AT&S bleibt nach Gewinnsprung optimistisch
Vorkehrungen gegen harten Brexit - Vorstandschef Gerstenmayer:
Handelsstreit mit den USA "sehr besorgniserregend",
AT&S-Geschäft aber nicht betroffen - Zweite Ausbaustufe in
Chongqing
Der börsennotierte steirische
Leiterplattenhersteller AT&S bleibt nach einem Gewinnsprung in der
ersten Hälfte des Geschäftsjahres auch für das zweite Halbjahr
optimistisch. AT&S profitiert davon, dass das Leben immer vernetzter
wird. Einer der Hauptwachstumstreiber könnte künftig das autonome
Fahren sein. Gegen einen harten Brexit hat der AT&S-Vorstand
Vorkehrungen getroffen.
Es seien einige Lieferanten von AT&S in England beheimatet, sagte
Vorstandschef Andreas Gerstenmayer am Mittwoch in einer
Pressekonferenz in Wien. Die Gespräche und Vorbereitungen laufen,
"aber da vieles nicht geklärt ist, ist das nicht ganz trivial".
Im schlimmsten Fall eines unkontrollierten, harten Abschieds
Großbritanniens aus der EU ohne Handelsabkommen müsste AT&S auf
andere Bezugsquellen zurückgreifen. Für den Worst Case gebe es
Zweitlieferanten, so Gerstenmayer. Auf Vorrat wird
Produktionsmaterial für die Leiterplatten derzeit aber nicht
gekauft.
Den Handelsstreit zwischen den USA und China bezeichnete
Gerstenmayer als "sehr besorgniserregend", auf das Geschäft und
Lieferketten von AT&S habe er aber keine wirklichen Auswirkungen -
auch weil die Elektronikindustrie großteils von den Strafzöllen
ausgenommen ist. AT&S produziert viele Leiterplatten in China und
macht zwei Drittel des Umsatzes in den USA.
AT&S hat kürzlich den Ausblick angehoben und für das erste
Halbjahr eine Gewinnsprung vermeldet. An der Börse kamen die Zahlen
gut an, die Aktie stieg am Mittwochvormittag zwischenzeitlich um
über drei Prozent, zu Mittag lag sie 1,85 Prozent im Plus.
Der Nettogewinn stieg in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres
2018/19 von 15,4 Mio. auf 55,4 Mio. Euro. Der Umsatz legte um 6,4
Prozent auf 516,9 Mio. Euro zu. Das operative Ergebnis (EBITDA)
verbesserte sich um 32,5 Prozent auf 138,3 Mio. Euro. Das EBIT stieg
um 35,0 Mio. Euro auf 71,9 Mio. Euro. Für das gesamte Geschäftsjahr
2018/19 hat der AT&S-Vorstand die Umsatz- und Ergebnisprognose
angehoben. Bei gleichbleibenden Wechselkursen wird nun ein
Umsatzwachstum von 6 bis 8 Prozent erwartet (zuvor bis zu 6 Prozent)
und eine EBITDA-Marge in der Bandbreite von 24 bis 26 Prozent (zuvor
bis zu 23 Prozent).
Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen erklärte Gerstenmayer
die Zugewinne mit den chinesischen Werken, die nun in Vollbetrieb
sind. "Wesentlicher Treiber der Ergebnisse war, dass wir das, was in
Chongqing etabliert ist, jetzt voll nützen können, auch mit einer
entsprechenden Effizienz und Produktivität. Die Lernkurve haben wir
hinter uns gelassen." In dem hochgefahrenen zweiten Werk in
Chongqing werden nun im Planbetrieb weniger Mitarbeiter gebraucht,
der Personalstand sank dadurch um rund 300 auf 9.735 Mitarbeiter. In
Österreich hat AT&S aber unverändert rund 1.500 Beschäftigte.
Auch über das laufende Geschäftsjahr hinaus dürften die Geschäfte
brummen. Ein Blick in die Zukunft zeigt, dass selbstfahrende Autos
mindestens 15 bis 20 Kameras sowie etliche Sensoren haben werden.
Auch in der Medizin, etwa bei Diagnostik und Therapie, steigt der
Hardwarebedarf. Bei Künstlicher Intelligenz seien höherwertige
IC-Substrate mit kurzen Latenzzeiten und hohem Datendurchsatz nötig.
"Die Produkte, die wir liefern, werden größer und komplexer" -
und somit auch teurer, wodurch sich Gerstenmayer Umsatzsteigerungen
erwartet. Im Werk 1 in Chongqing leitet der Leiterplattenhersteller
eine zweite Ausbaustufe ein, um dort die Technologieentwicklung
voranzutreiben. In den nächsten zwei bis drei Jahren sollen dafür
bis zu 160 Mio. Euro investiert werden. Ein erstes Drittel ist
bereits im aktuellen Ausblick für 2018/19 berücksichtigt, der im
laufenden Geschäftsjahr Investitionen von 140 bis 160 Mio. Euro
vorsieht.
(Schluss) pro/ivn
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