Grasser-Prozess - Ex-Finanzminister legt es sehr langatmig an
Grasser: Bin Minister geworden, obwohl ich in der
Privatwirtschaft mehr verdient habe - "Anklage hat kein
Fundament" - BILD VIDEO
Wie erwartet hat heute Ex-Finanzminister
Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) im Korruptionsprozess gegen ihn und
andere seine Vernehmung im Großen Schwurgerichtssaal mit einem
ausschweifenden Monolog begonnen. Ausführlich ging Grasser dabei auf
die Regierungsbildung von ÖVP und FPÖ im Jahr 2000 ein.
Er habe zu Beginn seiner Tätigkeit als Finanzminister sieben Tage
die Woche 16 bis 18 Stunden am Tag gearbeitet, so Grasser. Die
Regierung unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) sei extrem
unter Druck gestanden, gleich zu Beginn hätte es drei Rücktritte und
eine Massendemo mit 150.000 Protestierenden gegeben.
Das alles habe er sich nur im Interesse des Staates angetan, denn
bei seinem vorigen Arbeitgeber, der Magna des Austrokanadiers Frank
Stronach, habe er weit mehr verdient, so Grasser zu Richterin Marion
Hohenecker.
Wenig überraschend betonte Grasser, wie schon die Tage zuvor der
zweitangeklagte Ex-FPÖ-Generalsekretär Walter Meischberger, dass es
eine mediale Hetzjagd gegen ihn gegeben habe. Er sei dadurch auch
beruflich blockiert gewesen, da ein Blick in Google gereicht hätte
um zu sehen, was hier in Österreich gegen ihn los sei.
"Die Staatsanwaltschaft liegt falsch, die Anklage hat kein
Fundament", betonte Grasser heute zu Beginn seines Monologs, der den
ganzen Tag dauern könnte. Gestärkt hat er sich dafür mit einem
Energy Drink und Mineralwasser.
Auffallend war die vergangenen 40 Prozesstage, dass Grasser
während der Verhandlungen permanent Notizen machte und mit
Textmarker Akten durcharbeitete. Regungen zeigte er bisher kaum. Wie
schon alle anderen Prozesstage zuvor vermied es Grasser auch heute
tunlichst auf der Anklagebank fotografiert und gefilmt zu werden. Er
nimmt erst Platz, wenn die Richterin die Foto- und Videoaufnahmen
untersagt.
Grasser ist jedenfalls noch immer ein Publikumsmagnet. Während
das Interesse von Medien und Gerichtskiebitzen in den vergangenen
Wochen deutlich nachgelassen hat, ist heute der Große
Schwurgerichtssaal des Wiener Straflandesgerichts recht gut gefüllt.
Der Prozess hat am 12. Dezember des Vorjahres begonnen, der
Terminkalender des Gerichts geht zumindest bis Oktober des heurigen
Jahres. Neben Grasser und seinem Trauzeugen Meischberger sind noch
zahlreiche Ex-Manager von Immofinanz, Porr und Raiffeisen angeklagt.
Ein Angeklagter, der ehemalige Raiffeisen OÖ-Chef Ludwig Scharinger,
ist dauerhaft verhandlungsunfähig.
(Schluss) stf/gru/kre
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