Verbund profitiert von guter Wasserführung und höheren Strompreisen
"Dramatische" positive Trendwende bei Strompreisen - Auch
Sparmaßnahmen, Entschuldung und CO2-Freiheit an Börse goutiert
- Mehr Spielraum für Investitionen und Zukäufe - GRAFIK
Der Verbund-Konzern profitiert von einer besseren
Wasserführung bei seinen Kraftwerken und einem Anziehen der
Strompreise speziell im nächsten Jahr. Deutlich höhere Stromerlöse
2019 wären "eine dramatische Trendwende", hieß es am Donnerstag,
obwohl das Umfeld weiter herausfordernd bleibe. Dank Sparmaßnahmen,
Entschuldung und CO2-frei-Positionierung gewann die Verbund-Aktie
seit Anfang 2018 kräftig.
Das operative Ergebnis (EBITDA) stieg um 21,1 Prozent auf 503,7
Mio. Euro, das Konzernergebnis um 47,3 Prozent auf 227,5 Mio. Euro.
Das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis wuchs um 43,9
Prozent auf 222,3 Mio. Euro. Der Umsatz sank um 7 Prozent auf 1,37
Mrd. Euro. Laut der vorige Woche erneut erhöhten Gewinnprognose wird
bei durchschnittlichem Wasser- und Windangebot das EBITDA mit 950
Mio. Euro erwartet, das Konzernergebnis mit rund 370 Mio. Euro. Das
um Einmaleffekte bereinigte Ergebnis soll bei rund 365 Mio. Euro
liegen, bezogen darauf ist eine Ausschüttungsquote zwischen 40 und
45 Prozent geplant - also deutlich mehr als die für 2017
ausgeschütteten 0,42 (nach 0,29) Euro je Aktie, womit in Summe 145,9
(100,8) Mio. Euro ausgezahlt wurden.
Generaldirektor Wolfgang Anzengruber betonte die "sehr optimale
Erzeugungsstruktur" als Basis für die Geschäftsentwicklung des
Verbund - mit den 128 Wasserkraftwerken mit rund 8.200 MW
Gesamtleistung (davon 22 Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke mit
3.785 MW) als "Herz". Mit den Speichern für volatilen Strom aus Wind
und PV sei der Konzern zukunftssicher ausgerichtet.
Dass die Preise, zu denen der Verbund-Konzern den Strom verkaufen
kann, steigen werden, ist "wie erwartet eingetreten", sagte
Anzengruber im Halbjahrespressegespräch. Aber das Ausmaßüberrascht:
Denn 2019 könnten die Preise bis auf 39 Euro je Megawattstunde
gehen, "das wäre eine dramatische Trendwende", meinte Finanzvorstand
Peter F. Kollmann.
Die Stromproduktion aus thermischen Kraftwerken und
Windkraftanlagen ging im Halbjahr zurück. Insgesamt stieg die
Eigenerzeugung im Jahresabstand um 15,8 Prozent auf 17.518 GWh.
Dabei wuchs die Erzeugung aus Wasserkraft um 23,1 Prozent auf 16.457
Gigawattstunden (GWh). Der Erzeugungskoeffizient der
Laufwasserkraftwerke lag mit 1,08 um 19 Punkte über dem
Vergleichswert des Vorjahres und um 8 Prozent über dem langjährigen
Durchschnitt. Die Erzeugung der Jahresspeicherkraftwerke erhöhte
sich bedingt durch den hohen natürlichen Zufluss und die hohen
Speicherstände zum Jahresende um 24,4 Prozent.
Die thermische Erzeugung sank um 52,4 Prozent auf 609 GWh. Das
Gas-Kombikraftwerk im steirischen Mellach produzierte wegen der
gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich geringeren
Engpassmanagement-Einsätze um 613 GWh weniger Strom. Die
Gas-Kombi-Anlage mit 850 MW Leistung fungiert weiter als "Feuerwehr"
zur Stabilisierung des Stromnetzes. Derzeit in Verhandlung ist ein
3-Jahres-Kontrahierungsvertrag für die Zeit ab Oktober, der jetzige
Kontrakt läuft mit 30.9. aus. Der Mellach-Buchwert liege seit Ende
2017 unverändert bei 109 Mio. Euro. Für das benachbarte
Kohlekraftwerk Mellach mit 246 MW, das im Winter Fernwärme für den
Großraum Graz erzeugt, endet der Vertrag 2020 "und damit dann die
Kohleverstromung". Die Windkraftanlagen produzierten vor allem wegen
weniger Wind in Rumänien mit 452 GWh um 6,6 Prozent weniger Strom.
Der Stromabsatz stieg um 4,9 Prozent auf 29.817 GWh, was laut
Halbjahresbericht im Wesentlichen auf einen erhöhten Absatz an
Händler (+9,9 Prozent auf 9.817 GWh) sowie an Endkunden (plus 6,7
Prozent auf 6.246 GWh) zurückzuführen ist. Dass die Stromerlöse
trotz höherer Mengen um 148,2 Mio. auf 1,052 Mrd. Euro sanken, liegt
stark an IFRS-Buchungsänderungen.
Mit seinen rund 461.000 Strom- und Gaskleinkunden kommt der
Verbund laut Anzengruber auf 7 bis 8 Prozent Marktanteil in
Österreich, in Industrie und Gewerbe sei man mit 20 Prozent
Marktanteil der Marktführer. Stark zugelegt haben beim Verbund im
Halbjahr - vor allem wegen Netztarifsteigerungen - die Netzerlöse,
die um 37,4 Mio. auf 248,1 Mio. Euro stiegen.
Dank der klaren strategischen Positionierung als CO2-freier,
erneuerbarer Versorger, der Effizienzsteigerungs- und
Kostensenkungsmaßnahmen mit Fokus auf den Free Cashflow, der raschen
Entschuldung und des positiveren energiewirtschaftlichen Umfelds,
sei die Verbund-Aktie an der Börse belohnt worden und habe seit
Jahresbeginn um rund 64 Prozent zugelegt, sagte Kollmann. Allein
heuer sei die Marktkapitalisierung des Verbund bis zu dieser Woche
um 5 Mrd. auf 11,5 Mrd. Euro geklettert. Diese Performance sei
selbst für Profis eine gewisse Überraschung gewesen, der Konzern sei
eines der interessantesten Utilities in Europa. Auch der stark
gestiegene Strompreis helfe dabei, "das gesamte Umfeld ist für uns
außerordentlich positiv". Am Donnerstag bremsten Gewinnmitnahmen den
Kurs aus, die Aktien lagen gegen 14.15 Uhr mit 1,66 Prozent im
Minus.
Insbesondere der Anstieg des Free Cashflow - gegenüber dem ersten
Halbjahr 2017 von 274 auf 356 Mio. Euro - erlaube eine
Schuldenreduktion und schaffe Möglichkeiten für Investitionen, sagte
der CFO. "Wir haben wesentlich mehr Spielraum als wir je hatten",
sagte er. Auch Chancen für Zukäufe würden sich eröffnen. Ausschau
halte man nach "wertschaffenden Akquisitionen", die die Strategie
des Verbund oder die Ergebnisse unterstützen könnten. Außerdem könne
man Schulden reduzieren und die Stärke des Konzerns vergrößern. Im
Moment biete sich hinsichtlich möglicher Zukäufe aber "nichts
Spezifisches" an, sagte Kollmann. Den Investitionsplan, der für drei
Jahre 1,1 Mrd. Euro vorsieht - vor allem für die Wasserkraft und die
Netze -, hebe der Verbund nicht an.
Die Nettoverschuldung wurde seit Ende 2017 von 2,84 auf 2,65 Mrd.
Euro reduziert, den geringsten Wert seit über zehn Jahren. "Das gibt
uns Widerstandskraft", so der CFO. Das Gearing sank von 50 auf 46,3
Prozent, der Personalstand um 3,7 Prozent auf 2.737.
( 0790-18, Format 88 x 55 mm)
(Schluss) sp/itz
ISIN AT0000746409
WEB http://www.verbund.com