euro, was sich in der RBI-Rechnung mit
einem positiven Effekt von 95 Mio. Euro niederschlug. In der RBI AG
konnten im Rechtsstreit nach der Insolvenz einer isländischen Bank
Forderungen von 25 Mio. Euro aufgelöst werden. In Kroatien hatte die
Bank im Jahr davor den Ausfall des Großkunden Agrokor zu spüren
bekommen. In Rumänien wiederum waren voriges Jahr teure
Abschreibungen infolge der dortigen Franken-Kredit-Konvertierung
angefallen, was damals 67 Mio. Euro an Wertberichtigungen gekostet
hatte. Solche Lasten fielen heuer nicht an.
Im dritten Quartal 2018 hat der RBI-Konzern das Ergebnis im
Vergleich zum zweiten Quartal unter dem Strich um 60 Millionen auf
417 Mio. Euro verbessert, nachdem ein im zweiten Quartal verbuchter
(voraussichtlicher) Verlust aus dem Verkauf des Kernbankgeschäfts
der Raiffeisen Bank Polska (Polbank) das Konzernergebnis mit 121
Mio. Euro belastet hatte. Dem standen im dritten Quartal ein im
Vergleich zum Zweitquartal um 25 Mio. Euro geringeres
Betriebsergebnis gegenüber.
Der Verkauf der Polskabank-Kernbank an den französischen BNP
Paribas Konzern ist am 31. Oktober auch formal über die Bühne
gegangen. Die dafür lukrierten rund 760 Mio. Euro Verkaufserlös
entsprachen 0,95 Prozent des Buchwerts. Weil das Polbank-Geschäft in
den RBI-Büchern also höher bewertet war als der Verkauf
hereinbrachte und der Bank bei der Trennung noch Eigenkapital
mitgegeben wurde, setzte es den Veräußerungsverlust, der schon im 2.
Quartal in der RBI-Bilanz verbucht worden ist. Auch Währungsverluste
sind noch angefallen. Die Fremdwährungskredite der früheren
Polen-Tochter blieben bei der RBI.
Der Verkauf in Polen war für die Bank ein wichtiges Projekt,
wurde heute bei der Zwischenbilanzvorlage erklärt. RBI-Chef Strobl
äußerte sich insgesamt mit dem Geschäftsverlauf zufrieden. Obwohl
das Zinsumfeld nach wie vor sehr schwierig sei, habe man das
Zinsergebnis um knapp 5 Prozent verbessern können. Minimal
angestiegen ist der Verwaltungsaufwand. Die Russland-Tochter, seit
Jahren Cashcow des Konzerns, hat die Gewinne wieder gesteigert. Bis
September steuerte das Russlandgeschäft 368 Mio. Euro (Vorjahr: 357
Mio. Euro) Nettogewinn bei.
An der Börse notierte die Aktie der RBI gegen 12 Uhr um 2,5
Prozent höher.
(Schluss) rf/tsk
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