Telekom-Chef Plater: "Wir müssen im Ausland expandieren"
"Wir haben den Osten in unserer DNA" - Eine Milliarde für
Zukäufe in der Kriegskasse - "Müssen in Serbien, Kroatien und
anderen Ländern Ex-Jugoslawiens mehr investieren"
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KORREKTUR-HINWEIS
In APA0292 vom 09.04.2018 muss es im ersten Absatz, letzten Satz,
richtig heißen: "Wir könnten (nicht: können) für Akquisitionen eine
Milliarde ausgeben ..."
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Die teilstaatliche Telekom Austria will vor allem
durch Zukäufe in Osteuropa weiter wachsen. "Wir haben den Osten in
unserer DNA, darum werden wir uns weiter im Osten umsehen", sagte
Konzernchef Alejandro Plater am Montag im Klub der
Wirtschaftspublizisten in Wien. "Wir könnten für Akquisitionen eine
Milliarde ausgeben", sagte Plater.
"Ich glaube, international zu expandieren ist der beste Weg, um
Arbeitsplätze in Österreich zu schaffen", sagte der Vorstandschef
der zum mexikanischen Mobilfunkkonzern America Movil gehörenden
Telekom Austria. Österreich sei ein kleiner Markt und man könne hier
nicht die notwendige Größe erreichen, um wettbewerbsfähig zu sein.
"Wir konkurrieren mit T-Mobile und mit Drei, beide sind große
Unternehmen. Der beste Weg, um Qualitätsjobs in Österreich zu
schützen, ist die Expansion im Ausland, sonst wird man immer
kleiner." Mit America Movil habe man dafür einen sehr guten Partner.
"Ohne Expansion werden wir keinen Erfolg haben. Wir müssen in
Europa relevant werden", sagte Plater. In Deutschland wachse man
organisch, die anderen Märkte, in denen die Telekom Austria präsent
sei, würden durch Zukäufe konsolidiert. "Wir haben jedes Jahr
Unternehmen um 100 bis 200 Mio. Euro gekauft, um unsere Assets in
Ländern wie Kroatien, Weißrussland, Bulgarien und Mazedonien zu
ergänzen." Ein weiterer Schritt sei die Expansion in neue Länder im
Osten. Mehr investieren müsse man etwa in Serbien, Kroatien und in
anderen Ländern des früheren Jugoslawiens.
Falls sich eine Gelegenheit für einen Zukauf ergeben sollte,
könnte man eine Milliarde Euro ohne weiteres dafür aufbringen, also
ohne Kapitalerhöhung, erklärte Plater. Derzeit gebe es aber kein
Akquisitionsziel in dieser Größenordnung. Die staatliche serbische
Telekom Srbija oder die slowenische Telekom Slovenije hätten schon
mehrmals privatisiert werden sollen, die Verkäufe seien aber
letztlich am Preis gescheitert. Die Preisvorstellungen der Verkäufer
hätten sich immer an Bewertungen von vor fünf Jahren orientiert,
"aber diese Preise sind nicht mehr zu erzielen", so Plater. Es gebe
derzeit eher einen Trend zum Rückzug aus der Region. "Telenor hat
gerade ihre Aktivitäten in Osteuropa verkauft, in Bulgarien, Serbien
und Ungarn."
Die Telekombranche werde derzeit von drei wesentlichen Faktoren
getrieben, sagte Plater - der Entwicklung künstlicher Intelligenz,
der hohen Verfügbarkeit von Daten und der raschen technischen
Entwicklung bei der Verarbeitung dieser Daten. Die Digitalisierung
ermögliche neue Formen des Konsums mit einem kleineren "Fußabdruck"
auf die Umwelt, etwa beim Musikstreaming. Eine der Herausforderungen
der Zukunft sei es daher, die Telekom Austria in ein
Software-Unternehmen zu transformieren. "Der Wert liegt in der
Software, nicht so sehr in der Konnektivität."
Ein Trend sei derzeit die Sammlung und Auswertung von
Kundendaten. "Wir sammeln aber nicht Daten über einzelnen Leute,
sondern generelle Informationen und Trends." Man verkaufe nicht die
gesammelten Daten selbst, sondern werte die gesammelten Daten aus
und verkaufe die Ergebnisse.
Kritik übte Plater am Design der bevorstehenden 5G-Auktion. So
sei es "sehr seltsam", dass geplant sei, die Frequenzen für einzelne
Regionen zu versteigern. In der EU diskutiere man im Gegenteil, wie
man Frequenzspektren länderübergreifend vergeben könnte. Der
Telekom-Chef warnte auch davor, den Fokus bei der Versteigerung vor
allem auf den erzielbaren Erlös für die Staatskasse zu legen. "Wir
haben einen limitierten Cashflow. Entweder investieren wir in den
Netzausbau oder wir bezahlen für das Spektrum. Wenn wir viel für das
Spektrum bezahlen, werden wir das Netz langsamer ausbauen können.
Der Regulator muss seine Prioritäten setzen: Wenn er einen raschen
Netzausbau will, darf er beim Verkauf des Spektrums nicht zu gierig
sein."
(Schluss) ivn/kre/cs
ISIN AT0000720008
WEB http://www.telekomaustria.com