Zumtobel verlagert Produktion von China nach Serbien - Werk eröffnet
Werk in Nis für 30 Mio. Euro gebaut - Firmenchef: Kurze
Transportwege und wettbewerbsfähige Löhne in Serbien - Derzeit
260 Mitarbeiter, mittelfristiges Potenzial für 1.100
Beschäftigte
Der börsennotierte Vorarlberger Leuchtenhersteller
Zumtobel verlagert einen Teil seiner Leuchten-Komponentenproduktion
von China nach Serbien. Vergangenen Freitag wurde das neue Werk in
Nis mit einem Investitionsvolumen von 30 Mio. Euro eröffnet. Die
neue Produktion in Serbien werde dabei helfen, "das Unternehmen
wieder auf Kurs zu bringen", sagte Zumtobel-Chef Alfred Felder vor
Journalisten.
Zumtobel verbuchte im Geschäftsjahr 2017/18 unter anderem wegen
Preisdrucks im Leuchtengeschäft und Währungseffekten einen Verlust
von 46,7 Mio. Euro. Der Aktienkurs von Zumtobel sank zwischen Mitte
2017 und Mitte 2018 von 20 Euro auf 6 Euro. Zwei Gewinnwarnungen
verunsicherten die Anleger. Seit dem Sommer ist der Aktienkurs
wieder auf aktuell 8,20 Euro gestiegen. Der Leuchtenkonzern trennte
sich im Februar von seinem Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schumacher,
dessen Vertrag eigentlich bis 2020 gelaufen wäre. Schumacher reichte
gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber zivilrechtlich am Landesgericht
Feldkirch Klage ein. Alfred Felder wurde neuer Firmenchef.
Im neuen 40.000 Quadratmeter großen Zumtobel-Werk in Serbien
werden LED-Komponenten für die Tochter Tridonic und LED-Leuchten
gefertigt. Die Produkte sollen vor allem in Zentral- und Osteuropa
und im Nahen Osten abgesetzt werden. Bei der offiziellen Eröffnung
des Werks am vergangenen Freitag waren der serbische Präsident
Aleksandar Vucic und der österreichische EU-Minister Gernot Blümel
(ÖVP) anwesend. Aktuell sind im neuen Zumtobel-Werk in Nis rund 260
Mitarbeiter beschäftigt. Innerhalb von drei bis fünf Jahren soll die
Zahl der Produktionslinien ausgebaut werden und die Personalzahl auf
1.100 Mitarbeiter steigen. Zumtobel-Chef Felder begründet die
teilweise Produktionsveranlagung von China nach Serbien mit kurzen
Transportwegen und wettbewerbsfähigen Löhnen in Serbien. "China ist
nicht mehr ein Billigstandort", so Felder. Das verkleinerte
Zumtobel-Werk in China soll künftig nur mehr den asiatischen Markt
beliefern.
Die Arbeitslosenzahlen in Südserbien sind hoch. In Nis - der
drittgrößten Stadt Serbiens mit rund 260.000 Einwohnern - gibt es
derzeit rund 7.000 Arbeitslose mit Hochschulabschluss. Die
monatlichen Durchschnittsgehälter in Nis lagen im Jahr 2017 bei 483
Euro brutto (351 netto). Einige Automobilzulieferer etwa die
deutsche Leoni oder die südkoreanische Yura Corporation und Shinwon
haben in den vergangenen Jahren einen Produktionsstandort in Nis
eröffnet. Zumtobel zahlt nach eigenen Angaben zwischen 10 und 20
Prozent mehr als die marktüblichen Gehälter, um qualifizierte
Mitarbeiter anzuwerben.
Die Konzernzentrale in Dornbirn mit rund 2.100 Mitarbeitern soll
weiterhin der Leitstandort und das F&E-Zentrum im konzernweiten
Produktionsnetzwerk bleiben. Das Werk in Serbien werde keine
negative Auswirkungen auf den Personalstand in Österreich haben,
betont Zumtobel-Chef Felder. "Aus heutiger Sicht ist nichts
geplant."
Nachdem Zumtobel mit der Marke Thorn stark in Großbritannien
präsent ist, bereitet sich der Leuchtenkonzern intensiv auf den
Brexit vor. Es sei wichtig, dass sobald wie möglich eine
Entscheidung falle, wie der EU-Austritt Großbritanniens organisiert
werde, so der Zumtobel-Chef. Generell befindet sich der
Leuchtenmarkt in einer Konsolidierungsphase. Mitbewerber Osram
trennt sich derzeit von seinem Leuchtengeschäft. Zukäufe sind für
Zumtobel derzeit kein Thema. Es sei wichtiger in neue Technologien
als in ein zusätzliches Leuchtengeschäft zu investieren, sagte der
Zumtobel-Chef.
(Forts. mögl.) cri/itz
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