Linz Textil AG will Durststrecke 2019 beenden
Im Vorjahr Umsatz und Ertrag geschrumpft - Dividende 35 nach
42 Euro
Die Linz Textil AG will ihre
durch etliche Umstände bedingte Durststrecke 2019 beenden und wieder
den Ertrag steigern, stellte Vorstand Hermann Wiesinger in einer
Pressekonferenz am Freitag in Linz in Aussicht. Im vergangenen Jahr
sind Umsatz und Ertrag geschrumpft, letzterer ist aber weiterhin
positiv. Für heuer wird noch ein ähnliches Ergebnis erwartet.
Das seit 1882 an der Wiener Börse notierte Unternehmen hat
turbulente Jahre hinter sich: 2014 wurde erstmals seit 34 Jahren ein
Verlust erwirtschaftet. Danach gab es wieder schwarze Zahlen. Dann
kam aber ein Konflikt mit Kleinaktionären daher. Er wurde inzwischen
beigelegt, über die dem Friedensschluss zugrunde liegenden
Vereinbarungen wurde Stillschweigen vereinbart.
Währungsschwankungen, Entwicklung der Preise für die erzeugten
Produkte und Veränderungen in der Marktsituation kamen dazu.
So ging der Umsatz im vergangenen Jahr neuerlich zurück: Von
113,5 auf 110,8 Mio. Euro. Das zuletzt gestiegene Ergebnis ist
wieder gesunken. Vor Steuern (EBT) ging es von 8,6 auf 2,3 Mio. Euro
zurück, vor Zinsen und Steuern von 5,9 auf 2,4 Mio. Euro. Wiesinger
relativiert den Vergleich: In den Umsatzerlösen des Jahres 2016 sei
noch das mit Ende 2017 zur Gänze verkaufte chinesische
Tochterunternehmen Linz (Nanjing) Viscose Yarn Co. Ltd bis zu dessen
Entkonsolidierung im Mai 2016 enthalten gewesen. Werde der
Vorjahreswert um diesen Effekt bereinigt, zeige sich für 2017 ein
tatsächlicher Umsatzanstieg um 2,8 Prozent. Das Ergebnis vor Steuern
sei 2016 durch einen Einmaleffekt aus der Realisierung von
Währungsgewinnen in der Höhe von über 2,4 Mio. Euro im Zusammenhang
mit der Entkonsolidierung von Nanjing und Sondereffekte aus der
Verwertung von nicht betriebsnotwendigen Liegenschaften gesteigert
worden.
Im November 2017 wurde nach einem im Sommer eingetretenen und
anhaltenden Markteinbruch - Menge und Preise rückläufig - und einem
dazu noch stärker werdenden Dollar sowie einem hohen Preis für die
Faser beschlossen, die Viskose-Spinnerei in Linz per Ende Mai 2018
zuzusperren. Die Kapazitäten werden zum Teil in das Werk Klanec in
Kroatien verlegt, wo die Personalkosten pro Kopf deutlich geringer
sind. Für die von der Schließung betroffenen insgesamt 40
Mitarbeiter wurde ein Sozialpaket mit einem Volumen von 1,3 Mio.
Euro geschnürt. Die frei werdenden Hallen mit fast 20.000
Quadratmeter werden der Vermietung zugeführt.
Für die Weberei in Linz wurden Maschinen mit doppelter Webbreite
- bis zu 3,4 Meter - angeschafft. Das steigert Mengenausstoß,
Produktivität und das Produktangebot, etwa im Bereich Heimtextilien,
Sonnenschutz und Outdoor - beispielsweise Zelte. In der
Baumwollspinnerei in Landeck wurde die Produktionskapazität nochmals
erhöht. Seit 2015 wurden dort 17 Mio. Euro investiert. Sie zählt nun
nach eigenen Angaben zu den modernsten Spinnereien Europas. Sie
erzeugt feinste Garne, die vom Kunden Getzner in Vorarlberg unter
anderem zu Hemden-Stoffen verarbeitet werden und ist sehr
ertragreich. Zufrieden ist man auch mit der Entwicklung des zur
Gruppe gehörenden Frottierware-Erzeugers Vossen in Jennersdorf. Zur
Aufwertung der Marke gab es eine Zusammenarbeit mit der Designerin
Lena Hoschek.
2017 wurden insgesamt 10,5 Mio. Euro in Sachanlagen und
Immobilien investiert. 2016 waren es 12,4 Mio. Euro. Die Zahl der
Mitarbeiter wuchs von 597 auf 607. Für 2017 werden die Ausschüttung
einer Grund- von vier Euro und einer Sonderdividende von 31 Euro
vorgeschlagen - nach insgesamt 42 im Jahr davor. Das Eigenkapital
ging zuletzt durch den Abbau des Wertpapierportfolios von 87,9 auf
77,1 Mio. Euro zurück, die -Quote von 85,1 auf 76,2 Prozent. Aber
das könne nicht so weiter gehen, stellte Wiesinger fest. Die
Restrukturierung von Linz und Klanec werde heuer noch belastend
wirken, doch 2019 sollte der Ertrag wieder steigen. Die
Nachbesetzung seines aus Altersgründen scheidenden technischen
Vorstandskollegen Manfred Kern sei geplant, dauere aber noch. Es
komme ein starkes junges Team, diesem sollte man aber auch
eineinhalb Jahre Einarbeitungszeit gönnen.
Nach der Renovierung und Revitalisierung mit Büros und Wohnungen
des Palais Löwenfeld um 2,4 Mio. Euro, das zuletzt 20 Jahre leer
gestanden war, soll nun auch dessen "Meierhaus" saniert werden. Und
im Stadtteil Ebelsberg im Süden von Linz möchte das Unternehmen noch
ein neues Design-Hotel mit 115 Zimmern um 14 Mio. Euro gebaut
werden. Nach diesen Abschluss dieser Aktivitäten im
Immobilienbereich will sich die Linz Textil aber wieder auf ihre
namensgebende Bestimmung konzentrieren.
(Schluss) zie/ver/stf
ISIN AT0000723606
WEB http://www.linz-textil.at