OMV-Chef will Sorge von Norwegen zu Gazprom-Deal ausräumen
OMV sucht Gespräch mit Norwegens Ölminister - Konzern will von
Zeitplan für Gazprom-Deal vorerst nicht abrücken - Keine
Projekte im Iran wegen fehlender Finanzierungsmöglichkeiten
Der Wiener Öl- und Gaskonzern OMV möchte die
Bedenken aus Norwegen zum geplanten Milliarden-Tauschgeschäft mit
dem russischen Energieriesen Gazprom ausräumen. "Wir nehmen das sehr
ernst. Wir müssen uns jetzt zu dritt mit dem Minister zusammensetzen
und evaluieren, wo die Probleme sind", sagte Konzernchef Rainer
Seele am Dienstag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur
Reuters.
Nach dem Gespräch müsse man mit Gazprom entscheiden, wie man mit
der Situation umgehen wolle. Einen Gesprächstermin gebe es aber noch
nicht. "Jetzt redet man in Russland nur noch über Fußball, da
bekommt man gar keinen Termin." Seele geht davon aus, dass bis zum
Ende der Weltmeisterschaft in Russland Mitte Juli "überhaupt nichts
geht".
Norwegens Ölminister Terje Soeviknes sagte kürzlich in einem
Interview mit Reuters, dass er mit dem Geschäft zwischen OMV und
Gazprom nicht glücklich sei. 2016 hatten sich die beiden Unternehmen
grob darauf geeinigt, dass sich OMV zu knapp 25 Prozent an Teilen
des sibirischen Urengoy-Gasfeldes beteiligt und Gazprom im Gegenzug
38,5 Prozent an der norwegischen OMV-Tochter erhält. Nach langen
Verhandlungen habe man sich nun auf die Details geeinigt, sagte
Seele. Ein Antrag auf Genehmigung sei bisher aber noch nicht
gestellt worden. Ob der Deal wegen der Bedenken aus Norwegen nun
wackelt und andere Wege für das Geschäft mit den Russen verfolgt
würden, wollte der frühere Manager der BASF-Tochter Wintershall
nicht beantworten. "Das ist reine Spekulation".
Trotz des Gegenwindes will der OMV-Chef das Geschäft wie
angekündigt bis Jahresende über die Bühne bringen. "Derzeit habe ich
keinen Anlass, diesen Zeitplan zu korrigieren. Allerdings muss man
sich das nach den trilateralen Gesprächen noch einmal ansehen",
räumte Seele ein.
Wenig Spielraum für Geschäfte sieht der OMV-Chef hingegen im
Iran, nachdem die USA aus dem Atomabkommen ausgestiegen waren.
"Machen wir uns nichts vor, der Finanzsektor hat schon darauf
reagiert. Die Finanzierungsmöglichkeiten sind schlichtweg nicht mehr
vorhanden". Die OMV werde zwar ihre begonnenen Arbeiten,
insbesondere die seismischen Untersuchungen, noch abschließen.
Projekte würden aber keine verfolgt. "Nach meiner Einschätzung ist
für die OMV das Risiko der US-Sanktionen deutlich höher als die
Kompensationsmöglichkeiten, die Europa derzeit diskutiert." Auch
wenn Europa anderer Meinung sei, die Auswirkungen auf den
Finanzsektor würden letztlich die unternehmerischen Initiativen
bestimmen. Der Iran hatte im vergangenen Jahr 29 ausländische
Energiekonzerne für Öl- und Gasprojekte zugelassen. Darunter war
auch die OMV, die bereits vor den internationalen Sanktionen in dem
Land tätig war. Daraufhin wurden mehrere Absichtserklärungen für die
Entwicklung von Öl- und Gasfeldern unterzeichnet.
(Schluss) kan/ln
ISIN AT0000743059
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