Grasser-Prozess - Thornton: "Ich war schlicht ein Bote"
Früherer Immofinanz-Manager veranlasste Provisionszahlungen an
Hochegger ohne Vertrag zu kennen - Thornton will nur im
Auftrag von Petrikovics gehandelt haben - BILD
Am 18. Verhandlungstag im Korruptionsprozess gegen
Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und andere wurde am
Mittwoch als vierter Angeklagter der frühere Manager im Immofinanz-
und Constantia-Privatbank-Konzern, Christian Thornton, befragt. Er
bekannte sich zu Beginn seiner Einvernahme durch Richterin Marion
Hohenecker "nicht schuldig". Thornton ist wegen Bestechung und
Untreue angeklagt.
Der Ex-Immofinanz-Manager hat heute versucht, seine eigene Rolle
bei der Bezahlung der Millionenprovision an Peter Hochegger
kleinzureden: "Ich war schlicht ein Bote", sagte er. Er habe immer
nur im Auftrag seines Chefs, Karl Petrikovics, gehandelt. Thornton
hatte die Provision über Scheinrechnungen abgewickelt.
Dass er mit einem Nettojahresgehalt von rund 100.000 Euro für
einen Boten sehr gut bezahlt sei, wie Hohenecker anmerkte, ließ
Thornton so nicht stehen, schließlich sei er der Leiter des
Rechnungswesens gewesen.
Warum er die Zahlungen der Provisionen an Hocheggers Firma
Astropolis auf Zypern veranlasst habe, ohne den zugrundeliegenden
Vertrag zu kennen, rechtfertigte Thornton damit, dass er dazu den
Auftrag von Petrikovics bekommen habe. "Er war mein Vorgesetzter.
Ich hatte nie Zweifel an seinen Aussagen", so Thornton. "Der
Umstand, dass ein Vertrag bei einem Notar liegt, sagt noch nichts
über eine darin enthaltene Leistung aus", entgegnete die Richterin.
Er sei davon ausgegangen, dass eine Kopie davon im Haus liege, die
er sich aus Diskretionsgründen aber nicht zeigen lassen wollte.
Petrikovics sei ein großer Kommunikator gewesen und habe das
Unternehmen straff geführt. "Wenn ich die Info gebraucht hätte,
hätte er sie mir gegeben", sagte Thornton. Er sei davon ausgegangen,
dass von Petrikovics niemand Geld bekomme, der nicht eine Leistung
dafür erbracht hätte. Thornton musste auch eingestehen, dass es in
der Immofinanz nicht üblich war, dass ein Vertrag beim Notar
hinterlegt wurde. Er könne sich an keinen anderen Fall erinnern.
Thornton war damals Geschäftsführer mehrerer
Tochtergesellschaften im weitverzweigten Konzern von Constantia
Privatbank, Immofinanz und Immoeast. Unter anderem war er
Geschäftsführer der CPB Corporate Finance Consulting GmbH (CPB CFC),
einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft der Constantia
Privatbank (CPB). Diese habe als "Zahlstelle" der Bank fungiert und
oft Provisionen von Projekten, wo kein Drittmakler tätig war, mit
den Projektgesellschaften bzw. Immofinanz und Immoeast verrechnet,
die dann später von der CPB verrechnet worden seien, schilderte
Thornton.
Der Sinn dieses "Dreiecks" sei wohl gewesen, dass Petrikovics in
der Bank eine gleichmäßige Ertragslage steuern wollte, meinte
Thornton gegenüber der Richterin, die sich über diese komplizierten
Rechnungslegungen wunderte. Hintergrund des Anspruchs der CPB seien
Managementverträge gewesen, so seien auch die Mitarbeiter für
Immofinanz und Immoeast alle bei der CPB angestellt gewesen.
Mit dem Erwerb der Bundeswohnungen im Rahmen des
Österreich-Konsortiums im Jahr 2004 habe er nichts zu tun gehabt,
denn Petrikovics habe dafür eigens eine Mitarbeiterin engagiert, die
von der RZB gekommen sei, sagte Thornton. Im Jahr 2005 habe er von
Petrikovics dann bei einem Jour fixe den Auftrag bekommen,
Provisionen für Hochegger abzurechnen. So flossen insgesamt 9,9 Mio.
Euro an Hochegger.
Am heutigen Verhandlungstag kam es zu weiteren Krankmeldungen in
den Rängen der Angeklagten. Neben dem bereits entschuldigten
mitangeklagten Schweizer Vermögensverwalter Norbert Wicki meldete
sich auch der ebenfalls angeklagte Gerald Toifl, früher Anwalt von
Walter Meischberger, krank. Und auch einer der Hauptbeschuldigten,
der Makler Karl Ernst Plech, ist laut seinem Anwalt erkrankt und
befindet sich in einem Krankenhaus in stationärer Behandlung. Dieser
Aufenthalt dürfte noch zwei Wochen dauern. Der Schöffensenat
beschloss, das Verfahren gegen Plech getrennt zu führen.
Morgen Donnerstag geht der Prozess mit der Befragung von Thornton
weiter.
(Schluss) ggr/stf/kre/gru
ISIN AT00BUWOG001 AT0000609607 AT0000809058
WEB http://www.buwog.at
http://www.porr-group.com
http://www.immofinanz.com