Klima- und Energiestrategie soll alle Sektoren in die Pflicht nehmen
Plank: 45 Prozent der Emissionen durch Mobilität/Verkehr -
Verbund-Chef für Inkludierung von Verkehr, Wärme und Industrie
mit Zielen - Gas zum Heizen für Plank ebenso "out" wie
Ölheizungen
Die Klima- und Energiestrategie, zu der die
Regierung bis Ende März einen Entwurf vorlegen will, soll beim
Klimaschutz und der CO2-Senkung keinen Bereich aussparen. Josef
Plank, Generalsekretär im Nachhaltigkeitsministerium, nannte am
Mittwoch unter den wichtigsten Punkten auch die Sektorkopplung. 45
Prozent der Emissionen seien durch Mobilität und Verkehr verursacht,
so Plank.
Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber bezeichnete die Sektorkopplung
als "ganz ganz wichtiges Element". Verkehr, Wärme und Industrie
müssten inkludiert werden, mit Zielen. Es solle aber "kein
Industrie-Vertreibungsprogramm" werden, so Anzengruber.
Es sei "nicht ausgeschlossen, dass es am Ende auch in anderen
Sektoren Ziele" wie für Strom gebe, sagte Generalsekretär Plank. Das
werde Gegenstand der im April mit den Stakeholdern startenden
Debatte zur Klima- und Energiestrategie sein, ehe diese - bis Juni -
fertiggestellt werde.
Das im Regierungsprogramm von Dezember verankerte Ziel, die
Stromversorgung bis 2030 - bilanziell über ein ganzes Jahr - zu 100
Prozent erneuerbar zu machen, nannte Plank "ehrgeizig" und
"anspruchsvoll". Anzengruber meinte, dazu müsse "das Tempo
mindestens verdoppelt" werden: Heute stehe Österreich bei circa 75
Prozent und habe in den letzten 15 Jahren nur 10 Prozentpunkte gut
gemacht.
Als wichtigste Punkte betonte Plank bei einer Veranstaltung des
Verbund-Stromkonzerns "Raus aus der Kohle", "mehr Eigenproduktion an
sauberer Energie im Inland", das bis 2030 angestrebte Ziel einer
bilanziell nur mehr erneuerbaren Stromerzeugung, eine "soziale
Ausgewogenheit" sowie die Sektorkopplung. Ausgerichtet sein werde
die Strategie auf eine Dekarbonisierung bis zum Jahr 2050. Das sei
"ehrgeizig", da dürfe kein Tag versäumt werden.
"Raus aus der Kohle" spiele zwar gerade in Österreich keine große
Rolle, sei "aber ein Zeichen", meinte der Generalsekretär des für
Energie und Umwelt zuständigen Nachhaltigkeits- und
Tourismusressorts von Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Das
2030er Ziel bei Strom zeige, dass "wir einen anspruchsvollen Weg
gehen", meinte Plank. Der Standort Österreich solle durch die Klima-
und Energiestrategie aber "in keinem Fall geschwächt" oder die
Industrie in eine unangenehme Wettbewerbssituation gebracht werden.
Der künftig verstärkt geplanten Eigenproduktion an sauberer
Energie im Inland stellte Plank die aktuelle Abhängigkeit von
Importen gegenüber, was auch "ein bisschen krisenanfällig" mache.
Zudem stellte er die Frage in den Raum: "Wie schauen die
Produktionsbedingungen zum Beispiel bei Öl in Nigeria aus" - werde
in Österreich "ein Baum umgeschnitten", gebe es schon Unmut. "Auch
bei Öl wird in Herkunftsnachweise investiert werden müssen", meinte
dazu Maximilian Irlbeck, Koordinator der Themenplattform
"Digitalisierung im Energiebereich" beim "Zentrum
Digitalisierung.Bayern". Für Anzengruber steht zumindest fest: "Wir
stehen am Anfang vom Ende des fossilen Zeitalters. Wir investieren
schon seit Jahren nicht mehr in CO2-Technologie."
Über Gas in der Mobilität als Möglichkeit sollte gesprochen
werden, plädierte Plank - das habe man in den vergangenen Jahren aus
den Augen verloren. Auch "Greening the gas" sollte ein Thema sein.
In der E-Mobilität, die "emotional sehr im Trend liege", sei noch
viel zu tun. Für Biotreibstoffe kann sich der Generalsekretär eine
vielleicht etwas offensivere Rolle vorstellen.
Bei Mobilität und Verkehr mit 45 Prozent aller Emissionen gebe
"eine Vielzahl von Möglichkeiten", meinte Plank, doch gehörten auch
die Bundesländer als wesentliche Spieler mit an Bord. Für die
EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr sieht er die Chance, dass
Österreich mithelfen kann, dass die auf EU-Ebene neu diskutierten
Pkw- und Lkw-Ziele "zu verbindlichen Zielen" werden.
Bei Gas zur Wärmeversorgung kann sich Plank dagegen "nicht mehr
große Investitionen in die Infrastruktur" vorstellen. Auch sollte
das Thema "Ölheizungen im Neubau" - hier gibt es ja schon Verbote
auf Bundesländerebene - sollte auf Ölheizungen generell ausgeweitet
werden, gab der Generalsekretär zu verstehen. Photovoltaik sollte
gerade auch auf den Dächern eine Offenheit erfahren, "hier kann man
viel machen, das wird ganz massiv gebracht werden", auch wenn
dadurch mehr Volatilität ins System komme. Laut Regierungsprogramm
ist eine "100.000 Dächer"-Investitionsförderung für private PV und
Kleinspeicher geplant. Und: "Speicher, alle Speicher" seien
natürlich ein guter Teil der Antwort auf die vorliegenden
Herausforderungen, so Plank. Insgesamt werde es ohne ein drastisches
Nachuntendrehen des Gesamtenergieverbrauchs nicht gehen.
Verbund-Chef Anzengruber erhofft sich auch mit der Klima- und
Energiestrategie ein wettbewerbsorientiertes System. Er forderte
"Kostenwahrheit" und sprach sich "gegen unüberlegte Förderungen"
aus. Die Aufgabe, die sich stelle, sei groß: "Wir müssen einmal
davon wegkommen, dass wir Planungsriesen, aber Realisierungszwerge
sind."
(Schluss) sp/itz
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