Grasser-Prozess - Meischbergers-Aktienkauf als "solidarischer Akt"
Meischberger: Rund 2 Mio. Euro in Aktien von Meinl
International Power investiert, wo Grasser aktiv war - 3 Mio.
Euro Investment in Haus in Wien und Wohnung in Ibiza - BILD
Am Vormittag des 34. Tags im Korruptionsprozess
gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere
wurde die Befragung des angeklagten Ex-Lobbyisten Walter
Meischberger durch die Richterin fortgesetzt. Im Fokus war ein
Kreditvertrag mit der Mandarin Group des ebenso angeklagten
Vermögensberaters Norbert Wicki, um Meinl-International-Power-Aktien
im Wert von 500.000 Euro zu kaufen.
Wicki sei ihm im Herbst 2007 als Vermögensberater vom ehemaligen
Finanzminister Karl-Heinz Grasser empfohlen worden, sagte
Meischberger auf Nachfrage von Richterin Marion Hohenecker. Unter
anderem habe Wicki damals die Familie Swarovski finanziell beraten.
Nach mehreren Telefonaten mit Wicki innerhalb von "zwei, drei
Wochen" hat Meischberger den Kreditvertrag am 5. Dezember 2007
unterschrieben.
Meischberger wandte sich damals an Wicki, um Aktien von MIP zu
kaufen. "Die Mandarin war für mich kein Begriff, ich habe über die
Mandarin überhaupt nichts gewusst", sagte der Ex-Lobbyist. Die
Mandarin Group hatte ihren Sitz in der Steueroase Belize. "Für mich
war das normal, ich hab mir da keine Gedanken gemacht, das Gesicht
war der Herr Wicki". Die Vorgehensweise mit der Mandarin und dem
Kreditvertrag in Höhe von 500.000 Euro inklusive Verzinsung von 3,5
Prozent könne "nur die Idee vom Herrn Wicki gewesen sein". Ziel sei
es gewesen, MIP-Aktien zu "einem idealen Zeitpunkt zu kaufen".
Der Kauf von MIP-Aktien sei ein "solidarischer Akt gegenüber
einem Freund" gewesen, nachdem sein langjähriger Freund Grasser als
Miteigentümer und Vorstand der MIP aktiv war, sagte Meischberger.
Auch das Engagement des ehemaligen Verbund-Chefs Hans Haider habe
für das Investment gesprochen. "Für mich war das spannend." Über die
genaue Höhe des MIP-Investments will Meischberger mit Grasser nie
gesprochen haben. Wicki kaufte dann MIP-Aktien im Juli/August 2008,
"wo der Kurs schon niedrig war".
Zuvor hatte Meischberger schon MIP-Aktien via seinem
liechtensteinischen Bankberater gekauft. "Für mich war die MIP
extrem wichtig, ein Drittel meines Kapitals ist reingeflossen." Der
Aktienkurs sei aber "immer schlechter geworden".
Bei der ersten MIP-Hauptversammlung im Mai 2008 hat Meischberger
als Aktionär selbst teilgenommen. Zahlreiche Aktionärsvertreter
kritisierten damals die Geschäftsführung des MIP-Managements scharf.
Es habe "eine aggressive Stimmung gegeben", später stand eine
"feindliche Übernahme" im Raum, so Meischberger. Bei der
entscheidenden Hauptversammlung im November 2008 wollte er sich als
Aktionär durch Wicki vertreten lassen, aber aus Diskretionsgründen
nicht namentlich aufscheinen. "Ich möchte gerne im Sinne von Grasser
anwesend sein, aber unerkannt. [...] Ich wollte im Sinne der
Diskretion bei einer Hauptversammlung nicht als Aktieneigner in der
Größenordnung von 2 Mio. Euro aufscheinen", beschreibt der
Ex-Lobbyist seine damalige Situation. Wicki habe mit ihm deswegen
einen Securities Lending-Vertrag, eine Wertpapierleihe, geschlossen.
Am Ende sei Wicki aber nicht zur Hauptversammlung gegangen, weil
eine Namensnennung von Meischberger dennoch nötig gewesen wäre.
"Eigentlich war die ganze Aktion umsonst", kommentierte Meischberger
die damalige Aktion.
Richterin Hohenecker interessierte sich auch für die Verschiebung
von MIP-Aktien zur Mandarin Group nach Belize inklusive Rückholung
und zeigte die entsprechenden Schriftstücke. Wer die Schriftstücke
genau vorgeschrieben hat, kann sich Meischberger nicht mehr
erinnern. Er verwies auf seinen Bankberater und Vermögensberater. Im
Oktober 2008 wurden 223.421 MIP-Aktien von Meischberger bei der
Mandarin "eingeliefert". Am 24. April 2009 wurden 85.240 MIP-Aktien
zur Liechtensteinischen Landesbank auf das Konto Nathalie und am 24.
September 2009 auf das Konto Walter (400.815) 138.181 MIP-Aktien
zurückgeholt. Über die Beweggründe der Transaktion konnte
Meischberger nur mutmaßen, lieferte aber keine genaue Erklärung.
Laut Anklage gehörte das Konto 400.815 Grasser, während
Meischberger behauptet, es wäre auch seines. Die Transaktion auf
beide Konten sei eigentlich egal gewesen, nach dem Prinzip "linke
Tasche, rechte Tasche", meinte er.
Ebenso Thema der Befragung am Vormittag waren
Immobilieninvestments von Meischberger. In Neubau und Ausstattung
seines Hauses mit 320 Quadratmetern Wohnfläche im 19. Wiener
Gemeindebezirk in der Waldaugasse sind laut Meischberger ab dem Jahr
2004 rund 2 bis 2,3 Mio. Euro "reingeflossen". Außerdem habe er
500.000 Euro in seine Wohnung in Ibiza investiert. "Ein Drittel war
fremdfinanziert." War es in Gesprächen mit Grasser nie Thema, woher
das Geld herkommt?, wollte die Richterin wissen. "Über konkrete
Summen haben wir nicht gesprochen", entgegnete Meischberger. Grasser
habe gewusst, dass er "gut im Geschäft" war.
(Schluss) cri/gru/tsk
ISIN AT00BUWOG001 AT0000809058
WEB http://www.buwog.at
http://www.immofinanz.com
http://www.rlbooe.at