Agrana-Risikostreuung federt Probleme beim Zuckersegment ab
Konzern hofft auf Erholung am Zuckermarkt nach Ende der
EU-Zuckerquotenregelung - GRAFIK
Der börsennotierte Agrana-Konzern, vor allem mit der
Marke "Wiener Zucker" bekannt, hat nach dem Aus der
EU-Zuckerquotenregelung in seinem Zuckersegment mit einem
Ergebniseinbruch zu kämpfen. Auch das Stärkesegment litt zum
Halbjahr wegen des tiefen Bioethanol-Preises. Das inzwischen
wichtigste Firmensegment Frucht läuft hingegen gut, hier wurde im
Vergleich zur Vorjahresperiode mehr verdient.
Die Agrana wird vor allem mit dem Zuckergeschäft gleichgesetzt.
Dabei ist der Zucker inzwischen die kleinste Sparte der Firma und
trägt nur mehr rund 20 Prozent zum Gesamtergebnis bei. Das
inzwischen wichtigste Segment Frucht wurde ab den frühen 2000ern
etabliert. Hier wird mit nachhaltigen Ergebnissen gerechnet, obwohl
auch bei Fruchtsaftkonzentraten wie vor allem beim Apfelsaft die
Preise wegen Rekordernten in Europa im Keller sind. Die Agrana hat
daher Einkauf und Verkauf ganz eng miteinander abgestimmt. Beim
Fruchtsegment geht es aber auch zu einem guten Teil um
Fruchtzubereitungen für Joghurts und Mehlspeisen, wo die Nachfrage
steigt.
Im Lichte des Endes der EU-Zuckerquote kann sich die Firma also
besonders glücklich schätzen, mit ihren drei Segmenten breit
aufgestellt zu sein. Trotzdem sank der Gesamtumsatz im ersten
Halbjahr 2018/19 um 7,4 Prozent auf 1,26 Mrd. Euro ein, das
Betriebsergebnis brach um knapp 52 Prozent auf 63 Mio. Euro ein und
der Gewinn sank um fast 60 Mio. Euro auf 39,9 Mio. Euro.
"Jedenfalls bauen wir unsere globale Präsenz aus und investieren
mehr als im vorigen Geschäftsjahr", erläuterte Vorstandschef Johann
Marihart bei der Halbjahrespressekonferenz am Donnerstag in Wien.
"Durch unsere gute Risikostreuung können wir die schwierige
Situation beim Zucker gut durchstehen." Nach dem Quotenende in der
EU brachen die Zuckerpreise auf Tiefstpreise ein, erläuterte der
Unternehmenschef. Bei der Stärke gab es deutlich niedrigere
Ethanolpreise also im Vorjahr. Im Fruchtbereich hingegen gebe es
einen zufriedenstellenden Geschäftsverlauf mit den
Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentraten. Geschäfte erhofft
man sich vor allem in Schwellländern wie China und der Ukraine, der
westliche Markt ist gesättigt.
Weißzucker notierte zuletzt bei rund 300 Euro je Tonne. Seit dem
Frühjahr 2017, hier lag der Preis je Tonne bei fast 550 Euro, ging
der Preis zurück. Beim Zucker wurde ein negatives Betriebsergebnis
(EBIT) von minus 4,1 Mio. Euro verzeichnet. Der Umsatz sank im
Periodenvergleich um fast 100 auf 277,4 Mio. Euro. Europaweit wurde
zuletzt mehr Zucker erzeugt, um den erwarteten Preisverfall über die
Menge und erhoffte Exporte auszugleichen. Nur waren - entgegen der
Hoffnungen - Exporte nicht lukrativ. Der Zucker hatte bereits
zweiten Halbjahr des vorigen Geschäftsjahres 2017/18 nichts mehr zum
Ergebnis beigetragen.
Jetzt gibt es aber Hoffnung auf eine Preiserholung, obwohl Indien
zum Zuckergroß-Exporteur aufsteigen dürfte. Die Lagerbestände
sinken, die EU-Zuckerproduktion dürfte wieder sinken, erläuterte
Agrana-Vorstand Fritz Gattermayer. Die schlechte Ergebnissituation
aller Zuckerproduzenten in Europa werde dazu führen, dass sich der
Markt wieder erhole, so Gattermayer. "Wir werden immer so viel
Zucker produzieren, wie es vernünftig ist", sagte Marihart. "Wir
werden damit auch wieder gutes Geld verdienen." Dass
Lebensmittelketten eine Kampagne zu weniger Zucker in Produkten
fahren, freue die Agrana zwar nicht, "in der Verarbeitung ist das
aber nicht zu spüren". Was der Agrana nützt, ist dass ihr
"Heimmarkt" von Österreich über Ungarn und die Slowakei bis Rumänien
- kein Zucker-Überschussmarkt ist, so Marihart.
( 1049-18, 88 x 92 mm)
(Schluss) phs/ggr
ISIN AT000AGRANA3
WEB http://www.agrana.com