Grasser-Prozess - Meischberger rätselt über Liechtenstein-Konten
Meischberger-Vertrauen endete am Wasser -
Ex-FPÖ-Spitzenpolitiker nicht Finanzier seiner eigenen
Prozess-Homepage - BILD
Im Korruptionsprozess gegen Ex-Finanzminister
Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere hat der Zweitangeklagte
Walter Meischberger heute den ganzen Tag lang die genauen Fragen der
Richterin zu den Liechtenstein-Konten beantworten müssen. Dabei kam
der frühere FPÖ-Spitzenpolitiker und Grasser-Trauzeuge einige Male
ins Rätseln - obwohl er ja angibt, alle drei Konten seien in
Wahrheit ihm zuzurechnen.
Es geht um die Konten Natalie (Nati), Karin und Walter (400.815)
bei der Hypo Investmentbank Liechtenstein, damals eine Tochterbank
der Hypo Vorarlberg. Dorthin flossen die Millionen aus der
Buwog-Provision und wurden zu drei gleichen Teilen aufgeteilt. Laut
Meischberger erfolgte die Aufteilung, weil er eine grobe
Vermögensplanung machen wollte. Laut Anklage gehörte das Konto Karin
dem mitangeklagten Makler Ernst Karl Plech, das Konto 400.815 sei
Grasser zuzuordnen, nur das Konto Natalie sei Meischbergers Konto
gewesen.
Meischberger gab heute ganz offen zu, dass die
Immobilieninvestmentvereinbarung zwischen ihm und Plech erst im
Oktober 2009 erstellt worden sei, obwohl sie mit März 2006 datiert
ist. Es sei damals um die Verschriftlichung von mündlichen
Abmachungen zum Konto Karin gegangen. Mit dem darauf liegenden Geld
sollte Plech Immobilienprojekte für Meischberger diskret
durchführen. Im von der Polizei gefundenen Tagebuch Meischbergers
hieß es, Verträge seien zu "finden". Im Herbst 2009 begannen die
strafrechtlichen Ermittlungen zur Buwog-Provision.
Tatsächlich wurden in der Immobilieninvestmentvereinbarung und in
Nachträgen - alles laut Meischberger im Oktober 2009 geschrieben -
Immobilienprojekte von Plech identifiziert, bei denen Meischberger
eingestiegen sein soll. Dies wurde recht allgemein festgehalten.
Sehr genau regelte Meischberger hingegen die gemeinsame Nutzung
eines gemeinsam gekauften Motorboots durch die Familien Plech und
Meischberger.
Vom Konto 400.815 wurden größere Beträge in Aktienkäufe
investiert - fast alles Unternehmen, wo Grasser eine Funktion
übernommen hatte. Manche der Unternehmen habe er zuvor gar nicht
gekannt, räumte Meischberger ein. Seine Strategie erklärte er so,
dass er seine Investitionen nach "Nähe" zum Unternehmen entschieden
habe, wenn also jemand aus seinem Netzwerk dort tätig sei, erfahre
er immer, wie es der Firma gehe - Insiderinformationen seien dies
aber nicht, meinte er auf Nachfrage der Richterin.
Mit dem - mitangeklagten - Schweizer Vermögensverwalter Norbert
Wicki habe er einen Kreditvertrag über eine halbe Million Euro
gemacht, die er der Gesellschaft Mandarin borgte, ohne Wicki je
persönlich getroffen zu haben, so Meischberger. Denn Grasser habe
ihm Wicki empfohlen. Laut Anklage wurde auch der Kreditvertrag nur
zur Verschleierung der Spuren des Geldes zu Grasser errichtet.
Im Jahr 2009 habe sein Bankberater die Hypo Investmentbank
verlassen, daraufhin habe er auch zwei seiner drei Konten zur
Liechtensteinischen Landesbank transferiert. Warum am Konto 400.815,
das zum LLB Konto 15.444 wurde, auch Plech unterschrieben hatte,
konnte Meischberger der Richterin nicht erklären. Denn schließlich
hatte er immer angegeben, das sei nur sein eigenes Konto.
Meischberger wiederholte heute auch, wie er die Transaktionen mit
den Liechtenstein-Konten gemacht habe: In einem Hotelzimmer am
Stephansplatz in Wien sei eine quasi-Bankfiliale errichtet worden,
wo er - und andere Kunden - regelmäßig Bargeld bekamen und
entsprechende Unterlagen unterzeichneten. In Vaduz sei er nie
gewesen - obwohl die Kontounterlagen etc. alle als Ort Vaduz
angaben.
Während Meischberger also beim 2,5 Mio. Euro schweren Konto
"Karin" voll und ganz der Familie Plech vertraute - bis hin dass sie
bei seinem Ableben das Geld seinen Hinterbliebenen zukommen lassen,
ohne dass dies schriftlich festgehalten wurde - setzte der
Ex-FPÖ-Spitzenpolitiker beim gemeinsamen Kauf eines Motorbootes auf
Ibiza auf einen penibel ausgestalteten Vertrag mit Plech. So wurde
sogar geregelt, wer an geraden und wer an ungeraden Tagen das Boot
benutzen durfte.
Doch nicht nur das verwundert beim Boots-Deal zwischen
Meischberger und Plech - obwohl Meischberger die Hälfte der
Kaufsumme berappte, gehörte offiziell das Boot alleine Plech.
Meischberger begründet dies mit der hohen Diskretion, die notwendig
war, damit nicht alle Details aus seinen Veranlagungen in den Medien
landen.
Wobei Meischberger mit der Berichterstattung bis heute
unzufrieden ist. Er hat deshalb die Homepage
"www.derbuwogprozess.at" online gestellt, in der er die seiner
Meinung nach falschen Medienberichte aus seiner Sicht richtig
stellt. Mit heutigem Tag waren knapp über 5.000 Besucher auf der
Seite. Gestaltet wird sie von einer PR-Agentur, wer sie bezahlt,
verrät diese nicht - nur soviel: Meischberger ist es nicht, so die
Agentur zum "Standard".
Die Seite erinnert an eine andere, berühmte Homepage - nämlich
jene über die "New Economy" des damaligen Finanzministers Grasser,
die seinerzeit von der Industriellenvereinigung bezahlt wurde und
unter anderem Jugendfotos von Grasser beinhaltete und 240.000 Euro
kostete. Zuviel, wie der Chef der PR-Agentur, die sie damals
entwarf, später in einem Interview sagte. Mitverdient haben damals,
laut einem Untersuchungsbericht, auch die Lobbyisten Peter Hochegger
und Walter Meischberger.
Der Prozess wird morgen Donnerstag im Wiener Straflandesgericht
mit der weiteren Befragung von Meischberger fortgesetzt.
(Schluss) gru/stf/pro
ISIN AT00BUWOG001 AT0000809058
WEB http://www.buwog.at
http://www.immofinanz.com
http://www.rlbooe.at