Treichl - Kreditrisikokosten bleiben bis 2020 sehr niedrig
Risikokosten und Zinserträge in Größenordnungen wie 2008
kommen nie wieder
Für faule Kredite müssen Großbanken zur Zeit nicht
mehr besonders viel zur Seite legen. Das wird bei der Erste Group
vorerst so bleiben. Die Risikokosten werden nach Schätzung von
Konzernchef Andreas Treichl auch in den Jahren 2018, 2019 und 2020
extrem niedrig bleiben.
Auch danach dürften wohl nie mehr die Riesenbeträge an
Kreditwertberichtigungen anfallen, wie es sie 2008, 2009 oder 2010
gab und die zu katastrophalen Nettoergebnissen geführt hatten.
Anderseits würden auch Zinserträge nicht mehr in früheren Höhen
eingefahren, meinte Treichl am Donnerstag bei der
Jahreshauptversammlung seines Hauses in Wien.
Dass die Bank ihre Ziele für die Eigenkapitalverzinsung (10
Prozent) weiterhin nicht nach oben revidiert, obwohl sie jetzt schon
weit höher liegt, wurde von einem Aktionär als Tiefstapelei
bewertet. Finanzvorstand Gernot Mittendorfer stellte das in Abrede.
Die Markterwartungen seien gegenüber der Ersten immer recht
ambitioniert. Da sei eine gewisse Flexibilität nötig. Die
Risikokosten seien sehr gering, da könnten schon ein, zwei Fälle, zu
Bewegung führen. An vielen Stellen im Konzern werden momentan weiter
Kosten eingespart. Zu den größten Treibern hatten zuletzt
regulatorische Erfordernisse gezählt.
Länger erläutern musste der Erste-Vorstand in der heutigen HV,
wie es Ende vorigen Jahres zum Verkauf der Beteiligung an der s Immo
an den Investor Ronny Pecik bzw. in der Folge an Rene Benko kam.
Einen Tag, nachdem Ende Dezember 2017 bekannt wurde, dass Pecik der
Ersten ihre rund 10 Prozent an der s Immo abgekauft hat, wurde in
den Medien bekannt, dass eine Gesellschaft von Benko den Deal
finanziert hat.
Der kritische Kleinaktionär Rupert-Heinrich Staller schoss sich
auf den Deal ein, in der heutigen Aktionärsversammlung wollte er
wissen, warum es keine strukturierte Ausschreibung gab. "Ich nenne
das Freunderlwirtschaft", so Staller in der HV. Erste-Vorstand Jozef
Sikela sagte, vor dem Verkauf sei zwei Jahre lang mit verschiedenen
Interessenten verhandelt worden. Dass die Bank mit einer Minderheit
von 10 Prozent an dem Immo-Unternehmen keine Konsolidierungsrolle in
der Branche spielen wollte, sei bekannt gewesen. Man wollte einen
Preis über dem Börsenkurs und über dem inneren Wert der Aktie. Vier
schriftliche und zwei mündliche Angebote habe man für die s-Immo
bekommen, "alle lagen unter unseren Vorstellungen." Bis es zum
Angebot kam, das passte. Ob die Erste wusste, dass Benko involviert
war? Zum Schluss der Transaktion habe die Bank verstanden, dass ein
Teil der Mittel aus der Sphäre von Benko stammen könne. Die
Mittelaufbringung sei Sache des Käufers. "Benko war nicht unser
Vertragspartner."
(Schluss) rf/tsk
ISIN AT0000652011
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