Löscher-Brief - Für Anlegerschützer Rasinger "unprofessionell"
Sieht aus wie ein "Ego-Problem" - Republik soll in ihren
Beteiligungen präsent sein
Vor wenigen Tagen hat OMV-Aufsichtsratschef Peter
Löscher den Plan der Regierung kritisiert, mehr Einfluss auf das
Unternehmen zu nehmen und deshalb seinen eigenen Abgang mit der
nächsten Hauptversammlung angekündigt. Von Anlegerschützer Wilhelm
Rasinger erntet Löscher dafür seinerseits Kritik und Unverständnis.
"Wir finden die Vorgangsweise von Herrn Löscher voreilig,
unprofessionell und gegenüber dem Unternehmen illoyal", sagte
Rasinger, Chef des Interessensverbands für Anleger (IVA), am
Dienstag zur APA. Es gebe überhaupt noch keinen Gesetzesentwurf, wie
es mit der Staatsbeteiligung weitergehen soll. "Wir können uns des
Eindrucks nicht erwehren, dass es eher ein Ego-Problem ist", so
Rasinger. Der frühere Siemens-Chef Löscher sei es wohl gewohnt, als
CEO oder als Aufsichtsrat eines großen US-Unternehmens im
Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Bei der OMV stehe diese Rolle
CEO Rainer Seele zu. Das neue, noch nicht im Detail bekannte Konzept
nehme Löscher nur als Vorwand für einen Abgang, meint Rasinger.
Grundsätzlich sei es richtig, wenn ein Hauptaktionär in einer
Gesellschaft entsprechend vertreten ist, auch wenn es ein
staatlicher Eigentümer ist, sagt Rasinger. Die Republik Österreich
ist mit 31,5 Prozent größter Aktionär der OMV, gemeinsam im Syndikat
mit Abu Dhabis Staatsfonds IPIC kann die Republik auf eine
Stimmenmehrheit bauen. Der staatliche Vertreter solle allerdings
"kein politischer Funktionär oder Altfunktionär" sein, sondern ein
Experte aus der Staatsholding.
Rasinger leitet unverändert die IVA. Der Plan, eine neue
Interessensvertretung für Anleger auf Basis einer gemeinnützigen
Stiftung auf die Beine zu stellen, in der Rasinger selber dann keine
führende Funktion mehr hätte, sei noch nicht verwirklicht. "Bei der
Umsetzung hat es Probleme gegeben, weil die Gemeinnützigkeit noch
nicht erreicht werden konnte", so Rasinger. In der Zukunft solle die
IVA nur mehr für Squeeze-Out-Klagen auf den Plan treten, Rasinger
als Beirat in der gemeinnützigen Stiftung auftreten. Bis das neue
"Vehikel" operativ ist, bleibt Rasinger als IVA-Chef präsent.
(Schluss) tsk/sp
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