WIIW - Osteuropa bleibt auf Konvergenzpfad
Angespannte Situation am Arbeitsmarkt, Migranten vor allem aus
der Ukraine - GRAFIK
Der Konvergenzprozess in Osteuropa wird sich nach
Einschätzung des Wiener Instituts für Internationale
Wirtschaftsvergleiche (WIIW) fortsetzen. Es gebe aber eine paar
langfristige Herausforderungen wie etwa die demografische
Entwicklung und das Risiko, dauerhaft in der Rolle der verlängerten
Werkbank zu sein, sagte WIIW-Experte Richard Grieveson am Dienstag
in einer Pressekonferenz.
Derzeit gebe es aber teilweise Enttäuschungen bei der Annäherung
der osteuropäischen Länder an Westeuropa. Ein Grund dafür sei, dass
zum Teil die Lohnkonvergenz niedriger sei als jene des
Bruttoinlandsprodukts wie etwa in Tschechien. Grieveson erwartet
aber, dass sich der Konvergenzprozess vor allem bei den Löhnen
fortsetzen wird.
Es habe in den meisten Ländern bereits starke Löhneerhöhungen
gegeben, die aber durch Steigerungen der Arbeitsproduktivität und
der nicht-preislichen Wettbewerbsfähigkeit mehr als kompensiert
worden seien, so das WIIW in seiner aktuellen Frühjahrsprognose für
Mittel-, Ost- und Südosteuropa (MOSOEL). Die externe
Wettbewerbsfähigkeit sei nicht in Gefahr. Die fortgesetzten
Lohnerhöhungen sollten auch in den nächsten Jahren den privaten
Konsum unterstützten, der derzeit der Hauptmotor des Wachstums sei.
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt sei angespannt, vor allen in den
osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten. In Teilen der Region wird sie
durch Migration aus der Ukraine entschärft. Wichtige Zielländer in
der Region sind vor allem Polen aber auch Tschechien und Ungarn. In
Polen ist der Anteil der Ukrainer an den Aufenthaltsbewilligungen
kräftig gestiegen. Eine Rolle spiele auch die illegale Migration, so
das WIIW. Nach Schätzungen sollen laut Medienberichten rund 2
Millionen Ukrainer in Polen leben. Mittel- und langfristig sei der
Einsatz von Migranten aber keine Lösung für die
Arbeitsmarktprobleme, so WIIW-Experte Mario Holzner. Dies werde wohl
nur mit einem stärkeren Kapitaleinsatz Richtung Robotisierung,
höhere Löhne und mehr Effizienz möglich sein.
Ingesamt befindet sich die Region auf einem wirtschaftlichen
Höhenflug. Grieveson sieht die Jahre 2017 und 2018 als
Wachstumshöhepunkt. 2019 und 2020 werden sich positiv entwickeln,
wenn auch etwas schwächer als die Jahre davor. 2017 sei das bestes
Jahr seit 2011 gewesen. Zudem hätten erstmals seit 2007 alle Länder
in der Region expandiert. Wachstumsmotoren sind laut WIIW neben dem
privaten Konsum auch die Investitionen und das positive externe
Umfeld.
( 0296-18, 88 x 154 mm)
(Schluss) itz/ggr
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