Grasser-Prozess - Meischberger-Anwalt 2 - Kritik an "Verräter"
Scharfe Worte gegen Berner und Ramprecht - Meischberger
langjähriger FPÖ-Abgeordneter - Kein "Tatplan" zur Korruption,
sondern erfolgreicher "strategischer Berater" - BILD VIDEO
Meischbergers Verteidiger Jörg Zarbl ging in seiner
Rede auch mit jenen beiden Männern hart ins Gericht, die belastende
Aussagen gegen die Angeklagten gemacht hatten. Der früherer
Kabinettschef im Infrastrukturministerium von Michael Schmid (FPÖ),
Willibald Berner, sei von einem sozialdemokratischen Hintergrund zur
FPÖ gekommen und hätte unter den Freiheitlichen als "Verräter"
gegolten.
"Den Verrat liebt man, den Verräter nicht", sagte Zarbl. Die FPÖ
habe Informationen von Berner zuvor im Wahlkampf verwertet, als Dank
sei er Kabinettschef in einem FPÖ-Ministerium geworden. Berner hatte
von einem "gemeinsamen Tatplan" von Personen rund um Grasser auf der
linken Seite (Meischberger, Hochegger, Plech) und Jörg Haider auf
der rechten Seite gesprochen, um sich bei Privatisierungen und
ähnlichem zu bereichern. "Eine Verbindung (von Meischberger, Anm.)
zu Haider ist denkunmöglich", so der Anwalt, denn Meischberger sei
1999 aus der FPÖ ausgeschlossen worden.
Auch Michael Ramprecht, der Grasser ein "abgekartetes Spiel" bei
der Bundeswohnungen-Privatisierung vorgeworfen hatte, blieb von
Kritik nicht verschont. Ramprecht, ein ehemaliger
Kabinettsmitarbeiter Grassers, habe aus "Rache" gehandelt, seine
Ehefrau habe einen Job beim Makler Ernst Plech verloren, nannte
Zarbl als dahinterstehende Motivation Ramprechts. Außerdem: Bei der
Buwog-Privatisierung habe Grasser gar nicht das Heft in der Hand
gehabt, weil Kärnten ein Vorkaufsrecht hatte, so der Anwalt.
Einleitend hatte der Strafverteidiger seinen Mandanten
vorgestellt: Meischberger werde in den Medien immer nur als
"Grassers Trauzeuge" bezeichnet, das stimme zwar, aber er sei
erfolgreicher FPÖ-Politiker und Unternehmer. Meischberger sei zehn
Jahre lang FPÖ-Nationalratsabgeordneter gewesen und auch im
Bundesrat Mandatar. 1999 sei Meischberger aus der FPÖ ausgeschlossen
worden, dadurch sei es zu einem Bruch mit dem bisherigen Umfeld
gekommen.
Allerdings seien die langjährigen Freundschaften mit seinem
"väterlichen Freund" Ernst Plech und mit Grasser aufrecht geblieben.
Die Freundschaft mit Plech sei so eng gewesen, dass man für
Geschäfte keine Verträge gebraucht habe, argumentierte der Anwalt.
Auch mit Hochegger sei Meischberger befreundet gewesen und habe
mit ihm Geschäfte gemacht. "Hochegger führte ihn ins Geschäft der
Public Relations ein", während Plech Meischberger in die
Immobilienbranche einführte, schilderte der Anwalt die fördernden
Freunde Meischbergers.
Meischberger habe als "strategischer Berater" zahlreiche große
Geschäfte gemacht, mit Unternehmen wie Novomatic, der Porr, der
Telekom und weiteren. Diverse strafrechtliche Ermittlungen - wegen
Korruptions- und Untreue-Verdachts, Anm. - zu Meischbergers
Geschäften seien eingestellt worden. In der Causa um eine
600.000-Euro-Zahlung - laut Meischberger Tipp für ein Hotelkauf in
München - sei Meischberger nach einem Prozess freigesprochen worden.
(Schluss) gru/stf/phs
ISIN AT00BUWOG001 AT0000609607
WEB http://www.buwog.at
http://www.porr-group.com