Konjunktur
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Datum/Zeit: 21.09.2018 17:56 Quelle: Konjunktur - Presseaussendung |
Deutsche Wirtschaft im September: Industriesektor verliert
weiter an Schwung, doch Servicesektor expandiert erneut stark
Die beiden wichtigsten Sektoren der deutschen
Wirtschaft entwickelten sich im September
gegensätzlich: Der Servicesektor gewann an Fahrt
und ließ damit den Industriesektor hinter sich, wo
sich das Produktionswachstum weiter
verlangsamte. Insgesamt legte die Wirtschaftskraft
erneut kräftig zu, und auch der Jobaufbau blieb
stark.
Der IHS Markit Flash Deutschland Composite
Index Produktion gab gegenüber dem 6-
Monatshoch von August lediglich um 0.3 Punkte
auf 55.3 nach und notiert aktuell auf dem
zweithöchsten Wert seit Februar. Das
Wachstumstempo fällt im 3. Quartal 2018 damit
etwas höher aus als im Vorquartal.
Der Servicesektor vermeldete im Berichtsmonat
das zweitstärkste Geschäftswachstum seit über vier
Jahren (lediglich übertroffen vom jüngsten Januar-Hoch),
während die Industrieproduktion mit der
niedrigsten Rate seit April 2016 ausgeweitet wurde.
Damit schnitt die Industrie erstmals seit knapp zwei
Jahren wieder schlechter ab als der Servicesektor.
Der IHS Markit Flash PMI für die Industrie sackte
binnen Monatsfrist um 2.2 Punkte auf 53.7 ab – der
tiefste Wert seit 25 Monaten. Nach dem
Rekordhoch von Dezember 2017 ist der Index im
September zum achten Mal innerhalb der letzten
neun Monate gesunken.
In der Industrie wies der Auftragseingang nur
noch ein hauchdünnes Plus aus – die schwächste
Zunahme seit Beginn des Auftragswachstums im
Dezember 2014. Da die Dienstleister jedoch so
viele Neu- und Folgeaufträge einsammelten wie
zuletzt im Juni 2011, fiel der Auftragszuwachs für
die deutsche Wirtschaft insgesamt solide aus.
Die Auftragsbestände nahmen mit der niedrigsten
Rate seit über eineinhalb Jahren zu. Während der
Servicesektor beim Zuwachs der unerledigten
Aufträge ein 10-Monatshoch vermeldete, kam es in
der Industrie zum ersten Rückgang der Auftragsbestände
seit Januar 2015.
Der Stellenaufbau schwächte sich gegenüber dem
annähernden Rekordwert im August nur leicht ab
und zählt damit nach wie vor zu einem der
stärksten seit Beginn der Erhebung dieser Daten im
Januar 1998. Im Servicesektor wurden im
September per Saldo so viele neue Arbeitsplätze geschaffen wie zuletzt vor knapp elf Jahren, in der
Industrie blieb der Jobaufbau trotz leichter
Verlangsamung gegenüber den drei Vormonaten
ebenfalls robust.
Die Verkaufspreise wurden im September
insgesamt etwas weniger stark angehoben als zum
7-Monatshoch im August. Ausschlaggebend hierfür
war die leicht verringerte Steigerungsrate im
Servicesektor. In der Industrie wurden die
Verkaufspreise hingegen genauso kräftig erhöht
wie im August.
Der Anstieg der Einkaufpreise schwächte sich von
seinem 7-Monatshoch im Vormonat ebenfalls ab
und fiel so niedrig aus wie zuletzt im Mai.
Insgesamt war der Preisauftrieb in beiden Sektoren
jedoch nach wie vor überdurchschnittlich stark. In
der Industrie verteuerten sich vor allem Energie und
Stahl, im Servicesektor schlugen insbesondere die
höheren Lohnkosten zu Buche.
Trotz des 3-Monatstiefs blieben die Geschäftsaussichten
binnen Jahresfrist im September recht
optimistisch. Auf Sektorenebene liefen die Trends
allerdings auseinander: Während der Ausblick bei
den Dienstleistern so positiv ausfiel wie zuletzt im
April, sank der Grad an Optimismus in der Industrie
auf den tiefsten Wert seit knapp vier Jahren.
Phil Smith, Principal Economist bei IHS Markit und
Autor des Flash-PMI, kommentiert:
„Der Servicesektor lieferte im September die
Hauptwachstumsimpulse, während die Industrie so
schlecht abschnitt wie zuletzt im August 2016. So
verbuchten die Dienstleister das höchste Auftragsplus
seit über sieben Jahren, was für eine starke
Binnennachfrage spricht. In der Industrie kam das
Auftragswachstum hingegen nahezu zum Erliegen,
da bei den Exportneuaufträgen erstmals seit über
drei Jahren wieder Verluste verzeichnet wurden.
Einen deutlichen Dämpfer erlitten die
Geschäftsaussichten der Industrieunternehmen –
sie fielen so wenig optimistisch aus wie zuletzt vor
knapp vier Jahren. Wegen der zunehmenden
Unsicherheiten rechnen viele Hersteller über die
nächsten zwölf Monate kaum noch mit Wachstum.
Die Beschäftigung legte laut unseren Vorabschätzungen
hingegen erneut kräftig zu, und zwar
in beiden Sektoren. Die rückläufigen Auftragsbestände
in der Industrie deuten darauf hin, dass
sich die Kapazitäten mittlerweile der Nachfrage
angepasst haben. Somit spricht vieles dafür, dass
sich der Jobaufbau in der Industrie in den nächsten
Monaten verlangsamen dürfte.”
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