Strafzölle - WIIW: Höhere Zölle auf Autos würden Europa stark treffen
Direkte Auswirkungen von US-Zöllen auf Stahl begrenzt - GRAFIK
Die US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium werden
nach Einschätzung des Wiener Instituts für Internationale
Wirtschaftsvergleiche (WIIW) in Europa keine sehr großen
Auswirkungen bezogen auf Gesamtexporte und Bruttoinlandsprodukt
(BIP) haben. Wesentlich gravierender wären Zölle auf Autos. Die
Eskalation zu einem Handelskrieg etwa durch höhere Kfz-Zölle würde
Europa stark treffen.
Die EU reagiere zur Zeit relativ besonnen mit einer sanften
strategischen Reaktion, so WIIW-Experte Robert Stehrer am Rande
einer Pressekonferenz zur WIIW-Frühjahrsprognose für Osteuropa. Es
sei aber unsicher, was passieren werde. Unsicher sei derzeit
beispielsweise, ob es Ausnahmen für Australien oder Europa geben
werde. Wenn US-Präsident Donald Trump Zölle auf Autos einführen
sollte, könnte das quasi ein Handelskrieg sein, der große
Auswirkungen auf Deutschland und aufgrund der Lieferantenkette auch
auf Mittel- und Osteuropa haben werde.
Die Stahlexporte würden wegen der Zölle um 20 bis 30 Prozent
einbrechen. Insgesamt würden die direkten Auswirkungen der Stahl-
und Aluminiumzölle für die EU, Österreich und Zentral-, Ost- und
Südosteuropa (CESEE) aber begrenzt sein, heißt es in einer
WIIW-Analyse. Klarer Gewinner bei Stahl sei Kanada, das von den
Zöllen ausgenommen sein wird. Eisen, Aluminium und die dazugehörigen
Produkte machen nur rund 0,2 Prozent aller Exporte der EU- und
CESEE-Länder aus. Innerhalb der EU sei der Anteil in den
Niederlanden und in Irland am höchsten, er betrage aber auch dort
nur knapp über 1 Prozent der Gesamtexporte. In Osteuropa seien
Russland (0,8 Prozent der Gesamtexporte), die Ukraine und die Türkei
(je 0,6 Prozent) am stärksten betroffen.
In Österreich würden nach einer ersten Schätzung die
Gesamtexporte um 230 Mio. Dollar (186,96 Mio. Euro) sinken. Zum
Vergleich: 2017 lagen Österreichs Ausfuhren bei insgesamt rund 142
Mrd. Euro. Für die EU insgesamt geht das WIIW von einem
Exportrückgang durch die US-Zölle auf Stahl und Aluminium um 2,7
Mrd. Dollar aus, für CESEE um 1,5 Mrd. Dollar.
Die Weltmarktpreise für Eisen und Stahl dürften angesichts des
geringen Anteils der US-Importe an der globalen Produktion nicht
wesentlich beeinflusst werden. Die USA seien zwar der weltweit
größte Importeur von Roheisen und Eisenerzeugnissen, die Einfuhren
hätten aber nur einen Anteil von 0,3 Prozent bzw. 2 Prozent der
Weltproduktion.
Keines der untersuchten europäischen Länder werde betreffend
Stahl signifikante Nettowohlstandsverluste oder - gewinne
verzeichnen. Produzenten würden rund 100 Mio. Dollar verlieren,
Konsumenten durchschnittlich rund 90 Mio. Dollar gewinnen. Für die
USA wird mit einem Nettowohlstandsverlust von 2,3 Mrd. Dollar durch
den Bereich Stahl und von 233 Mio. Dollar durch Aluminium gerechnet.
Sollte es zu einem US-Zoll von 35 Prozent auf Autos kommen, wären
die EU-15 allerdings stark betroffen, heißt es in der Analyse.
Deutsche Autoexporte in die USA machten rund 2,7 Prozent der
Gesamtexporte aus, in Österreich seien es 0,7 Prozent.
Generell scheine klar zu sein, dass durch neue Zölle und zu
erwartende Gegenmaßnahmen der Handelspartner die meisten oder alle
Beteiligten darunter zu leiden hätten.
(Schluss) itz/kre
ISIN
WEB http://www.wiiw.ac.at/