Grasser-Prozess - Ex-Immofinanz-Manager Thornton: Nicht schuldig
Verfahren gegen Plech wird wegen Erkrankung getrennt geführt -
18. Verhandlungstag begann mit Befragung des angeklagten
früheren Immofinanz-Managers Christian Thornton - BILD
Der 18. Verhandlungstag im Prozess gegen
Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser (FPÖ/ÖVP) und weitere wegen der
Korruptionsanklage im Zusammenhang mit der Privatisierung der
Bundeswohnungen (Buwog u.a.) hat heute, Mittwoch, mit der
Einvernahme des angeklagten Ex-Immofinanz-Manager Christian Thornton
begonnen. Thornton bekannte sich nicht schuldig. Er ist wegen
Bestechung und Untreue angeklagt.
Am heutigen Verhandlungstag häuften sich auch die Krankmeldungen.
Neben dem bereits als krank entschuldigten Mitangeklagten Schweizer
Vermögensverwalter Norbert Wicki meldete sich heute auch der
ebenfalls Angeklagte Gerald Toifl, früher Anwalt von Walter
Meischberger, krank. Und auch einer der Hauptbeschuldigten, der
Makler Karl Ernst Plech, ist laut seinem Anwalt erkrankt und
befindet sich in einem Krankenhaus in stationärer Behandlung. Dieser
Aufenthalt dürfte noch zwei Wochen dauern. Richterin Marion
Hohenecker und die Schöffen zogen sich anschließend kurz zur
Beratung zurück, was sie wegen des Nichterscheinens von Plech nun
machen wollen. Der Schöffensenat beschloss, das Verfahren gegen
Plech getrennt zu führen.
Thornton ist wegen Untreue und Bestechung angeklagt. Er bekannt
sich zu Beginn seiner heutigen Einvernahme als nicht schuldig.
Thornton war damals Geschäftsführer zahlreicher
Tochtergesellschaften im Immofinanz-Constantia-Konzern - in den
Immoeast- bzw. Immofinanz-Vorstand kam er erst 2007 bzw. 2008. Er
hatte die Abwicklung der Millionenprovision des mitangeklagten
Ex-Lobbyisten Peter Hochegger übernommen und Gelder für von
Hochegger ausgestellte Scheinrechnungen an die zypriotische Firma
Hocheggers, Astropolis, überwiesen. Von dort transferierte der
mitangeklagte Meischberger einen Großteil des Geldes nach
Liechtenstein, wo es auf drei Konten landete. Die Staatsanwaltschaft
sieht Grasser hinter einem der drei Konten - was dieser bestreitet.
Das zweite Konto wurde von Plech eingerichtet, der das Geld aber nur
treuhändisch für Meischberger verwaltet haben will.
Die Millionenprovision erhielt Hochegger für Beratung bei der
Privatisierung der Bundeswohnungen (Buwog und andere
Gesellschaften). In dem geheimen Bieterverfahren war das sogenannte
"Österreich-Konsortium" bestehend aus Immofinanz, der
Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ) und anderen siegreich,
Hochegger kassierte eine über Scheinrechnungen abgerechnete
Provision von 9,6 Mio. Euro, ein Prozent des Kaufpreises von 961
Mio. Euro. Dass Hochegger tatsächlich sogar 9,9 Mio. Euro überwiesen
bekam, wird wohl auch Thema bei der Befragung Thorntons sein. Bisher
war die Mehr-Überweisung von 300.000 Euro von Hochegger als "Fehler"
bezeichnet worden.
Die Immofinanz war im Zuge der Finanzkrise 2008/2009 selber in
massive Probleme geraten, im Zuge von Ermittlungen und
Hausdurchsuchungen wurden auch die Belege für die
Millionenüberweisungen an Hochegger gefunden. Damals hatte Thornton
ausgepackt und von der Millionenprovision für Hochegger im Zuge der
Buwog-Privatisierung erzählt - was die Ermittlungen zum
Korruptionsverdacht bei der Buwog-Privatisierung erst ins Rollen
brachte. Thornton verteidigt sich, er habe die fiktiven Rechnungen
im Auftrag des damaligen Immofinanz-Chefs Karl Petrikovics erstellt.
Damals war er ja Geschäftsführer und nicht Vorstand.
Im Immofinanz-Prozess, in dem es um millionenschwere
Aktienoptionsgeschäfte ging, war Thornton rechtskräftig zu 15
Monaten bedingter Haftstrafe verurteilt worden. Der Oberste
Gerichtshof (OGH) hatte dies im Oktober 2015 entschieden. In erster
Instanz war Thornton noch zu zwei Jahren bedingt verurteilt worden.
(Schluss) ggr/gru/itz
ISIN AT00BUWOG001 AT0000609607 AT0000809058
WEB http://www.buwog.at
http://www.porr-group.com
http://www.immofinanz.com
http://www.rlbooe.at