Kaum noch unbefristete Mietwohnungen am Markt
AK-Umfrage: Nur 13 Prozent wollen Befristung - ÖVI:
Wohnungsnot mit Investitionsanreizen beseitigen - Ruf nach
neuem Mietrecht
Wer eine unbefristete Mietwohnung sucht, sucht
wahrscheinlich vergeblich. Wie eine aktuelle Arbeiterkammer-Umfrage
ergab, schlossen 87 Prozent einen befristeten Mietvertrag ab, weil
sie keine andere Wohnung fanden. Die Arbeiterkammer (AK) fordert die
Regierung deshalb auf, sich dem Thema Wohnen zu widmen. Der
Immobilienverband ÖVI bestätigt eine Schieflage am Wohnungsmarkt.
Laut Arbeiterkammer gaben nur 13 Prozent an, bewusst eine
Befristung ihres Mietvertrages gewollt zu haben, wie aus den am
Dienstag veröffentlichten Ergebnissen hervorgeht. Die
Interessensvertretung hatte vergangenen Herbst auf
wien.arbeiterkammer.at eine Umfrage durchgeführt, bei der 3.300
Leute mitmachten.
Den Ergebnissen zufolge sind 85 Prozent der befristeten Vertrag
auf weniger als fünf Jahre abgeschlossen, 14 Prozent davon sogar auf
unter drei Jahre, was laut Arbeiterkammer gesetzlich gar nicht
zulässig ist. Insgesamt sei bei privaten Wohnungen bereits jedes
zweite Mietverhältnis befristet.
Für die Mieter bedeutet eine Befristung oft, nach Ablauf eine
höhere Miete akzeptieren oder erneut Wohnung suchen zu müssen. Damit
einher gehen dann neuerliche Umzugskosten und meist auch eine
weitere Maklerprovision von über tausend Euro. Die Probleme
betreffen vor allem Wien und Landeshauptstädte wie Innsbruck oder
Salzburg.
Die Arbeiterkammer warnt, die Mieten würden stärker steigen als
die Einkommen. "Für viele Österreicherinnen und Österreicher sind
die Wohnkosten zu einer existenziellen Herausforderung geworden.
Dass die Regierung nun mit mehr Eigentum wirbt, anstatt endlich mehr
in den sozialen Wohnbau zu investieren, verstehe ich nicht",
kritisierte AK-Präsident Rudolf Kaske in einer Aussendung, der auf
die Wohnbauinvestitionsbank (WBIB) drängt. Das Bekenntnis der
FPÖ-ÖVP-Regierung zu einem gerechten, transparenten und
verständlichen Mietrecht sei zwar positiv, aber noch zu wenig
konkret.
Der Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) räumte am Dienstag in
einer Reaktion auf die AK-Umfrage ein, "dass jene Menschen mit
stärkeren Mietkosten belastet sind, die sich aktuell mit Wohnraum
versorgen möchten". Schuld an der Wohnungsnot sei, dass jahrelang zu
wenig Wohnungen gebaut worden seien; die zu schwache
Wohnbauproduktion habe zu einer Verknappung auf dem Markt geführt.
Die Lösung für das Problem sei aber nicht die von der Arbeiterkammer
geforderte Mietzinsbeschränkung, "vielmehr sind Investitionsanreize
Gebot der Stunde", so ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel.
Der ÖVI bestätigte auch, dass Immobilienbesitzer kaum noch
unbefristet vermieten: "Grund für die hohe Anzahl der befristeten
Verträge ist der Umstand, dass eine unbefristete Vermietung derzeit
einer de facto Enteignung gleichkommt und Kündigungen selbst bei
Eigenbedarf nur sehr schwer durchzusetzen sind", heißt es in der
Aussendung. Beide Seiten, sowohl ÖVI als auch AK, drängen auf ein
neues Mietrecht.
(Schluss) pro/sp
ISIN
WEB http://www.arbeiterkammer.at
http://www.ovi.at/de/verband/index.php